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Ausgabe:

Dezember/1998

Spalte:

1221

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Clévenot, Michel

Titel/Untertitel:

(1)Krise des Glaubens - das Zeitalter der Aufklärung. Aus dem Franz. von M. Lauble.
(2)Reform, Restauration, Renaissance? Aus dem Franz. von K. Füssel.

Verlag:

(1)Luzern: Ed. Exodus 1997. 239 S. 8 = Geschichte des Christentums im XVIII. Jahrhundert. Kart. DM 47,-. ISBN 3-905577-07-0.
(2)Luzern: Ed. Exodus 1997. 271 S. 8 = Geschichte des Christentums im XIX. Jahrhundert. Kart. DM 49,-. ISBN 3-905577-23-2.

Rezensent:

Wolfgang Erich Müller

Die Geschichte des Christentums darzustellen, ist ein sehr vielschichtiges Unternehmen. Michel Clévenot (1932-1993), der als Kaplan, Religionslehrer und in der Studentenseelsorge tätig war, wählt in seiner jetzt in elf Bänden vorliegenden Geschichte des Christentums nicht den Weg einer quellenmäßig orientierten Darstellung, wie sie von Monographien oder Geschichtshandbüchern geläufig ist. Er setzt vielmehr die Bekanntschaft mit den wichtigsten Ereignissen und Personen voraus. Die beiden hier vorzustellenden Bände sollen in jeweils dreißig "Sequenz" genannten Kapiteln anhand wichtiger Personen oder Bewegungen das Charakteristikum der jeweiligen Jahrhunderte erfassen. Die Darstellung des 18. Jh.s setzt ein mit dem Schicksal der Kamisarden, widmet Kapitel u. a. Jonathan Swift, dem Chassidismus, Zinzendorf, der Enzyklopädie von Diderot und d’Alembert, der Freimauerei, der amerikanischen Revolution, Katharina von Rußland und schließt mit einem Bericht über Mungo Park in Schwarzafrika. Der Band über das 19. Jh. spannt den Bogen von Marquis de Sade zu Friedrich Nietzsche, geht auf die deutschen Romantiker ein, auf Sören Kierkegaard, Karl Marx, Georges Sand, die Beschreibung der Erscheinungen von Lourdes im Jahr 1858, Vincent van Gogh, die nordamerikanischen Indianer oder die Dreyfusaffäre.

Die hier nur herausgegriffenen Beispiele machen deutlich, daß C. keine wissenschaftlichen historischen Darstellungen gibt und dies angesichts des geringen Umfangs der einzelnen Sequenzen auch gar nicht kann, sondern Segmente des jeweiligen Jh.s blitzlichtartig zu treffen sucht. Dies geschieht in einer gut lesbaren Weise unter Verwendung vieler charakteristischer Zitate. Die Bücher sind zudem auf einen eher französischen und katholischen Interessenzusammenhang fokussiert, so daß der Untertitel "Geschichte des Christentums" zu allgemein ist. Aus protestantischer Sicht wäre beispielsweise die Aufklärung nicht nur als Krisenzeit zu interpretieren, denn es müßten auch positiv die Erträge biblischer Theologie oder auf dem Gebiet der Ethik genannt werden. Entsprechend vermißte man im 19. Jh. den Rationalismus, die Entwicklung zur liberalen Theologie und die protestantischen Bibelwissenschaften. Damit sind Grenzen dieses sich an ein breites Publikum richtende Werk genannt, das, unter Beachtung der Einsprüche, exemplarische Eindrücke vermittelt.