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Ausgabe:

Juli/August/2000

Spalte:

695–712

Kategorie:

Aufsätze

Autor/Hrsg.:

Frenschkowski, Marco

Titel/Untertitel:

Lebende Religion dokumentieren:ein lexikographisches Gespräch mit J. Gordon Melton

I. J. Gordon Meltons lexikographisches Werk:

eine Übersicht

John Gordon Melton ist in mancher Hinsicht der interessanteste Lexikograph lebender, zeitgenössischer Religion am Ende des 20. Jahrhunderts. Ich schicke diese persönliche Einschätzung voran, weil die folgende Analyse einiger der von ihm geschaffenen bzw. inaugurierten Nachschlagewerke* auch eine beträchtliche Reihe von Kritikpunkten benennen wird. Meltons Encyclopedia of American Religions (1979, 51996, abgekürzt: EAR5) stellt an nüchterner Objektivität des Urteils, Übersichtlichkeit und schierer Materialfülle (in der 5. Auflage werden 2154 religiöse Gruppen und Gemeinschaften besprochen) alles weit in den Schatten, was etwa der deutsche Markt an Übersichtswerken zu gegenwärtigen religiösen Bewegungen zu bieten hat.1 In ihrer Art längst ein unentbehrliches Standardwerk geworden, hat sie - zumindest in den USA - ein jeder in Schreibtischnähe, der seriös über den religiösen Pluralismus der westlichen Welt arbeiten will. Ich beabsichtige im Folgenden nach einer allgemeinen knappen Übersicht über Meltons Werdegang zwei Nachschlagewerke zum religiösen Pluralismus der USA etwas eingehender zu würdigen sowie ein weiteres, welches den Bereich "Okkultismus-Parapsychologie" abzudecken versucht.
In einem Schlussteil wird allgemeiner nach Stärken und Schwächen amerikanischer und deutscher religionswissenschaftlicher Lexikographie (im Vergleich) zu fragen sein.

Knapp zur Person: Geb. 1942, hat Melton nach einem anfänglichen Geologiestudium (A. B. 1964) am Garrett Theolog-ical Seminary (M. Div. 1968) und an der Northwestern University studiert (PhD in history and literature of religion, 1975). Von Hause aus Methodist (ordinierter Pastor der United Meth-odist Church 1968), hat er schon 1969 (also sofort nach Ende seines Studiums) das "Institute for the Study of American
Religion" (ISAR) gegründet, das sich auf die Erforschung und Dokumentation vor allem der zahllosen kleineren religiösen Bewegungen in den USA spezialisiert hat. 1975 trat er von der North Alabama Conference zur Northern Illinois Conference der United Methodists über und war einige Zeit Gemeindepfarrer in Evanston, Illinois. 1980 ist Melton aus dem aktiven pastoralen Dienst ausgeschieden, um sich ganz der Forschungsarbeit seines Institutes und v. a. der Erstellung von Nachschlagewerken über die religiöse Situation der Gegenwart zu widmen. Seit 1985 hat ISAR seinen Sitz in Santa Barbara, Kalifornien. Seit diesem Jahr befindet sich die Forschungsbibliothek, die Melton über viele Jahre hinweg für die Arbeit seines Instituts aufgebaut hat, als Special Collection in der Davidson Library, University of California, Santa Barbara, CA, wo sie unter dem Titel American Religions Collection öffentlich zugänglich ist, nach wie vor weiterwächst, und - wie ich höre - die meistfrequentierte Spezialsammlung dieser Bibliothek überhaupt ist. Wer je selbst versucht hat, ernsthaft über die Geschichte Neuer Religiöser Bewegungen zu arbeiten (ich habe solche Untersuchungen über die klassische Theosophie und über Scientology angestellt), weiß, wie katastrophal schlecht im Vergleich die Bibliothekslage in Deutschland ist.2 Ohne den Zugriff auf einschlägige private Sammlungen und vor allem ausländische (namentlich amerikanische) Bibliotheken ist Recherche oberhalb eines flüchtigen journalistischen Niveaus kaum möglich. Eine der großen Stärken z. B. des wegen seiner kirchlichen Apologetik im religionswissenschaftlichen Lager gern
geschmähten Friedrich-Wilhelm Haack (gest. 1991) war es gerade, erst einmal eine solide Materialbasis zu sammeln. Darin ähnelt er Melton, obwohl ihre Position in der Wahrnehmung und Wertung religiöser Gruppen diametral entgegengesetzt ist (dazu später). - Melton begann seine Arbeit mit Studien über die "magische" Szene, also den neopaganen Teil der esoterischen Subkultur. Diese Arbeiten gipfeln in gewisser Hinsicht in seiner Forschungsbibliographie über "Magic, Witchcraft and Paganism in America" (1982), deren 2. Aufl. (1992) 2540 bibliographische Angaben mit dem Nachdruck einer älteren einschlägigen Bibliographie und einem sehr ausführlichen Adressenverzeichnis verbindet.3

Die enzyklopädische Leidenschaft hat ihn offenbar früh gepackt; schon bei der Encyclopedia of World Methodism (hrsg. Nolan B. Harmon, 2 Bde., Nashville, TN 1974) war Melton seit 1968 Associate editor und Mitarbeiter. Melton hat dann seine Sammeltätigkeit ausgeweitet und den Grundsatz verfochten, neben der Sammlung der jeweils vorliegenden Sekundärliteratur auch Kontakte zu den Gruppen selbst aufzubauen, über die er schreibt. Daneben war und ist Melton Herausgeber diverser Buchreihen: The Garland Bibliographies of Sects and Cults (1982 ff.), The Churches Speak (1989-1990); Cults and New Religions (1990-1991); Cults and Non-Conventional Religious Groups: A Collection of Outstanding Dissertations and Monographs (1992-1994), Religious Information Systems, 1992-1994. Unter der Ägide von ISAR sind bisher weit über 200 Buchpublikationen zu Stande gekommen. Melton ist Mitherausgeber von Theosophical History (begr. 1985 von Leslie Price, heute hrsg. von James Santucci), der einzigen (übrigens vorzüglichen) Zeitschrift über die Geschichte der Theosophischen Bewegung auf akademischem Niveau. 1977 brachte er ein erstes großes Adresswerk heraus (A Directory of Religious Bodies in the United States, New York: Garland 1977), dem zuletzt das Directory of Religious Organizations (Detroit: Garland 1992) folgte. Auch EAR5 enthält zu jeder religiösen Gruppe (sofern sie noch aktiv ist) mindestens eine Kontaktanschrift. Ich habe diese Anschriften in etwa 150 Fällen für Kontaktaufnahmen benutzt und sie immer als zuverlässig befunden. Im Schatten von EAR1-5 erschienen weitere kleinere Lexika: Encyclopedic Handbook of Cults in America, New York: Garland Publ. 1986. Rev. ed. 1992; New Age Encyclopedia (mit Jerome Clark und Aidan Kelly), Detroit: Gale Research 1990; Encyclopedia of African American Religion (mit Larry J. Murphy und Gary L. Ward), New York: Garland Publ. 1993. Eine Encyclopedia of Fundamentalism befindet sich gerade in Vorbereitung. In den letzten Jahren sind die meisten seiner Bücher bei Gale Research und Garland Publishing erschienen, den beiden für viele Bereiche wichtigsten Produzenten geisteswissenschaftlicher Nachschlagewerke auf dem amerikanischen Markt.

Meltons Arbeit hat in den USA ein breites Echo gefunden, obwohl manche Irritation nicht ausblieb. Diese Irritationen hingen namentlich zusammen mit seinem Werben für ein Verständnis der Probleme und des Anliegens von Minoritätenreligionen, wobei er sich auch um eine differenzierte Wahrnehmung von hochproblematischen Gemeinschaften wie der japanischen AUM Shinrikyo-Gruppe bemüht hat.

Der Vergleich von Meltons Arbeit mit der deutschen Forschungssituation in Sachen Neue Religiöse Bewegungen (im folgenden: NRB)4 und religiöse Gegenwartslage ist ausgesprochen lehrreich. Es sind ja in den USA ebenso wie in Deutschland im Wesentlichen drei Perspektiven, unter denen die religiöse "Szene" namentlich der NRB gesehen wird:5 Da ist erstens der theologisch-apologetische Standpunkt, welcher Lehre und Praxis der NRB einer von christlichen Überzeugungen getragenen Sachkritik aussetzt und diese oft (nicht immer) mit einer
seelsorgerlichen Begleitung von Menschen verbindet, die mit NRB als problematisch oder destruktiv erlebte Erfahrungen gemacht haben. In der amerikanischen Öffentlichkeit heißen solche Bemühungen counter-cult movements (CCM); ihr bekanntester Vertreter in Deutschland war lange Jahre der bereits erwähnte Pfarrer Friedrich-Wilhelm Haack. Zweitens sind Gruppen, Vereine und Einzelpersonen zu nennen, die sich (zumindest in dieser spezifischen Arbeit) nicht als kirchlich-religiös gebunden sehen, aber Praxis, interne Machtstrukturen, ausbeuterischen Umgang mit "man-power", die Erzeugung psychischer Abhängigkeiten etc. in NRB beobachten, dokumentieren und publizieren. Diese Bewegungen - deren Kritik sich auf deeds, not creeds (Taten, nicht Bekenntnisse) beschränkt - heißen in den USA gerne anti-cult movements (ACM).6

