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Ausgabe:

Juli/August/2000

Spalte:

722 f

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

[Ritschl, Dietrich]

Titel/Untertitel:

Metapher und Wirklichkeit. Die Logik der Bildhaftigkeit im Reden von Gott, Mensch und Natur. Dietrich Ritschl zum 70. Geburtstag. Hrsg. von R. Bernhardt u. U. Link-Wieczorek.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999. 346 S. gr.8. Kart. DM 78,-. ISBN 3-525-56192-X.

Rezensent:

Ulrich Kühn

Diese Festschrift ist "dem Theologen und Psychotherapeuten Dietrich Ritschl" (9) gewidmet. Sie umfasst neben einer Einleitung der Herausgeber, einer Laudatio von W. Huber und einem Bild des Heidelberger Ökumenischen Instituts von G. Rau 26 Beiträge von Autoren, die - wie die Herausgeber formulieren - "zur wissenschaftlichen ,Kommunikationsfamilie'" (9) Ritschls gehören. Alle Beiträge sind um die Thematik von Bild und Metapher gruppiert, und zwar in drei Abteilungen: I. Zugänge (H. Ott, M. Hailer); II. Metaphern im Reden von Gott, a) in der biblischen Botschaft (R. Rendtorff, P. M. van Buren; J. Assmann, M. Oeming, J. Barr, P. v. Gemünden/G. Theissen), b) in der Reflexion des Glaubens (E. Arens, Chr. Link, Fr. Mildenberger, A. M. Ritter, M. Welker, H. G. Ulrich), c) in der Praxis des Glaubens (D. Sattler/Th. Schneider, H. Schmidt, I. Schoberth, D. Stollberg); III. Metaphern im Reden von der Natur und vom Menschen, a) aus der Sicht der Psychosomatik (P. Hahn, E. R. Petzold, W. Kämmerer), b) aus der Sicht der Physik (H. L. Harney), c) aus der Sicht der Theologie (J. Hübner, M. Plathow), d) aus der Sicht der Philosophie (E. Rudolph, E. Hofmeister).

In den aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen stammenden Beiträgen spiegelt sich der Stand der neueren Metaphern-Diskussion zwischen den von J. Buntfuß sog. "schwachen" und "starken" Metaphern und also angesichts des unterschiedlich denkbaren Bezuges der Metaphern zur Realität wider. Wie die Hgn. U. Link-Wieczorek einleitend feststellt, sind alle Autoren der Festschrift allerdings zurückhaltend gegenüber einer postmodernen, eher nominalistischen Neukonstitution von Wirklichkeitshorizonten durch Metaphern. "Von einer ausschließlich durch menschliche Wahrnehmungen konstruierten Wirklichkeit, die es außerhalb der Sprache gar nicht gäbe, geht niemand der hier publizierenden Autoren und Autorinnen aus." (14) Sie bewahren so das Wahrheitsmoment des philosophischen Realismus, demzufolge Metaphern der Struktur der Wirklichkeit "korrespondieren" müssen und also nicht beliebig konstruierbar sind. "Für die Theologie wirft das die Frage auf, inwiefern in biblischen metaphorischen Konstruktionen oder gar in den Leitmetaphern der kirchlichen Lehre ein mit der Wahrheit Gottes korrespondierender Kern zu entdecken sein müßte." (15)

Dass umgekehrt Metaphern in der Regel nicht in die "realistische" Begriffssprache übersetzbar sind, dass es darüber hinaus "Metapherngeflechte" gibt, die z. B. in der kirchlichen Lehrbildung auch "eingefroren" sein können, zeigt einmal mehr die theologische Bedeutung der in diesem Band vor Augen gestellten Überlegungen, die nicht nur allgemein "eine neue Bescheidenheit in die Selbsteinschätzung wissenschaftlicher Forschung" mit sich bringen, sondern speziell für theologische Aussagen alles allzu "vollmundige Reden vom Wesen Gottes" (14) verbieten.