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Ausgabe:

Mai/2000

Spalte:

523–525

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Fernandez E., P. Samuel

Titel/Untertitel:

Christo Medico, segun Origenes. La actividad medica como metáfora de la acción divina.

Verlag:

Roma: Institutum Patristicum Augustinianum 1999. 327 S. 8 = Studia Ephemeridis Augustinianum, 64. ISBN 88-7961-033-3.

Rezensent:

Theresia Heither

Diese Dissertation, die unter der Leitung von M. Simonetti entstanden ist und in den Studia Ephemeridis Augustinianum veröffentlicht wurde, behandelt ein wichtiges Thema in der Theologie des Origenes. Die Arbeit ist für biblisch, sowohl alttestamentlich als auch neutestamentlich orientierte Theologen erhellend. Für Patristiker, vor allem Origenes-Kenner, gibt sie einen guten Überblick über das Thema.

In das Thema führt der Vf. ein, indem er die Voraussetzungen für das Bild vom Arzt und seinem heilenden Wirken in der Philosophie, in der Heiligen Schrift und in der christlichen Tradition vor Origenes kurz bespricht. Zu diesen Vorfragen gehört auch noch die Haltung des Origenes zur Medizin im Allgemeinen.

Im ersten Teil, der sich dem zentralen Thema zuwendet, werden die Krankheit und die Person der Kranken in ihrer Bedeutung untersucht. Wie der Titel angibt, geht es um die metaphorische Bedeutung der Wirklichkeit von Krankheit und der Person der Kranken. Folgende Fragen werden behandelt: Wie wird die körperliche Krankheit gewertet? In welcher Beziehung steht sie zur geistigen Krankheit, gemeint ist die Krankheit der Seele, die immer mit der Sünde zusammenhängt? Die Wertung der körperlichen Krankheit ist unterschiedlich, sie kann positiv und negativ sein, weil sie nicht eindeutig ein Übel ist. Meist ist sie Indiz für die geistige Krankheit und dann negativ einzuordnen. Die differenzierte Betrachtung des Origenes erkennt aber auch eine positive Wertung der geistigen Krankheit. Sie kann nämlich zum Heil dienen, indem sie die von ihnen betroffenen Menschen an größerer Bosheit hindert.

Der Kranke kann entweder auf ein Volk, das der Juden oder das der Heiden, hinweisen oder auch für den einzelnen Glaubenden stehen. Einzelne ausgewählte Beispiele aus den exegetischen Werken des Origenes machen das deutlich. Wenn der Kranke den einzelnen glaubenden Menschen darstellt, gibt es mehrere im Zusammenhang mit der Ursache und der Behandlung der Krankheit stehende Probleme. Die Theorie des Origenes über die Präexistenz der geistigen Wesen und ihren ursprünglichen Fall wird kurz behandelt, ebenso der Zusammenhang der Krankheit bzw. auch ihrer Heilung mit der Freiheit des Menschen. Besonders wichtig ist Origenes, auch in diesem Zusammenhang der Heilung, die Betonung des freien Willens des Kranken. Er muss und kann an seiner eigenen Heilung mitwirken. Deshalb kann Origenes diesen Prozess der Heilung als eines der verschiedenen Bilder sehen, die den Weg des Menschen zur Vollkommenheit erläutern. Ein anderes origeneisches Thema wird im Anschluss daran berührt, nämlich die apokatastasis panton als universale Heilung. In ihr kommt ja die Freiheit der geistigen Wesen an ihr Ziel.

Im zweiten Abschnitt des Hauptthemas wird die Person des Arztes in den Vordergrund gestellt, zunächst Gott als Arzt, wie er schon im AT gesehen wird. Worauf es dem Vf. ankommt, ist die Verwendung des Bildes in Fragen der Theodizee. Origenes kann das Wirken Gottes, gerade in seiner Härte und Unerbittlichkeit, gut mit der Metapher des Arztes erklären. Gottes Güte bleibt gewahrt, auch wenn er "schneidet und brennt". Der letzte Punkt beim Thema "Gott als Arzt" spricht von den Engeln und den Propheten, die im Dienst Gottes stehen und seinen Heilungsauftrag ausführen.

Dann kommt der Vf. auf die Bezeichnung Christi als des eigentlichen Arztes zu sprechen. Er ist erhaben über alle anderen Ärzte, vor allem über Asklepios, dessen Bedeutung und Wirken von Celsus z. B. in Konkurrenz mit Christus gesehen wurde. Bei Christus entsteht eine andere Schwierigkeit als bei Gott, dem Arzt, wie er uns im AT begegnet. Nicht die Härte seiner Behandlung spielt hier eine Rolle, sondern das Problem, dass wir in Christus selber Schwachheit und Krankheit erkennen. Er trägt unsere Krankheiten und ist andererseits auch krank in uns, seinen Gliedern. Gott hat bei seinem heilenden Wirken Engel und Propheten als Helfer, Christus gibt seinen Jüngern den Auftrag und die Möglichkeit, sein heilendes Wirken fortzusetzen. Er selbst ist gegenwärtig als Arzt und als heilende Medizin in seinem Wort. Dieser Grundgedanke des Origenes beschließt die Arbeit.

Die hier besprochene Arbeit ist zu vergleichen mit verschiedenen Werken, die jeweils die Theologie des Origenes unter einem bestimmten Gesichtspunkt darstellen. Als Beispiele seien genannt: Crouzel, H., Théologie de l’Image de Dieu chez Origéne (Théologie 34), Paris 1956, und Gruber, G., ZWH Wesen, Stufen und Mitteilung des wahren Lebens bei Origenes (MThS.S, 23) München 1962.

Origenes hat wesentliche Grundgedanken in allen seinen Werken entwickelt, sie kommen unter verschiedenen Gesichtspunkten immer wieder vor. Hier sind es vor allem die Grundgedanken einer gütigen Vorsehung Gottes und der Freiheit des Menschen, die Origenes in der Heiligen Schrift überall findet.

Die Arbeit ist sehr sorgfältig ausgeführt und bringt reiches Stellen- sowie umfangreiches bibliographisches Material zum Thema. Sie wird dazu beitragen, dass die Theologie des Origenes, auch in ihrer Tragweite für die Spiritualität und das geistige Verständnis der Heiligen Schrift, besser rezipiert wird. Dafür ist dem Verfasser zu danken.