Beide Perspektiven (CCM und ACM) haben aus religionswissenschaftlicher und religionssoziologischer Perspektive (um zur dritten möglichen Sichtweise zu kommen) gegen sich, dass sie in ihrer Wahrnehmung stark (oft extrem) interessengeleitet und also selektiv sind. Gelungene Lebensbewältigung, freiheitlich-souveränen Umgang mit Glaubensinhalten könne es in NRB dann sozusagen per definitionem nicht geben. Religionswissenschaft versteht ihre Aufgabe nun primär in der "objektiven" Beschreibung und empirischen Erforschung der NRB und ihrer Strukturen. Die Religionswissenschaft bestreitet energisch (aber z. Zt. erst mit spärlichem öffentlichen Echo) den Anspruch der Kirchen, mit ihren Sektenbeauftragten (dieser Begriff wird freilich zunehmend vermieden) etc. sozusagen die einzigen kompetenten Spezialisten in Sachen NRB zu bieten. Faktisch hat sich stillschweigend eine leise Konkurrenzsituation zwischen Kirchen und Religionswissenschaft ergeben. Alle drei Perspektiven sind in seriöser Forschung vertreten und befinden sich (zumindest in Deutschland) auch im konstruktiven (wenn auch spannungsvollen) Gespräch miteinander. Gerade die Religionssoziologie hat eine große Zahl von nach wie vor allgemein "geglaubten" Klischees über NRB definitiv sozialempirisch widerlegt (wichtig die Arbeiten von Eileen Barker, Roy Wallis7 u. a.), so zur Psychodynamik von Konversionsakten (etwa zu ihrer zeitlichen Erstreckung), zur Labilisierung bei Ausstiegsprozessen etc. Andererseits dürfte die gerne programmatisch unterstrichene Objektivität der sich ganz als empirische Kulturwissenschaft neukonstituierenden Religionswissenschaft auch illusionäre und naive Züge haben. Wer eine Religion über Jahre erforscht, wird irgendwie auch zu ihrem Anhänger. Wenn der betreffende Gelehrte dies auch selbst nicht merkt: Die Leserinnen und Leser merken es. Der theologische Diskurs dagegen erzwingt trotz seiner notwendigen "Parteinahme" oft stärker eine Reflexion über Attraktion und Aversion, ohne den die Erforschung des Religiösen nicht möglich ist.

II. Die Encyclopedia of American Religions

und Religious Leaders of America


Während in Deutschland ökumenische Kirchenkunde und die Erforschung Neuer Religiöser Bewegungen noch wenig Kontakt miteinander haben (um von der Erforschung traditioneller nichtchristlicher Religionen ganz zu schweigen), gehen bei Melton beide, ja alle drei Fragstellungen Hand in Hand, und zwar so, dass sich die Disziplinen auf das Erfreulichste gegenseitig fördern. Insofern ist EAR5 sowohl eine umfassende Kirchenkunde, ein Handbuch für NRB und eine Übersicht über die Repräsentation traditioneller nichtchristlicher Gruppen in Amerika. Am nächsten kommt dieser Programmatik Meltons noch das neue Handbuch der Religionen. Religionen und Glaubensgemeinschaften in Deutschland, hrsg. v. Michael Klöcker u. Udo Tworuschka, Landsberg am Lech 1997 ff. (erscheint in Lieferungen), dessen bisher vorliegende Teile eine ähnliche Zusammenbindung versuchen, allerdings Artikel unterschiedlicher Provenienz und unterschiedlichen Niveaus enthalten und sehr lange brauchen werden, um eine ähnliche "Flächenabdeckung" der religiösen Landschaft zu erreichen. Dabei lehnt Melton rigoros die in Deutschland immer noch (in der Tat) irgendwie im Hintergrund stehende Einteilung religiöser Sozialformen nach Ernst Troeltsch in "Kirchen", "Sekten" und individuelle "Mystik" ab.8 Diese sei auf Länder ohne staatskirchliche Tradition (wie die USA) überhaupt nicht anwendbar (womit er ohne Frage Recht hat). D. h. freilich auch, dass dieses Schema in der gegenwärtigen - allenthalben von massiven Ängsten begleiteten - Wandlung der deutschen Gesellschaft von Religionshomogenität zu Religionspluralität ebenfalls seinen heuristischen Wert verliert.

Melton teilt die religiösen Gruppen und Verbände der USA dagegen in 23 Familien ("families")9 (und zwei Gruppen von unklassifizierbaren Bewegungen) ein. Es sind dies die "Interfaith and Ecumenical Family of Organisations" (19 ökumenische Dachverbände, von denen das World Council of Churches nur einer ist), die "Western Liturgical Family" (Römisch-Katholische Kirche, Altkatholiken, Anglikaner und zahlreiche katholisierende Splitterkirchen, die in Deutschland praktisch unbekannt sind), die "Eastern Liturgical Family" (fast 100 chalzedonensisch-orthodoxe, und etwa 20 nichtchalzedonensische orthodoxe orientalische Kirchen), die "Lutheran Family", die "Reformed-Presbyterian Family" (mit im weiteren Sinn reformierten, im engeren Sinn presbyterianischen sowie kongregationalistischen Kirchen), weiter die "Pietist-Methodist Family" (wozu neben den traditionellen Methodisten auch eine große Zahl ethnischer, z.B. "African-American" Kirchen gehören, aber auch viele Kirchen deutscher Auswanderer) und die "Holiness Family" (wozu etwa die Heilsarmee oder die Nazarener gehören). Man sieht, dass sich die Gliederung der christlichen Kirchen sehr grob an einem geschichtlichen Ablauf orientiert. Es folgen die "Pentecostal Family" (wie die Assemblies of God mit weltweit etwa 16,5 Millionen Mitgliedern), die "European Free-Church Family" (mit deutschen und russischen Mennoniten, Amish, diversen Brüdergemeinden etc.), die "Baptist Family", die "Independent Fundamentalist Family" (hierher gehören die Kirchen des Grace Gospel Movement, aber auch die sehr interessanten Organisationen messianischer - sc. "jesusgläubiger" - Juden, die sich z. T. immens massiven, in den letzten Jahren vielfach auch gewalttätigen Angriffen seitens orthodoxer und chassidischer jüdischer Gruppen ausgesetzt sahen), die "Adventist Family" (sehr viel reichhaltiger und mit entfalteterer Theologie, als es von Deutschland aus den Anschein haben könnte) und weiter die "Liberal Family" (d.h. unter anderem die in den USA oft sehr straff organisierten und sich betont nicht-christlich verstehenden humanistischen und militant-atheistischen Gruppen, die "religiously irreligious").10 Eine eigene Familie bilden natürlich die "Latter day Saints" (von deren etwa 67, z. T. aber heute nicht mehr aktiven Kirchen die Church of Jesus Christ of Latter-day Saints nur eine ist). Zur "Communal Family" gehören nicht zuletzt auch deutschstämmige Gruppen. Unter "Christian Science-Metaphysical Family" fasst Melton nicht nur die in Deutschland bekannteste - die Church of Christ, Scientist - mit ihren Absplitterungen zusammmen, sondern auch die Organisationen der New Thought-Bewegung. Bis hierhin bewegt sich die Typologie im Rahmen vorwiegend (wenn auch nicht ausschließlich) christlicher Gruppen. Die Familien 17-23 dagegen stellen den sehr viel schwierigeren Versuch dar, die nichtchristlichen Gruppen zu ordnen. Unter der Rubrik "Spiritualist, Psychic, and New Age Family" erscheinen denn auch sehr heterogene Gruppen wie die swedenborgianischen Kirchen, die diversen Gruppen, die sich um ein Offenbarungsmedium oder einen "Channel" herum gebildet haben, die Flying-Saucer Groups11 und zahlreiche New Age- und Huna-Gruppen etc. Fragwürdig ist die Verortung von Scientology (Nr. 1435) in diesem Kontext. Als eigene Familie wird die "Ancient Wisdom Family" gezählt, der Melton vor allem die rosenkreuzerischen und theosophischen Gruppen zurechnet, aber auch diverse im engeren Sinn okkulte und neognostische Gruppen. Eher ein einheitliches Gepräge hat die "Magick Family" mit dem in den letzten Jahren beträchtlich gewachsenen Ordo Templi Orientis, aber auch den diversen Wicca-Gruppen und der Church of All Worlds, der ersten neopaganen Gruppe, welcher in den USA 1968 steuerrechtliche Anerkennung als eigene Religion gelungen ist. Die "Middle Eastern Family" zerfällt einmal in einen jüdischen Teil mit ihren in Deutschland oft völlig unbekannten Untergruppen, u. a. einer eindrücklichen Zahl von "Afro-American"-Juden bzw. "-Israeliten" (am bekanntesten die Rastafarians) und sogar einem jüdischen Pendant der Christian Scientists, und zum anderen in die nichtjüdischen Gruppen (Islam, Zoroastrier, Baha'i, Black Muslims, Drusen etc.). Ähnlich zerfällt die "Eastern Family" in Hindus, Jainas, Sikhs, Sant Mat etc. einerseits und die buddhistischen Gruppen andererseits, denen Melton (eher pragmatisch als typologisch überzeugend) die Gesamtheit der japanischen neuen Religionen zuordnet. Eigene Kapitel sind schließlich "Unclassified Christian Churches" (wozu die zahlreichen aus der Jesus-People-Bewegung entstandenen Kirchen, aber auch die in den USA nicht sehr große Neuapostolische Kirche gezählt werden) und "Unclassified Religious Groups" wie Moral Re-Armament.

