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Ausgabe:

April/2021

Spalte:

296-297

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Hg. v. B. Steimer u. Th. J. Bauer.

Titel/Untertitel:

Vetus Latina. Arbeitsbericht 2018/19. 61. Bericht der Stiftung. 50. Forschungsbericht des Instituts.

Verlag:

Freiburg i. Br.: Verlag Herder 2019.

Rezensent:

Heinrich Holze

Neben dem angegebenen Titel in dieser Rezension besprochen:

Vetus Latina. Die Reste der altlateinischen Bibel. Nach Petrus Sabatier neu gesammelt u. hg. v. d. Erzabtei Beuron unter d. Leitung v. Th. J. Bauer. Bd. 7/2: Judith. Fasc. 2–7. Hgg. v. P.-M. Bogaert u. J.-C. Haelewyck. Freiburg i. Br.: Verlag Herder 2019–2020. Fasc. 2: Jdt 1,1–4,9. 2019. 80 S. Kart. EUR 64,00. ISBN 9783451002823. Fasc. 3: Jdt 4,9–7,4. 2019. 80 S. Kart. EUR 64,00. ISBN 9783451002830. Fasc. 4: Jdt 7,4–8,32. 2019. 80 S. Kart. EUR 64,00. ISBN 9783451003097. Fasc. 5: Jdt 8,33–11,17. 2019. 80 S. Kart. EUR 64,00. ISBN 9783451003134. Fasc. 6: Jdt 11,17–14,18. 2020. 80 S. Kart. EUR 64,00. ISBN 9783451003219. Fasc. 7: Jdt 11,14,19–fin. 2020. 64 S. Kart. EUR 54,00. ISBN 9783451003226.
Vinzent, Markus: Writing the History of Early Christianity. From Reception to Retrospection. Cambridge: Cambridge University Press 2019. VI, 485 S. Geb. £ 105,00. ISBN 9781108480109.


Unter dem Begriff der Vetus Latina wird die Gruppe der lateinischen Bibeltexte, die in den ersten Jahrhunderten des Christentums verbreitet waren, zusammengefasst. An ihnen lässt sich nachverfolgen, wie sich das Lateinische als Sprache der Bibel gegenüber dem Griechischen immer stärker durchgesetzt hat, wobei zunächst unterschiedliche Übersetzungen nebeneinander bestanden. Das 1945 von Bonifatius Fischer gegründete Vetus Latina-Institut der Erzabtei Beuron arbeitet an der wissenschaftlichen Edition dieser Bibelübersetzungen.
Über die laufenden Projekte und den Fortschritt der Arbeit an der Edition der Beuroner Vetus Latina im Zeitraum 2018–2019 informiert der vom Wissenschaftlichen Leiter des Instituts, Thomas Johann Bauer, herausgegebene Arbeitsbericht. Die Edition des ersten Faszikels von Esra II (= Nehemia), die von Bonifatia Gesche geleitet wird, konnte entgegen der Planung noch nicht abgeschlossen werden, befindet sich aber auf gutem Wege. Die Arbeit am Buch Tobit, für die Jean-Marie Auwers verantwortlich zeichnet, ist noch in den Anfängen, wobei der Text der Bibel von Alcalá (»Complutensische Polyglotte«) neue Fragen zur Entstehung und Datierung des Buches aufwirft. Die Edition des Buches Sirach, die unter Anthony J. Forte bereits weit gediehen ist, wurde fortgesetzt. Gegenwärtig wird das Verhältnis von griechischer Textvorlage und lateinischer Übersetzung untersucht, wobei besonders der lateinische Übersetzer und seine Methologie im Fokus stehen. Die Edition des Buches Daniel, die in den Händen von Jean-Claude Haelewyck liegt, befindet sich noch am Anfang. Auch von den Editionsprojekten zum Matthäusevangelium und zum Lukasevangelium, die von Thomas Johann Bauer und Annette Weissenrieder geleitet werden, können noch keine konkreten Ergebnisse vermeldet werden, allerdings sind die vorbereitenden Studien, der Vergleich beider Evangelien und die Analyse der redaktionellen Bearbeitungen des Hieronymus, weit gediehen. Die Edition des Johannesevangeliums, deren letzte Lieferung 2013 vorgelegt wurde, stagniert aus unterschiedlichen Gründen, wobei H. A. G. Houghton (Birmingham) die Fortsetzung der Arbeiten angekündigt hat. Die Edition des altlateinischen Textes der Apostelgeschichte wird von Wilhelm Blümer (Mainz) geleitet. Als vorläufiges Ergebnis wurde von ihm eine vollständige Kollation der lateinischen Handschriften auf der Homepage des Projektes online zugänglich gemacht. Andere Arbeiten wie die Erstellung des orthographischen Apparates und des Zeugen-apparates der Edition konnten ebenfalls abgeschlossen werden. Bezüglich der Paulusbriefe An die Römer, An die Korinther und An die Galater verweist der Arbeitsbericht auf die von H. A. G. Houghton u. a. herausgegebene Veröffentlichung »The Principal Pauline Epistles: A Collation of Old Latin Witnesses« (Leiden 2019), die einen wichtigen Schritt für die Vorbereitung der anstehenden Editionen darstellt.
Abgeschlossen werden konnte im Berichtszeitraum die Edition des altlateinischen Textes des Buches Judith. Gert Haendler hat in seinem 2003 erschienenen Forschungsbericht »Neue Arbeitsbe-dingungen für die altlateinische Bibelübersetzung Vetus Latina« (ThLZ 128 [2003], 115–121) über die Anfänge des Editionsprojektes berichtet. Er stellt darin die erste Lieferung (Faszikel 1) vor, in der der Herausgeber Pierre-Maurice Bogaert die editorischen Grundsätze entfaltet. An den altlateinischen Handschriften, die der Edition zugrunde liegen, wird deutlich, dass die lateinische Textgeschichte des Buches Judith bis in die erste Hälfte des 5. Jh.s führt, was auch durch die patristischen und die liturgischen Zitate, die Judith als Vorbild christlicher Existenz zeigen, belegt wird. Mit seinen Untersuchungen legte Pierre-Maurice Bogaert die Basis für die in dieser Rezension anzuzeigenden sechs Teillieferungen, die in den vergangenen beiden Jahren in kurzer Folge erschienen sind (Faszikel 2–7). Es ist sehr zu begrüßen, dass nach langer Vorbereitungszeit nunmehr die Edition des altlateinischen Textes des Buches Judith vollständig und mit einem detaillierten textkritischen Apparat versehen vorliegt. Die Ausgabe der alttestamentlichen Schriften der Vetus Latina ist um einen wichtigen editorischen Baustein vorangebracht worden.