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Ausgabe:

Dezember/2021

Spalte:

1179-1180

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

[Küchler, Max]

Titel/Untertitel:

Sprachbilder und Bildsprache. Studien zur Kontextualisierung biblischer Texte. Festschrift für Max Küchler zum 75. Geburtstag. Hgg. v. M. Lau, K. M. Schmidt u. Th. Schumacher.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2019. 583 S. m. 266 Abb. u. 4 Tab. = Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments, 121. Geb. EUR 130,00. ISBN 9783525516980.

Rezensent:

B. E.

Diese Festschrift für Max Küchler enthält 21 Beiträge, die sich an drei Schwerpunkten seines Schaffens orientieren. Unter der Überschrift »Ikonographie und Text« finden sich Aufsätze, die in Verbindung mit der Leidenschaft des Jubilars für Bilder und ihre Nutzung für die Interpretation biblischer Texte stehen (mit Beiträgen von Dieter Vieweger/Katja Soennecken zum Orpheus-Motiv auf Artefakten der Späten Bronzezeit; Florian Lippke mit einem kleinen »Buch im Buch«: ein über 60-seitiger Katalog zum Bestand der Zylindersiegel in israelischen Museen; Stefan Lauber zur Frage des Kultbildes im Jerusalemer Tempel; Thomas Staubli zum Motiv des Zweiges und dem Fortleben eines kanaanäischen Kultsymbols in der hellenistisch-römischen Levante; Gerd Theißen zur Familien- und Pflanzenmetaphorik bei Johannes dem Täufer und Jesus, Thomas Schumacher zur Rezeption des Völkerwallfahrtsmotiv bei Mt, Martin Ebner zu Joh 13,21–30 als Quelle der Imagination; Margareta Gruber zur Poetik des Johannesevangeliums im Gespräch mit dem Schriftsteller Patrick Roth; Karl Matthias Schmidt zu 1Thess 5,3 und dem Edikt des Claudius zur Vertreibung der Juden; Petra von Gemünden zur Aufnahme und Umwertung antiker Bildmotive in Offb 12 und Michael Lattke zur Bildwelt in den Oden Salomos). Der zweite Schwerpunkt »Geschlecht und Text« knüpft an die Thematik der Habilitationsschrift des Jubilars »Schweigen, Schmuck und Schleier« (1986) an, die im Rückblick gesehen für die Gender studies im deutschsprachigen Raum als pionierhaft charakterisiert werden kann (Veronika Bachmann zu den Bankettszenen in Ester MT und LXX; Markus Lau zu Mk 7,24–30, Luc Devillers zu Lk 24,13–35; James M. Morgan zu »marvellous women« [gemeint sind Frauen, die mit dem Göttlichen kommunzieren] bei Herodot und im lukanischen Doppelwerk; Peter Lampe mit einem Plädoyer für kirchliches Trauen gleichgeschlechtlicher Paare, Stefan Schreiber zu 1Joh 2,12–14). Max Küchlers Interesse für die Landschaft, Topographie und Archäologie des Heiligen Landes, insbesondere Jerusalems, trägt schließlich der letzte Teil des Bandes »Topographie und Text« Rechnung (Wolfgang Zwickel zum Wasserstand des Toten Meeres in der Antike, Ronny Reich zu den Befestigungsanlagen an der Gihon-Quelle, Riccardo Lufrani zur Ausgrabung am Saint-Etienne Compound und der Diskussion um eine frühhellenistische Nekropole sowie Matthias Morgenstern mit »Judaistischen Anmerkungen zu einem Jerusalem-Reiseführer«; dazu s. u.).
Die Festschrift, wenngleich auch die Beiträge – abgesehen von der groben Einteilung des Bandes – nicht miteinander verbunden sind, ist eine kleine Schatzkiste. An dieser Stelle sei ganz besonders auf die Darlegungen des Theologen und Judaisten Matthias Morgenstern verwiesen, der das Jerusalem-Handbuch des Jubilars dadurch ergänzt, dass er wichtige Orte Jerusalems präsentiert, die für die jüdische Kultur der jüngeren Geschichte bedeutsam sind (so verschiedene Synagogen und Yeshiwot sowie Gebäude wie das Rabbiner-Kook-Haus oder das Grab des Gerer Rebben in der Jerusalemer Weststadt). Eine solche Zusammenfassung ist m. W. bislang einzigartig in deutscher Sprache und verdient deshalb ganz besondere Beachtung. Dass es darüber hinaus noch vieles andere in dem Band zu entdecken gibt, ist offensichtlich: Die archäologischen Publikationen bestechen durch ihre Aktualität und die exegetischen Beiträge, die durch die abschließenden Register bestens erschlossen sind, zeigen, wie produktiv der Blick auf Bildmotive für die Auslegung der biblischen Texte sein kann. Tolle, lege ...