Manche dieser Zusammenordnungen überzeugt auf Anhieb, manche ist offenbar nur eine Verlegenheitslösung. Doch scheint mir die Fragestellung richtig und zukunftsweisend. Die in Deutschland so beliebte Frage, ob eine Gemeinschaft eine Religion sei oder nicht, wird in die allein wissenschaftlich konsensfähige überführt, in welchem Sinn sich eine Gemeinschaft als Religion versteht und welche Kriterien des Religiösen sie erfüllt bzw. wie sie diese interpretiert. Drei Kriterien werden der Aufnahme in EAR5 zu Grunde gelegt: Jede Gruppe "seeks the chief religious loyalty of its members", "promotes its particular view" und hat mindestens 2000 Mitglieder und/oder zwei oder mehr "congregations" bzw. Mitglieder in mehr als einem Staat oder einer Großstadt (XIII). Im Hintergrund dieser sehr weiten Definition steht das Pathos einer Suche nach "hidden religions", die niemals im Licht der Öffentlichkeit standen, aber oft beträchtliche Mitgliederzahlen haben (XIX). Den Einzelartikeln ist eine monographische, 193 Seiten (im großformatigen Spaltendruck!) lange Übersicht vorangestellt, welche die zahlreichen Gruppen in die religiöse Gesamtentwicklung der USA einordnet und die selbst eine Publikation ersten Ranges darstellt. Es wäre schade, wenn diese Übersicht - die faktisch eine umfassende Religionsgeschichte der USA bietet und damit neben Werke wie die vielbeachtete Darstellung von Sydney E. Ahlstrom12 tritt - deshalb zu wenig Beachtung fände, weil EAR5 nur in Bibliotheken als Nachschlagewerk benützt würde. Kanada wird partiell mitbehandelt, wobei eine eigene Übersicht (19-28) über die Religions- und Kirchengeschichte Kanadas von 1500 bis zur Gegenwart informiert.

Erst mit der Lektüre von EAR5 ist mir bewusst geworden, wie viele amerikanische Kirchen einen "gemischten" (d. h. nicht unbedingt mehrheitlich weißen) und einen ausschließlich "schwarzen" (Afro-American) Zweig haben und wie immens groß die Zahl ethnischer Kirchen ist. Ebenfalls wichtig ist die Erinnerung, wie viele amerikanische Kirchen (einschließlich der größten, der Römisch-Katholischen und der Southern Baptists) kein Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen (WCC) sind. Die Auffassung, dass der WCC sozusagen die Vertretung der Weltchristenheit sei (mit einer kleinen katholischen Besonderheit), ist ein typischer Eurozentrismus. Sehr wichtig sind die historischen Skizzen zu den Einigungsbestrebungen traditionell zusammengehöriger Kirchen wie der Methodisten (vgl. 323-326) oder der Kongregationalisten (318-320). Die bei weitem größte amerikanische Kirche ist die Römisch-Katholische: Das ist dem europäischen Beobachter oft kaum bewusst (Ähnliches gilt bekanntlich für die Niederlande). In den USA leben ebenso viele Moslems wie Juden (17): Auch das passt nicht in unsere Klischees. Als Grundzüge amerikanischer Religionsgeschichte heben sich "immigration, religious freedom, proselytism, and denominationalism" (1) heraus. Amerika sei ein "microcosm of world religion" (17), was aber doch in Bezug auf die soziale Einbettung der Religionen sicher nicht zutrifft.

Ein besonderes Interesse hat Melton an Gruppen, die sich mit juristischen Angriffen auseinanderzusetzen hatten, wie die Music Square Church (381f.), Moral Re-Armament (956 f.), die Independent Churches of the Latter-Rain Revival (418-420), die Family (ehemals "Children of God"; 607 f.), die "I AM" Religious Activity (welche in dem spektakulären Prozess "US States vs. Ballard", 24. April 1944, eines der einflussreichsten Gerichtsverfahren der amerikanischen religiösen Rechtsgeschichte für sich entscheiden konnte) oder die Church of Scientology (695 f.), die in den USA völlig anders wahrgenommen wird als in Deutschland. Melton legt großen Wert darauf, diese Konflikte genau und fair darzustellen. EAR5 dokumentiert natürlich auch die gesellschaftliche Emanzipation nichtchristlicher Gruppen (seit 1987 besitzt z. B. die US-Army auch offizielle buddhistische Militärgeistliche). Ein eigenes Sachproblem sind Gruppen, die sich selbst nicht als religiös definieren, aber in einer religionswissenschaftlichen Außenperspektive alle gängigen Definitionen einer Religionsgemeinschaft erfüllen. Melton behandelt eine ganze Reihe solcher Gruppen (die Association for Research and Enlightenment, 690 f.; das World Plan Executive Council ["Transzendentale Meditation"], 881-883; AMORC, 717 f., dazu verschiedene humanistisch-atheistische Gruppen). Ergänzt wird EAR durch einen geographischen Index sowie einen sehr sorgfältigen Gesamtindex.

In der Wahrnehmung NRB unterscheidet sich Melton diametral von den im deutschen Sprachraum herrschenden Werken. Sowohl der Klassiker von Kurt Hutten (später von anderen weitergeführt)13 als auch ein neueres Standardwerk wie das von Horst Reller, Manfred Kießig und Helmut Tschoerner herausgegebene14 sind einem kirchlich-apologetischen Standpunkt verpflichtet. Ich teile wesentliche Grundpositionen dieser Sichtweise, empfinde aber auch in religionswissenschaftlicher Hinsicht ein tiefes Ungenügen an diesen Werken - "Die wissenschaftliche Erforschung NRB ist in Mitteleuropa unterentwickelt"15 (R. Hummel). Wer immer und sofort werten muss, kann nur noch mühsam wahrnehmen. Selbstverständlich ist christliche Theologie niemals davon dispensiert, ihre religiöse Umwelt wertend und kritisch zu begleiten. Religionswissenschaft aber muss zuerst einmal wahrnehmen. Dies genau leistet Melton m. E. in sehr viel überzeugenderer Weise als bisher vergleichbare deutschsprachige Werke.

Im Bereich Neuer Religiöser Bewegungen will ich das an einem zugegeben kontroversen Beispiel verdeutlichen.

Keine NRB hat in den letzten Jahren mehr öffentliche Diskussion hervorgerufen als die Church of Scientology. Dennoch kann von einer religionswissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Erforschung nicht einmal in Ansätzen die Rede sein. Faktisch stammt der größte Teil der in Deutschland rezipierten historischen Information nach wie vor aus der Monographie von Friedrich-Wilhelm Haack.16 Diese zeichnet sich gegenüber praktisch allen neueren Arbeiten durch ihre Sorgfalt und den Reichtum des benutzten Materials aus, enthält aber auch zahllose Einseitigkeiten und Ausblendungen. Ein in der Tat ungutes Gefühl hinterlässt die Tabuierung scientologischer Literatur in öffentlichen Bibliotheken. Wer versucht, brauchbare Informationen auf einem Niveau oberhalb flüchtiger journalistischer Recherche zu erhalten, bleibt in deutschen Bibliotheken erfolglos. Zur Zeit besitzt m. W. keine öffentliche deutsche Bibliothek eine Sammlung, die religionswissenschaftliche Recherchen über Scientology auf höherem Niveau möglich machen würde. Einiges ist über Internet zugänglich, aber diese Materialien wechseln rasch und haben oft nicht die Dignität wissenschaftlicher Publikationen. Vor allem ist es in deutschen Bibliotheken fast nur möglich, den Standpunkt von Gegnern von Scientology dokumentiert zu finden. Hubbard-Schriften sind im Allgemeinen nicht oder nur in kümmerlicher, zufälliger Auswahl (oft aus den 70er Jahren) vorhanden (Ausnahme ist allein Tübingen); Angebote von Scientology, Sets der entsprechenden Bücher an Universitätsbibliotheken zu schenken, sind von diesen in den letzten Jahren regelmäßig abgelehnt worden. Wir haben damit das allerdings merkwürdige Phänomen, dass eine wenn auch problematische religiöse Bewegung zwar z. Zt. praktisch jede Woche im Fernsehen und anderen Massenmedien diskutiert wird und als Gegenstand massiver gesellschaftlicher Unterwanderungsängste im offiziellen Endbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Sogenannte Sekten und Psychogruppen" (Bundesdrucksache 13/10950, Bonn 1998) weit mehr als jede andere Bewegung im Blick ist, eine seriöse Recherche aber unmöglich ist. Damit hängt zusammen, dass selbst die wenigen soliden Arbeiten über Scientology eine geradezu unglaublich schmale Quellenbasis benutzen. Eine religionswissenschaftliche Erforschung steckt tatsächlich nur in den allerersten Anfängen,17 was natürlich auch an der eher philologischen Ausrichtung der klassischen Religionswissenschaft liegt; mit den philologisch und historisch meist unproblematischen NRB lassen sich in diesem Sinn kaum religionswissenschaftliche (sc. akademische) Meriten erwerben. Hinzu kommt die tief verwurzelte deutsche Angst vor dem "Unseriösen", als ob die Erforschung von religiösen Wirklichkeiten, die (bisher) keine akademische Reflexionsstufe gefunden haben, den Forscher gewissermaßen beflecke oder gefährde. EAR5 hat solche Berührungsängste nicht (vgl. zu Scientology EAR5, 695 f. und zu Hubbard RLA 215 f.). Sie hat nichts von jener vornehmen Zurückhaltung, mit der deutsche Nachschlagewerke zur Sache eine "Vorauswahl" treffen. Wer sich - und sei es nur durch die Lektüre von EAR5 - der Vielfalt der amerikanischen religiösen Szene aussetzt, erlebt vor allem eine deutliche Infragestellung dessen, was in Deutschland als "wichtig" und "zentral" bewertet wird.

