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Ausgabe: | Juni/2000 |
Spalte: | 607 f |
Kategorie: | Altes Testament |
Autor/Hrsg.: | Fritz, Volkmar |
Titel/Untertitel: | Das zweite Buch der Könige. |
Verlag: | Zürich: Theologischer Verlag 1998. 155 S. gr.8 = Zürcher Bibelkommentare, 10,2. Kart. DM 53,-. ISBN 3-290-10993-3. |
Rezensent: | Joachim Conrad |
Der Vf. hat einen knappen, aber gehaltvollen Kommentar vorgelegt. Der Zielsetzung der Reihe gemäß musste er auf eine Diskussion des gegenwärtigen Forschungsstandes verzichten und konnte daher auch nicht näher auf die redaktionsgeschichtlichen Probleme der Texte eingehen. Deutlich ist aber, dass er die Königsbücher als Teil des deuteronomistischen Geschichtswerkes betrachtet und dabei ältere Vorlagen, das Werk des deuteronomistischen Historikers sowie spätere Nachträge und redaktionelle Zusätze unterscheidet. Die letzteren grenzt er eindeutig ab und kennzeichnet sie als solche auch bei der Übersetzung der Texte, ohne sie jedoch bestimmten Schichten zuzuordnen oder entsprechend aufzuteilen. Auch die älteren Vorlagen macht er grundsätzlich als solche kenntlich, behandelt sie aber ebenfalls je für sich und lässt die Frage nach größeren vordeuteronomistischen Zusammenhängen, wie etwa bei den Elija- und Elischa-Erzählungen, außer Betracht. Er rechnet hier auch mit späterer Überarbeitung, deren Umfang er nicht genauer bestimmt, so beispielsweise bei den Reformmaßnahmen Joschijas in 2Kön 23. Die Gestaltung als Ganze weist er dem deuteronomistischen Historiker zu, auf den er auch die Grundschicht der Erzählungen in 2Kön 1; 12,5-17 und 22,3-23,3 zurückführt. Im Vergleich mit dem Kommentar von E. Würthwein (ATD 11/2), auf den er häufig Bezug nimmt, bietet er somit ein vereinfachtes Modell der Entstehung der Königsbücher und des deuteronomistischen Geschichtswerkes insgesamt, das den Zwecken der vorliegenden Kommentarreihe angepasst ist.
Das bedeutet freilich nicht, dass er die anstehenden Probleme simplifiziert. So zeigen allein schon die häufigen Literaturhinweise, die er im Verlauf der Einzelexegese gibt, dass er dem jeweiligen Forschungsstand Rechnung trägt und dies auch dem Leser zu vermitteln sucht. Dem entsprechen insbesondere die Ausführungen zu den geographischen Gegebenheiten und archäologischen Befunden wie auch zur Geschichte von Israels Umwelt. Darüber hinaus ist hervorzuheben, dass er sich sehr klar zum historischen Gehalt der einzelnen Texte und zu deren eigenen Intentionen äußert. So zeichnet er ein durchaus differenziertes und einprägsames Bild, das dem fachlich nicht vorgebildeten Leser ein sachgerechtes Verständnis der Texte ermöglicht und das auch für den Fachvertreter instruktiv ist. Dem letzteren stellen sich natürlich manche Fragen. Doch kann ihm angesichts einer sich stark im Fluss befindlichen Forschung gerade auch ein vereinfachtes Modell der Entstehung des deuteronomistischen Werkes und der Königsbücher im Besonderen zu Besinnung Anlass geben und als eine Art Zwischenbilanz dienlich sein.