Fehler in EAR5 halten sich im Rahmen dessen, was bei einem von einem Autor verantworteten Werk nicht zu vermeiden ist. Die Angaben zu Zarathustra (175 f.) entsprechen nicht heutigem Forschungsstand. Auch sonst sind Angaben zur außeramerikanischen Geschichte gelegentlich falsch. Ph. J. Spener war nicht der Gründer der Universität Halle, sondern nur Ratgeber bei dieser Gründung (7). Zu amerikazentriert ist die Darstellung der Frühgeschichte der Pfingstbewegungen (80 f.). 97 lies für Armenians: Arminians. 146 u. 151 wird Dzyan, das legendäre (und vermutlich fiktive) Grundwerk der Theosophie, je unterschiedlich, aber immer falsch geschrieben. Aus Charles Godfrey Leland18 (1824-1903) wird 796 ein Charles B. Leland. Die Rolle deutscher Immigranten wird vielfach hervorgehoben, aber deutsche Namen und Buchtitel sind oft falsch geschrieben (aus einem "Schlüssel" wird ein "Schkussel", 764). Auf Seite 688 ist die Mitgliedszahl zur Original Kleptonian Neo-American Church sicher falsch, usw. Manches ist sehr schwer nachzuprüfen: Die Church of Antioch, Malabar Rite, rühmt sich, als erste christliche Kirche eine Frau als Bischöfin gehabt zu haben (735). Problematisch ist auch die amerikanische Vorliebe für Superlative: Ist M. P. Hall wirklich der "most prolific and widely-read occult writer of the twentieth century" (725)? Was ist mit Colin Wilson u. Ä.? Ähnliche Superlative finden 388 zu Kathryn Kuhlmann (bekannteste Heilerin) oder 547 zu Madalyn Murray O'Hair (bekannteste militante Atheistin der USA). Und schließlich: Ist America wirklich "the most religious nation on earth" (8)?

Unter den zahlreichen im Schatten von EAR5 entstandenen und dieses ergänzenden Nachschlagewerken erwähne ich hier besonders Religious Leaders of America. A Biographical Guide to Founders and Leaders of Religious Bodies, Churches, and Spiritual Groups in North America, Detroit u. London: Gale Research 1991 (abgekürzt: RLA). Melton behandelt hier über 1000 religiöse Persönlichkeiten nach dem Schema: Name, biographische Eckdaten, Bedeutung für die jeweilige religiöse Gemeinschaft, Bibliographie. Die Artikel, deren große Mehrheit Melton selbst geschrieben hat (einige Artikel stammen von Gary L. Ward und wenigen anderen Autoren, was dann natürlich jeweils angemerkt ist), sind im Schnitt 1-2 Lexikonspalten lang, d. h. deutlich länger als die Personenartikel in deutschen religiösen Lexika wie RGG3, RGG4 oder LThK3. Einzig BBKL bietet in großem Stil umfangreichere und besser recherchierte Artikel, ist freilich auch ein Werk gewaltigen Umfanges, welches sich im allgemeinen nur Bibliotheken halten können (übrigens sind zu dem kürzlich abgeschlossenen BBKL noch mehrere Ergänzungsbände in Arbeit). Die Größe und Forschungsrelevanz von RLA liegt im Einschluss und in der Berücksichtigung aller Religionsgemeinschaften. Menachem Mendel Schneerson, der 7. Rebbe der Lubawitscher Chassidim, wird daher ebenso behandelt wie Charles Lee Smith, der Gründer der American Association for the Advancement of Atheism, Daisaku Ikeda (Präsident der Soka Gakkai International) ebenso wie der Baptist und Politiker Jesse Jackson. Neben z. B. 94 Persönlichkeiten aus den baptistischen Kirchen, 81 aus der Römisch-Katholischen (darunter auch diversen Frauen) oder 14 Unitariern bzw. Universalisten begegnen wir 29 Persönlichkeiten aus der neopaganen Bewegung, 13 amerikanischen Moslems und 49 hinduistischen und neohinduistischen Führern. Allein 17 Artikel sind Native Americans gewidmet. Russisch-orthodoxe Theologen auf dem Boden der USA sind ebenso behandelt wie die bekanntesten Channels der New Age-Bewegung. Es werden nur Personen behandelt, deren Hauptwirksamkeit nach 1865 (das ist das Zeitlimit) und auf dem Boden der USA stattgefunden hat. Damit dokumentiert RLA einen zentralen Aspekt amerikanischer Geschichte in unübertroffener Fairness.

Fehler sind, soweit ich sehe, selten und harmlos (17 Mitte lies für 1906: 1960; u. Ä.). Die von Melton so programmatisch verkündete Unparteilichkeit gelingt es freilich nicht völlig durchzuhalten (das ist menschlich): Für die großen, immens erfolgreichen Fernsehevangelisten werden mit einem gewissen Vergnügen ihre diversen Affären und erotischen Skandale verzeichnet (etwa für Jimmy Lee Swaggart oder Jim Bakker); die amerikanische Evangelistenszene ist Melton offenbar tief unsympathisch. Für Paul Tillich, den er ebenso offenkundig verehrt, fehlen die hier bekanntlich nicht minder auf der Hand liegenden Hinweise. Wieder ist der Kontrast zu deutschen religiösen Nachschlagewerken sehr deutlich. Die soeben erscheinende 4. Auflage der RGG (Bd. I 1998) verzichtet grundsätzlich auf Artikel über noch lebende Personen. Darin mag man ein Zeichen von Vornehmheit sehen, welche sich vom religiösen Tagestreiben fernhält, oder auch eine Fremdheit gegenüber heute gelebter Religion und ihren Persönlichkeiten. Ins Auge sticht in jedem Fall die völlig anders gelagerte Wahrnehmung von Religion.

Eine zentrale Zielsetzung von Melton ist die Überwindung von Klischees. "Allzu viele Darstellungen der NRB in Medien, kirchlicher Literatur und regierungsamtlichen Stellungnahmen leiden darunter, dass sie überholte Kischees perpetuieren. Vor allem die populäre ,Sektenliteratur' ist ein Tummelplatz von Plagiatoren" schreibt kürzlich sehr richtig Reinhardt Hummel in dieser Zeitschrift.19 Das gleiche gilt überhaupt für "kleine", "neuere" oder in ihrem Verhalten deviante Gruppen (selbst wenn sie an Alter den christlichen Kirchen nicht nachstehen). Noch wichtiger ist die Neudefinition des "Wichtigen", eine Entmarginalisierung und Reintegration dessen, was aus deutscher Sicht nur "Randsiedler" der religiösen Kultur sind. Die Definition gesellschaftlich "wichtiger" religiöser Persönlichkeiten beschränkt sich in RLA nicht auf eine Handvoll Theologieprofessoren (wie in deutschen Kirchenlexika u. Ä. praktisch die Regel), sondern orientiert sich an der amerikanischen Gesamtgesellschaft und ihrer religiösen Wirklichkeit. Daher treten plötzlich Gestalten in den Mittelpunkt, die im deutschen Bezugsrahmen als "skurril" empfunden werden, deren Rezeptionsgeschichte aber nicht weniger breitgefächert ist als diejenige eines Schleiermacher oder Barth in Deutschland (vgl. auch EAR5, 105 zu John Nelson Darby, 153 zu Paschal Beverly Randolph, dem "premier occult theorist of the nineteenth century",20 oder 133 zu Emanuel Swedenborg, dessen Bekanntheit im 19. Jh. in den USA kaum überschätzt werden kann). Auf jede Unterscheidung von "seriösen" und "unseriösen" Persönlichkeiten wird in RLA verzichtet. Es versteht sich von selbst, dass damit auch immense Probleme gegeben sind. Der deutsche Leser wird erst einmal befremdet sein, wenn er Artikel über UFO Contactees und New Age Channels neben solchen über die Führer der Ökumene und die Vordenker der großen christlichen Kirchen liest. Selbst wenn wir wissen, dass die Leserschaft und der gesellschaftliche Einfluss jener nicht kleiner sind als dieser, widerstrebt dem deutschen Benutzer solche Zusammenstellung. Sie entspricht aber allein einer Auswahl, die sich an gelebter Religion orientiert und sorgfältig Kategorien theologischer Dignität und religionsgeschichtlicher Bedeutung unterscheidet.

Nur knapp erwähnen kann ich hier die EAR5 und RLA ergänzenden, ebenfalls von J. Gordon Melton herausgegebenen Textsammlungen Encyclopedia of American Religions: Religious Creeds, Bd. 1, Detroit 1988 (838 Seiten mit über 450 Bekenntnissen) und Bd. 2, Detroit 1994 (505 S. mit etwa 400 Texten), beide ebenfalls von Gale Research publiziert. Hier liegt die weltweit umfassendste Sammlung bekenntnishafter Texte vor, wobei neben Klassikern der Theologiegeschichte (z. B. den Messages des WCC oder den Beschlüssen des Tridentinums, letztere natürlich in engl. Übersetzung) gerade wieder zahllose kleine Gruppen zu Wort kommen. Bd. 2 enthält auch die in den USA sehr wichtigen "doctrinal statements" diverser Colleges u. a. Bildungseinrichtungen in religiöser Trägerschaft, leider aus Platzgründen je ohne weiterführende bibliographische Angaben. Zahlreiche sonst völlig unzugängliche Quellen sind hier bequem greifbar, etwa auch zu jüdischen oder islamischen Gruppen.

Kurzum: Meltons Lexika überwinden die religiöse Apartheid in der Selbstwahrnehmung der Kirchen in einer Weise, die in Deutschland bislang kaum vorstellbar ist. Ich halte sie in diesen Punkten, bei aller angemeldeten Kritik, für beispielhaft und auch für Deutschland richtungsweisend. Der religiöse Pluralismus ist hier nicht als Problem, sondern als reiches Erbe amerikanischer Geschichte erfasst, welches es zu würdigen gilt. Dem korreliert die pathetische Verteidigung der Religionsfreiheit, welche nicht wie in Deutschland passiv (Angehörigen von Minoritätsreligionen geschieht keine Verfolgung), sondern aktiv (sie müssen tatsächlich z. B. gleiche Karrierechancen haben) verstanden wird, ein Anliegen, welches auch Meltons öffentliche Auftritte prägt.

III. Die Encyclopedia of Occultism and Parapsychology

Während ich bisher gerne meiner Bewunderung für Meltons Leistungen Ausdruck verliehen habe, möchte ich nun noch etwas ausführlicher ein Werk vorstellen, bei dem Schwächen und Defizite stärker auf der Hand liegen. Die Encyclopedia of Occultism and Parapsychology, 2 Bde., 4. Aufl. Detroit, MI: Gale 1996 (EOP4) hat eine sehr eigentümliche Vorgeschichte. 1920 erschien - seinerzeit sehr erfolgreich - The Encyclopedia of the Occult des schottischen Polymathen Lewis Spence (1874-1955), die auch mehrfach unverändert nachgedruckt wurde (zuletzt London 1994). Unabhängig von diesem eher historisch orientierten Werk erschien 1934 die Encyclopedia of Psychic Science des ungarischen (in Amerika lebenden) Psychoanalytikers und Parapsychologen Nandor Fodor (1895-1964), welche den damaligen Forschungsstand der jungen Wissenschaft der Parapsychologie zu dokumentieren versuchte. Von der nach wie vor anhaltenden Nachfrage nach beiden Nachschlagewerken angeregt, unternahm nun 1978 der Herausgeber und Okkultismuskenner Leslie Sheperd einen kombinierten Nachdruck (einfach durch alphabetische Addition und sehr behutsame Ergänzung des vorliegenden Materials). Dies ist der Grundstock der gegenwärtigen EOP4. Allerdings hat Melton das Gesicht des Werkes doch wesentlich geändert. Fast unverändert übernommen sind die mythologischen und historischen Artikel von Spence (die leider den bei weitem schwächsten Teil der Enzyklopädie ausmachen). Völlig neu erarbeitet sind zahlreiche biographische Artikel über Parapsychologen von Rang (hervorzuheben dabei der konsequent internationale Ansatz, der auch Gelehrte aus Lateinamerika, Indien, Rußland etc. zu ihrem Recht kommen lässt), weitere Beiträge über Institute, Zeitschriften, ja selbst bedeutende Spezialbuchhandlungen im Umfeld des sehr weit gefassten Themas. Meltons Begabung, Kontakte aufzubauen, kommt hier seinem Werk in einer Weise zugute, zu der es keine deutsche Parallele gibt. Zu allen Bereichen der "Grenzwissenschaften", aber auch der von diesen kritisch gesichteten Traditionen aus den Feldern Esoterik, Okkultismus, Magie, Divination etc. bietet EOP4 eine immense Fülle an Informationen, vor allem und gerade solcher Art, wie sie in "regulären" Lexika nicht aufzutreiben ist.

Die Notwendigkeit eines solchen Werkes liegt auf der Hand. Während in den deutschen theologischen Nachschlagewerken die gesamte Landschaft der esoterischen, okkultistischen, neopaganen oder auch nur nichtkirchlichen Religiosität und Literaturproduktion mit (souveräner?) Missachtung gestraft wird, ist eine solche Engführung in den USA längst nicht mehr möglich. Auch gegenüber der wissenschaftlichen Parapsychologie hat die deutsche Theologie (beider Konfessionen) bisher so massive Berührungsängste, dass ein ernsthaftes Gespräch kaum stattgefunden hat (dazu gibt es freilich erfreuliche Ausnahmen). Ein wesentliches Manko, wenn Theologen sich etwa über die Esoterikszene oder über Okkultismus äußern, ist, dass sie meist kaum wissen, wo sie sich solide und verlässliche Informationen beschaffen können. Daher sind - um es deutlich zu sagen - viele Aussagen über diesen Teil unserer Kultur oft von geradezu erstaunlicher Uninformiertheit.

Es gibt nun zwar auch ein paar einschlägige Lexika im deutschen Sprachraum. Ich nenne vor allem die Werke von Werner F. Bonin21 (seinerzeit vorzüglich, wenn auch nur zum ersten Eindringen in die Materie geeignet; heute schon etwas angestaubt), Hans Biedermann22 (behandelt nicht das 20. Jh.; einige Defizite, v. a. wenn der Autor ganz aus den Lexika des 18. und 19. Jh.s schöpft; dennoch unentbehrlich) und Horst E. Miers23. Speziell das Werk von Miers ist in der Zielsetzung mit EOP4 vergleichbar, bietet aber 1. sehr viel weniger Stoff, 2. hat kaum Bezug zur wissenschaftlichen Parapsychologie (über die EOP4 sorgfältig informiert), 3. ist weltanschaulich stärker gebunden (die Sympathien und Antipathien des Autors sind mit Händen zu greifen) und enthält 4. zu viele Sachfehler. Miers ist ein guter Kenner des deutschen "okkulten Undergrounds" und auch z. B. der Freimaurerbewegung (selbstverständlich zwei völlig verschiedene Größen). Aber er ist ein schlechter Historiker, und wenn er über mythologische Bezüge schreibt, ist er Dilettant. Das letztere gilt leider auch für EOP4, wo die mythologiegeschichtlichen Artikel nahezu alle aus dem Vorläuferwerk von 1920 (!) stammen. Für eine Reihe von Teilbereichen gibt es jetzt auch im deutschen Sprachraum Speziallexika; ich nenne als gelungenen Versuch jetzt Claus Priesners und Karin Figalas Lexikon zur Alchemie.24 Die meisten der populären Esoteriklexika etc. sind so mangelhaft recherchiert, dass sie für eine wissenschaftliche Arbeit nicht in Frage kommen. Ihre Absicht ist aber wohl auch eher unterhaltend als wissenschaftlich, so dass sich ihre nähere Besprechung erübrigt.25 Verglichen mit dieser Situation ist EOP4 ein gewaltiger Fortschritt.



Dennoch ist die Zahl der Fehler deutlich gesagt Legion. Ich nenne exemplarische Fälle, die auch die methodischen Probleme eines solchen Werkes zu beleuchten geeignet sind. Noch harmlos ist es, wenn die bibliographischen Angaben zu älteren Druckwerken fehlerhaft oder unvollständig sind, z. B. I, 22 zu Lazarus Zetzners berühmtem Theatrum Chemicum. Für Fragen ägyptischer, babylonischer etc. Mythologie werden nach wie vor Werke aus der Steinzeit der Altorientalistik herangezogen (allen voran Sir Wallis Budge: I, 113. 394 u. ö.), während heutige Lexika wie LÄ oder Textsammlungen wie TUAT gar nicht vorkommen. Heute noch Budge zu zitieren ist, wie wenn man sich für Probleme mit seinem Computer an ein Buch von 1960 wendet. Fast von selbst folgt daraus, dass die Datierungen altorientalischer u. Ä. Literatur abenteuerlich schief sind und etwa dem Forschungsstand von 1900-1920 entsprechen (etwa I, 367 s. v. Drugs zu den chinesischen Klassikern). Ein Hauptfehler ist überhaupt die etwas leichtgläubige und zu wenig überprüfte Abhängigkeit von älteren geheimwissenschaftlichen oder orientalistischen Büchern. So wird sehr oft Eliphas Levi zitiert, was in Hinsicht auf die jüdische Kabbala zu mancherlei Absurditäten führt (I, 94 u. ö.).

Fehlerfreie Literaturangaben zu deutschsprachigen Titeln wagt man in amerikanischen Publikationen kaum zu erhoffen, aber Melton übernimmt von Spence sogar die Absurdität, öfters deutsche Titel in Übersetzungen zu zitieren, etwa solche von Joseph v. Görres in französischer Sprache (!), die Spence offenbar besser lesen konnte als Deutsch (I, 404). Fehlerfreie Wiedergabe deutscher Umlaute scheint unmöglich: Aus der "Traumtänzerin Madeleine C." wird eine "Traumtanzerin Magdeleine C.", aus "Materialisations-Phänomenen" werden "Materialisations-Phenomene" (II, 1138 s. v. Schrenck-Notzing). Allerdings gibt es kaum ein amerikanisches Lexikon, dass hier auch nur annähernd fehlerfrei ist (was selbst für so angesehene Werke wie das Anchor Bible Dictionary gilt). Dass deutsche Buchtitel so oft fehlerhaft wiedergegeben sind, müssen wir wohl verzeihen: In deutschen theologischen Lexika steht es zwar mit englischen Buchtiteln gewöhnlich besser, aber bei slavischen, skandinavischen oder auch nur französischen Titeln (wenn sie überhaupt vorkommen) ist die Fehlerquote ähnlich hoch. Manche Angabe erfordert detektivischen Scharfsinn: Was könnte es mit den Conferentes (Titel eines eigenen Artikels!) auf sich haben? Nach längerem Nachdenken ergibt sich, dass die dii conserentes gemeint sind, pagane Götter, welche nach dem Kirchenschriftsteller Arnobius (Contra gentiles V, 18) in Gestalt eines Penis zu erscheinen pflegten. Daraus sieht man nebenbei, dass EOP4 eine unerschöpfliche Fundgrube von Skurrilitäten der abendländischen Religionsgeschichte ist. Im Philologischen hat Melton ebenfalls keine glückliche Hand, v. a. wenn er unbesehen Spence folgt.

Zwei Unsitten in Sachen Zitierweisen kann ich nicht unter den Tisch fallen lassen: Nichtenglischsprachige Bücher werden regelmäßig so behandelt, als wären sie englischsprachige, mit dem Datum des Erscheinens ihrer Übersetzung als Publikationsjahr. Öfter (nicht immer) werden auch Nachdrucke nicht als solche identifiziert, womit eine kulturgeschichtliche Einordnung der Bücher unmöglich wird. Charles Leadbeaters The Chakras, ein esoterischer Bestseller von 1927, erscheint dann plötzlich als Buch von 1972 (I, 215). In I, 647 (s. v. Incubus/Succubus) wird für einen großen psychoanalytischen Klassiker (Ernest Jones, On the Nightmare) das Jahr 1951 angegeben. Doch ist dies natürlich nur die erste amerikanische Ausgabe (mit neuem Vorwort von Jones), während die Studie (niedergeschrieben 1909/1910) zuerst 1910-1912 in psychoanalytischen Zeitschriften erschien (teilweise im deutschen Original), dann von Jones selbst ins Englische übersetzt und in dieser Form zuerst 1931 publiziert wurde. Wer ein so bedeutendes Werk in seiner forschungsgeschichtlichen Situation verstehen will, muss diese Details kennen. (Im Artikel Freud (I, 498) ist die Chronologie vollends durcheinandergeraten).

Es ist mir auch nicht verständlich, dass ein so angesehener Verlag wie Gale es nicht fertigbringt, Korrekturleser einzusetzen, die erkennen, wenn ein lateinischer Buchtitel im falschen Kasus steht (z. B. I, 647 zu Delrios Disquisitiones magicae). Stehengeblieben sind überhaupt viele Leichtsinnsfehler, z. B. wird I, 295 s. v. Daemologie (Titel eines Buches von König James VI. von Schottland = James I. von England) Ex. 22,17 zitiert, wo aber das in Klammer angegebene (zudem falsch übersetzte) hebr. Wort (bwa) gar nicht steht (vielmehr hpvkm). Unachtsamkeiten sind es auch,
wenn etwa I, 707 s. v. Kerner gesagt wird, Immanuel Kant (gest. 1804) habe über die Seherin von Prevorst geforscht (die 1801 geboren ist) oder unter dem Stichwort Magic, in dem Unterkapitel "Medieval Definition of Magic" (II, 795) faktisch zwar Eliphas Levi, Paracelsus und Agrippa erwähnt werden, aber kein einziger mittelalterlicher Autor vorkommt. Häufig sind Blindverweise. Ganz unbegreiflich ist es, dass die sehr zahlreichen Artikel über mythologische und ältere religionsgeschichtliche Zusammenhänge praktisch keine Ergänzungen gegenüber dem Forschungsstand von 1920 (Spence) erfahren haben. Mythologiegeschichtliche und folklorekundliche Standardwerke wie das Wörterbuch der Mythologie, hrsg. Hans Wilhelm Haussig, 1965 ff. (z. Zt. 5 Bände und mehrere Lieferungen) und die großartige Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch der historischen und vergleichenden Erzählforschung, hrsg. Kurt Ranke u. a., 1975 ff. (z. Zt. 8 Bände) sind nicht benutzt. Selbst im eigentlichen Themenbereich des EOP4 fehlt oft die Verwendung grundlegender Arbeiten, etwa zu den arabischen Geheimwissenschaften Manfred Ullmann, Die Natur- und Geheimwissenschaften im Islam, Leiden/Köln 1972 (HdO I, Erg. VI). Über Hexenverfolgungen (für manche Kreise ja ein Thema unerschöpflicher Faszination) ist man gewohnt, allerlei historischen Unsinn zu lesen.26 Aber dass der Hexenglauben in Deutschland entstanden sei (I, 516 s. v. Germany), dürfte einen Rekord an historischer Desinformation darstellen.

Diese leider noch sehr vermehrbaren Angaben könnten den Eindruck erwecken, ich wolle EOP4 in erster Linie kritisieren. Dennoch überwiegt ein positiver Eindruck, und zwar aus einem einfachen Grund: Es gibt kein vergleichbares Werk. EOP4 ist ein erster (ein allererster) Schritt in Richtung auf eine brauchbare, üblichen wissenschaftlichen Standards entsprechende Sammlung, Sichtung, Kodifizierung und Strukturierung des "geheimwissenschaftlichen" Traditums, das als Unter- und Nebenströmung unserer Geistesgeschichte seriöse Erforschung verdient. Zum 19. Jahrhundert gibt es bereits einige Nachschlagewerke.27 Die meisten Fehler in EOP4 erklären sich eben daraus, dass der Text nicht von kompetenten Vertretern angrenzender Disziplinen (Religionsgeschichte, Wissenschaftsgeschichte etc.) überprüft wurde. Nützlich sind die "Topical Indexes", die eine Übersicht der Stichworte unter verschiedenen Rubriken erlauben und auch in manchem deutschen Lexikon hilfreich wären.





IV. Amerikanische und deutsche Lexikographie

im Bereich lebender Religion: ein Vergleich


In einer gewissen Spannung zu dem zuletzt Gesagten illustriert Melton in seinen besseren Werken (allen voran EAR5) eine Erkenntnis, die zwar schon oft ausgesprochen wurde, aber leider nur wenig Einfluss auf die Buchproduktion hat: Ein Gelehrter kann in 10 Jahren meist ein sehr viel besseres Werk zu Stande bringen als zehn Gelehrte in 1-2 Jahren. Ich habe Melton gefragt, warum er den größeren Teil seiner Lexika selber schreibt und relativ wenig delegiert. Seine Antwort war, dass er mit der Vereinheitlichung, Korrektur und Kontrolle der Arbeiten anderer Autorinnen und Autoren als Herausgeber mehr Arbeit habe als mit der eigenen Erarbeitung der jeweiligen Artikel. Das ist natürlich ein wenig kokett gesagt, aber es steckt doch eine Wahrheit darin. Die wirklich großen, wegweisenden Nachschlagewerke sind oft diejenigen gewesen, an denen ein einzelner (eine einzelne) über Jahre und Jahrzehnte hinweg gearbeitet haben. Ich denke (in meiner eigenen Wissenschaft) an das Bauersche Wörterbuch oder Emil Schürers Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi (deren englische Neubearbeitung eben deshalb so gut ist, weil sie von wenigen Fachleuten in langer Detailarbeit und nicht rasch von einem großen Team erarbeitet wurde). Das Plädoyer für die Bereitschaft, Jahre des eigenen Lebens in ein großes Buchprojekt zu stecken, liegt leider gar nicht im Trend des Verlagsgeschäftes. Nachschlagewerke, die im
Team erarbeitet sind, sind viel eher in Mode, was last but not least an dem Aktualitätsdruck liegt, unter dem sich auch theologische und religionswissenschaftliche Arbeiten sehen. Aktualität ist allerdings auch durch regelmäßige verbesserte Nachdrucke zu erreichen, was freilich bei den in Amerika möglichen weit höheren Auflagen leichter umzusetzen ist. EAR erscheint seit ihrer Erstauflage 1976 (als sie etwa 1200 Kirchen und religiöse Gemeinschaften vorstellte) 1996 bereits in 5. Auflage (und nun wie gesagt mit 2154 besprochenen Organisationen). Abgesehen von solchen allgemeinen Erwägungen fallen doch eine Reihe von speziellen Unterschieden auf, wenn man als Benutzer (und vielleicht auch als Autor) regelmäßig mit deutschen und angloamerikanischen Nachschlagewerken (und für solche) arbeitet.

Das folgende ist mit vielen Einschränkungen und sehr ungeschützt (also angreifbar) gesagt. Wenn man die Unterschiede aber nie ausspricht, kann man sie auch nicht im internationalen Gespräch diskutieren. Deutsche Lexika sind im Schnitt nach wie vor verlässlicher. Andererseits zeigen die großen deutschen theologischen Lexika erstaunliche Ausblendungen gegenüber zahlreichen Aspekten gelebter (oft "vor-theologischer") Religion. Gerade die Publikationen von Garland Publ. und Gale Research haben viele Kulturbereiche erstmals seriös lexikographisch erfasst, in welches allgemeine Programm sich Meltons Lexika gut einfügen. Amerikanische Lexika sind im Schnitt pragmatischer: So wird in EAR5 zu jeder religiösen Gruppe (wenn möglich) eine Kontaktanschrift genannt, zudem oft Bestellanschriften für Zeitschriften etc. Deutsche Bücher pflegen "Wissenschaft" und solche praktischen Gesichtspunkte strikt zu trennen. Die großen deutschen theologischen und religionswissenschaftlichen Lexika werden "für die Wissenschaft" produziert. Die Verlagspolitik rechnet für Großlexika kaum noch mit "privaten" Käufern (allenfalls den Mitarbeitern!). Demgegenüber haben amerikanische Lexika oft eine präzise Zielgruppenorientierung, nach deren konkreten Bedürfnissen gefragt wird, und die nicht nur als Benutzer, sondern v. a. als private Käufer im Blick sind. Hochproblematisch ist nach wie vor die geringe Wahrnehmung nicht-englischsprachiger Literatur namentlich in den amerikanischen (weniger den britischen und kanadischen) Nachschlagewerken, die jedem deutschen Leser sofort ins Auge sticht.

An Gegenwartsbezug und Aktualität sind amerikanische den deutschen Nachschlagewerken oft überlegen. Amerikanische Lexika sind Ge- und Verbrauchsliteratur: Nur wenige haben eine Benutzung über mehr als 10-15 Jahre im Blick. Demgegenüber steht in deutschen Nachschlagewerken unausgesprochen nach wie vor die Wissenschaftsphantasie im Hintergrund, etwas "Endgültiges" zu schaffen, zumindest etwas, was noch die eigenen Kinder benützen können. Es liegt mir fern, dies zu karikieren: Die alte RE3 hat neben der TRE nach wie vor beträchtlichen Wert, wie jeder glückliche Besitzer weiß.

Was mir bei einer eingehenden Beschäftigung mit amerikanischen Nachschlagewerken im Bereich lebender Religion aber doch schmerzvoll bewusst wurde, ist, wie große, ja prägende Bereiche religiöser Kultur in deutschen Nachschlagewerken völlig ausgeblendet bleiben. Die Gründe hierfür dürften in den massiven Berührungsängsten deutscher Theologie liegen, die aufzuzählen nach dem Gesagten nicht mehr erforderlich ist. Die auf der Hand liegenden Ursachen für diese Berührungsängste sind die Sorge vor dem "Unseriösen" (was der Amerikaner crank literature nennt). Doch wird man tiefer und weiter zu fragen haben. Wer sich ernsthaft auf die Erforschung dessen einlässt, was von der etablierten deutschen Theologie her "religiöse Subkultur" ist, kann nicht umhin, der Verwechselbarkeit religiöser Phänomene gewahr zu werden. Es ist für den Neutestamentler (um einmal aus der Sichtweise meiner Wissenschaft zu sprechen) durchaus bedrohlich, die Entstehung von Personallegenden, von inflationären Selbstbewertungen religiöser Gruppenerfahrungen, von wahnhaften artifiziellen Mythologien so handgreiflich, so aufdringlich vor Augen geführt zu bekommen, wie es bei allem Bemühen um Verständnis bei manchen Neuen Religiösen Bewegungen eben doch der Fall ist. Welche antike Religion hat einen ähnlich rigiden, ja brutalen Umgang mit Aussteigern und Abweichlern gepflegt wie das frühe Christentum? Wie würden wir Passagen wie 2Joh 11; 1Kor 5,4 f.; 2Tim 4,10; Tit 3, 9-11 u. ä, wahrnehmen, wenn sie Text einer NRB wären? Anders gesagt, die Anwendung religionskritischer Fragen auf NRB zwingt uns, diese ganz neu auch an unsere eigenen Traditionen heranzutragen. Die scheint mir die eigentliche, tiefere Ursache über das Unbehagen in der Diskussion über NRB gerade in der Theologie zu sein.

Um abschließend noch einmal zum Thema des religiösen Pluralismus zu kommen: Desiderate für die deutsche Situation in Sachen religionswissenschaftlicher Lexikographie scheinen mir eine stärkere Kontaktnahme und gegenseitige Befruchtung zwischen Kirchenkunde und Erforschung von NRB, eine Sensibilisierung für die Ergebnisse empirischer Religionssoziologie, ein verstärktes Bewusstsein für Klischee- und Stereotypforschung in Anwendung auf die gegenseitige Wahrnehmung zwischen religiösen Gruppen und schließlich und vor allem eine neue Grenzziehung in Bezug auf das, was die Aufnahme in ein Nachschlagewerk verdient. Meltons Lexika können - bei vielen Problemen im Einzelnen - zu solcher Sensibilisierung und Hinterfragung der eigenen Wahrnehmung der religiösen Gegenwart beitragen.

Der Gelehrte und Schriftsteller des 1. Jh.s, dem wir die präzisesten Beschreibungen religiöser Vorstellungswelten verdanken, die größte Achtsamkeit auf die Psychologie des Religiösen und die kenntnisreichsten Studien über unterschiedlichste Mythologien (nämlich Plutarch) hat das religionsgeschichtlich folgenreichste Ereignis seiner Epoche sozusagen übersehen.28 Es wäre doch schade, wenn es uns ähnlich ginge.



Summary

J. Gordon Melton's work is seen as exemplary for American lexicography dealing with living religion. The Encyclopedia of American Religions (fifth edition, 1996) is a model of informative detail, soundness of judgement and objectivity - insofar a model also for German research.

Its relevance, its pragmatic construction, its sheer joy in collection without any qualms about touching too intimately any form of religion makes it also very interesting for a German readership - above all in the way it presents in an unparalleled way America's religious pluralism free of all cliches. Ecclesiastical history (Kirchenkunde) and research into new religious movements, empirical sociology of religion and descriptive religious science achieve a happy symbiosis here. The German market can offer nothing comparable. The same praise is deserved by Religious Leaders of America (1991), and several other reference books edited and supervised by Melton.

The Encyclopedia of Occultism and Parapsychology, two volumes (fourth edition, 1996), is by contrast an unripe piece of work which contains many errors of fact. However, its innovative quality lies in its attempt to grasp within the field of academic lexicography to a far greater extent than attempts so far, the vast area dealing with occultism and parapsychology. In a fundamental survey of German and English, in particular American lexicography of living religion, the different aims and above all the divergent perceptions of religion are documented thematically.

Fussnoten:

* Melton, J. Gordon: Encyclopedia of American Religions. Fifth Edition. Detroit-New York-Toronto-London: Gale 1996. XXIV, 1150 S. 4. geb. $ 195.-. ISBN 0-8103-7714-4.

Melton, J. Gordon: Religious Leaders of America. A Biographical Guide to Founders and Leaders of Religious Bodies, Churches, and Spiritual Groups in North America. Detroit-London: Gale Research 1991. XXIII, 604 S. 4. ISBN 0-8103-4921-3.

Melton, J. Gordon [Ed.]: Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. A Compendium of Information on the Occult Sciences, Magic, Demonology, Superstitions, Spiritism, Mysticism, Metaphysics, Psychical Science, and Parapsychology, with Biographical and Bibliographical Notes and Comprehensive Indexes. Fourth Ed. Vol. 1 and 2. Detroit: Gale Research 1996. XV, VIII, 1511 S. 4. $ 330.-.ISBN 0-8103-5487-X.

Melton, J. Gordon with James Sauer: The Encyclopedia of American Religions: Religious Creeds. A Compilation of more than 400 Creeds, Confessions, Statements of Faith, and Summaries of Doctrine of Religious and Spiritual Groups in the United States and Canada. Vol. II. Detroit-Washington-London: Gale Research 1994. XXI, 505 S. 4. ISBN 0-8103-5491-8.

1) Die Beschäftigung mit Nachschlagewerken im Bereich Neuer Religiöser Bewegungen, religiöser Pluralismus u. Ä. ist ein Nebenprodukt meines Buches "Literaturführer Theologie/Religionswissenschaft", das demnächst als UTB-Titel beim Verlag Quelle & Meyer erscheinen soll.

2) Vgl. meinen Forschungsbericht L. Ron Hubbard and Scientology: An Annotated Bibliographical Survey of Primary and Selected Secondary Literature, Marburg Journal of Religion 4, Nr. 1, Juli 1999 (im Internet unter: www.uni-marburg.de/fb11/religionswissenschaft/journal/mjr - dort auch knapp über die Bibliothekslage z. S.).

3) J. Gordon Melton and Isotta Poggi, Magic, Witchcraft, and Paganism in America. A Bibliography. 2nd edition. Garland Reference Library of Social Science, Vol. 723 = Religious Information Systems Series, Vol. 3, New York-London 1992.

4) Zum Begriff s. Reinhart Hummel, Neue religiöse Bewegungen und "Sekten", ThLZ 123, 1998, 323-334, hier 323-325; vgl. allgemeiner Peter Gerlitz, Art. Neue Religionen, TRE XXIV, Berlin/New York 1994, 299-315.

5) Literaturberichte: Reinhart Hummel, Neue religiöse Bewegungen, VF 32, 1, München 1987, 78-95 (knapp); ders., Neue religiöse Bewegungen und "Sekten" [s. Anm. 4] (vorzüglich). Grundlegend für Westeuropa: Elisabeth Arweck und Peter B. Clarke, New Religious Movements in Western Europe: An Annotated Bibliography, Bibliographies and Indexes in Religious Studies 41, Westport, Conn., and London 1997 (mit Kurzkommentaren; vgl. auch Elisabeth Arweck, A Comparative Study of Responses to New Religions in Britain and Germany, Diss. King's College, London 1997). Für die amerikanische Situation: Diane Choquette, New Religious Movements in the United States and Canada: A Critical Assessment and Annotated Bibliography, Bibliographies and Indexes in Religious Studies 5, Westport, Conn., and London 1985 (heute ergänzungsbedürftig).

6) Über den Gegensatz zwischen ACMs und CCMs s. Massimo Introvigne, Strange Bedfellows? Is the Split Between the Secular Anti-Cult and the Religious Counter-Cult Movement Bound to Grow into Open Antagonism?, Update & Dialog 3, Århus, Dänemark Okt. 1993, 13-22.

7) Beispiele: Eileen Barker, The Making of a Moonie: Brainwashing or Choice?, Oxford 1984 (eine wegen ihrer sozialempirischen Methodik und radikalen Infragestellung verbreiteter Klischees mit Recht berühmte Arbeit); Roy Wallis, The Road to Freedom: A Sociological Analysis of Scientology, London 1976; Horst Stenger, Die soziale Konstruktion okkulter Wirklichkeit - eine Soziologie des New Age, Opladen 1993. Ausführliche Bibliographien zu beiden bei E. Arweck u. P. B. Clarke, op. cit.; D. Choquette, op. cit.; vgl. auch J. A. Saliba, Social Science and the Cults, An Annotated Bibliography, New York-London 1990.

8) EAR5, XVIII (von Melton etwas verfremdend als die "church-sect-cult categories" bezeichnet).

9) Eine schlichtere Einteilung von NRB in sieben Gruppen bzw. "Familien" findet sich in Massimo Introvigne, Le nuove religioni, Mailand 1989, einer 428-Seiten-Übersicht über christliche und nichtchristliche Gruppen.

10) EAR5, 17.

11) Dazu s. jetzt die vorzügliche, wegen ihrer umfassenden Nutzung von Internet-Materialien auch methodisch wichtige Studie meines Mainzer Kollegen Andreas Grünschloß, "When we enter into my Father's spacecraft". Cargoismen und millenaristische Kosmologien im Kontext neuer religiöser UFO-Bewegungen, in: Dieter Zeller [Hrsg.], Religion im Wandel der Kosmologien, Frankfurt a. M. u. a. 1999, 287-305; daneben als klassische ältere Darstellung z. B. Ernst Benz, Ufologie - die Religion von den Planetariern und fliegenden Untertassen, in: ders., Neue Religionen, Stuttgart 1971, 113-124. Eine gute neuere Aufsatzsammlung zum Thema ist: J. R. Lewis [Hrsg.], The Gods Have Landed: New Religions from Other Worlds, Albany, N. Y., 1995 (Hinweis Andreas Grünschloß). Vgl. auch Jean-Bruno Renard, Les extra-terrestres. Une nouvelle croyance religieuse?, Paris 1988; Mikael Rothstein, Images of the Mind and Images for the Eye: An Iconographical Approach to UFO-Mythology, Scripta Instituti Donneriani Aboensis, 16, Åbo 1995.

12) S. E. Ahlstrom, A Religious History of the American People, New Haven 1972. Vgl. auch John Corrigan, Religion in America, New York 1992; John Carmody, Exploring American Religion, Mountain View, Calif., 1992, und den Forschungsbericht Hartmut Lehmann, Nordamerikanische Kirchengeschichte und nordamerikanische Kirchengeschichtsschreibung, ZThK 91, 1994, 285-298. Wichtig sind in der Perspektive allgemeiner Kirchengeschichtsschreibung auch die zahlreichen Bücher von Edwin Scott Gaustad.

13) Seher, Grübler, Enthusiasten. Das Buch der traditionellen Sekten und religiösen Sonderbewegungen, Stuttgart 121982.

14) Handbuch Religiöse Gemeinschaften. Freikirchen. Sondergemeinschaften. Sekten. Weltanschauungen. Missionierende Religionen des Ostens. Neureligionen. Psycho-Organisationen. Für den VELKD-Arbeitskreis Religiöse Gemeinschaften im Auftrag des Lutherischen Kirchenamtes hrsg. von Horst Reller, Manfred Kießig u. Helmut Tschoerner, Gütersloh 41993.

15) Hummel, op. cit. [s. Anm. 4] 326.

16) F.-W. Haack, Scientology - Magie des 20. Jahrhunderts, München 1982. 3. (von Thomas Gandow geringfügig verbesserte) Aufl. 1995.

17) Vgl. neben meinem o. g. Forschungsbericht auch meine biographische Studie Hubbard, L. Ron, BBKL Ergänzungsbände 16, 1999, 752-771 (auch im Internet unter http://www.bautz.de) mit den dortigen Literaturangaben.

18) Lelands Aradia, or the Gospel of the Witches, London 1899 (zahlreiche Nachdrucke) gab neben den Büchern der M. Murray die entscheidende Inspiration der Wicca-Bewegung ab und wird in zahlreichen neopaganen Gruppen als eine Art Heilige Schrift verehrt; vgl. EAR5 784 f. 786. 796. Über Lelands Hintergründe (der selbst noch kein neopaganer Denker war) informiert das leider kaum bekannte Werk von Elizabeth Robins Pennell, Charles Godfrey Leland. A Biography, 2 Bde., Boston u. New York 1906.

19) R. Hummel, Neue religiöse Bewegungen und "Sekten" [s. Anm. 4], 323-334, hier 326.

20) Über ihn gibt es jetzt eine umfassende Monographie: John Patrick Deveney, Paschal Beverly Randolph, Albany, NY: State University of New York Press 1997.

21) Lexikon der Parapsychologie und ihrer Grenzgebiete, Bern u. a. 1976. Mehrere Nachdrucke (mit leichten Titelvariationen), u. a. Herrsching 1984, Bern/München 1988 u. Frankfurt a. M. 1981. Knapper ist Hermann Schreiber, Wörterbuch der Parapsychologie, München 1982.

22) Handlexikon der magischen Künste von der Spätantike bis zum 19. Jahrhundert, 3. Aufl. in 2 Bänden, Graz 1986.

23) Lexikon des Geheimwissens, München 1993.

24) Claus Priesner, Karin Figala [Hrsg.], Alchemie. Lexikon einer hermetischen Wissenschaft, München 1998 (vgl. meine Rezension in BPfKG 66/67, 1999/2000, 515-517, und Ebernburg-Hefte 33, 1999, 123-125).

25) Ich erwähne Anita Höhne, Lexikon des Übersinnlichen: Parapsychologie, Esoterik und New Age, Frankfurt a. M. 1996; Werner Bogun u. Nor-

26) Diverse neuere Titel zur Sache habe ich seit 1992 regelmäßig in den BPfKG bzw. den Ebernburg-Heften besprochen.

27) Geradezu ein Geheimtipp an verlässlicher Information über die angloamerikanische esoterische Subkultur des 19. Jahrhunderts sind die Anmerkungen und Anhänge der Ausgabe von Boris de Zirkoff zu den Schriften der Helena Petrovna Blavatsky: Isis Unveiled (1877), 2 Bde., Wheaton, Ill. u. a. 1994 (geringfügig verbessert gegenüber der Ausgabe 1972); The Secret Doctrine (1888), 3 Bde. (2 Textbände + Registerband), Adyar, Madras, Indien u. a. 1978 = Wheaton, Ill. 1993; From the Caves and Jungles of Hindostan, Wheaton, Ill. 1975 = 1993; vor allem aber: Collected Works, 15 Bände, Wheaton, Ill., u. Adyar, Madras, Indien 1966-1991 (kleinere Schriften). An dieser wahrhaft monumentalen Ausgabe hat de Zirkoff (der mit der Begründerin der Theosophie weitläufig verwandt war) praktisch ohne Unterbrechungen von 1923 bis zu seinem Tod 1981 gearbeitet. Mit ihr ist H. P. Blavatsky die am sorgfältigsten edierte und historisch kommentierte Autorin der esoterischen "Szene" überhaupt. Vgl. Dara Eklund, Boris de Zirkoff and the Blavatsky Collected Writings, in: Theosophical History III, 6 (April 1991), 167-170 (ebd. 171-173: Bibliographie der Einzelbände von James Santucci) und als bibliographisches Hilfsmittel zu den Anfängen der Theosophie: Michael Gomes, Theosophy in the Nineteenth Century. An Annotated Bibliography, Religious Information Systems 15, New York u. London 1994, wo mehr als 2000 Titel aufgelistet und z. T. eingehend besprochen werden. Weitere Literatur zur Theosophie als Mutterboden der New Age-Bewegung unseres Jahrhunderts nennen meine Studien: Blavatsky, Helena Petrovna (erscheint in: BBKL. Erg.-Bd.; biographische Skizze mit umfassender Bibliographie); Okkultismus und Phantastik. Eine Studie zu ihrem Verhältnis am Beispiel der Helena P. Blavatsky, in: Festschrift für Kalju Kirde (Das schwarze Geheimnis. Magazin zur unheimlichen und phantastischen Literatur 4), Kerpen 1999, 53-104 (literaturgeschichtliche Aspekte). Ich erwähne als weiteres Beispiel für ein in Deutschland praktisch unbekanntes älteres und doch sehr brauchbares Hilfsmittel im Bereich der Erforschung von Okkultismus noch Albert L. Caillet, Manuel bibliographique des sciences psychiques et occultes, 3 Bde., Paris 1912. Reprint Mansfield Centre, Conn., o. J. [etwa 1995, leider nur in einer Auflage von 100 Exemplaren], eine monumentale Bibliographie, die 11 648 Titel esoterischer Literatur v. a. des 19. Jh.s. z. T. eingehend bespricht und reiche, sonst kaum zugängliche biographische Informationen über die Autoren enthält.

28) Vgl. meine Übersicht Plutarch, BBKL XIV, Herzberg 1998, 1362-1372 (mit Lit.).