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Ausgabe:

März/2000

Spalte:

314 f

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Kühn, Ulrich

Titel/Untertitel:

Christlicher Glaube nach 2000 Jahren. Eine Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses.

Verlag:

Leipzig: Evang. Verlagsanstalt 1999. 204 S. 8. ISBN 3-374-01737-1.

Rezensent:

Joachim Rogge

Das kleine inhaltsreiche Buch möchte für die Menschen der Gegenwart das bis heute Wesentliche im christlichen Glauben vorstellen. Es geht "auf Vorlesungen zurück, die der Vf. im Wintersemester 1996/97 für Hörer aller Fakultäten an der Universität Leipzig gehalten hat". (5) Es ist nicht allein für christliche Leser geschrieben; es will auch "nichtchristlichen als der Versuch" dienen, "zu erklären, worum es im christlichen Glauben geht. Für beiderlei Adressaten soll es zugleich theologische Grundinformationen liefern, die auch geeignet sind, manche als sensationell empfundenen ,Enthüllungen’ über das Christentum und seine Grundlagen besser einordnen zu können." Gedacht ist das Buch zudem als Arbeitsmittel für Studierende, vor allem der Religionspädagogik, sowie als Begleitliteratur zum Taufunterricht für Erwachsene.

In der Tat, hier wird konzentriert und aufschlussreich formuliert. Einen neuen Ansatz zu weiterer Forschung will das Buch nicht geben, aber es macht auf jeder Seite deutlich, dass es den neuesten Forschungsstand selbst zu immer wieder strittigen Fragen berücksichtigt. Ein sparsam, aber präzise gegebener Anmerkungsapparat bietet wichtige weiterführende Literatur, gelegentlich sogar wichtige Quellen aus der Kirchengeschichte und für theologisch Nichtversierte Erläuterungen zu nicht ganz vermeidbaren Fachtermini.

Wenn im Untertitel die Auslegung des Apostolicums angekündigt wird, das in der katholischen Kirche und in evangelischen Kirchen im selben Wortlaut in Geltung ist - mit einer ekklesiologiebezogenen Ausnahme -, dann ist damit noch nicht alles gesagt. Eine Einleitung stellt die Relevanz des christlichen Glaubens "am Übergang ins 3. Jahrtausend" (7) vor, und das erste der beiden Hauptkapitel macht Aussagen über die "Urkunden des Glaubens", d. h. über die Bibel in ihren beiden Testamenten und ihre Auslegungsgeschichte. Eine Überleitung zum Apostolicum selbst bezeichnet dieses "als Zusammenfassung der christlichen Botschaft", allerdings mit der problemanzeigenden Zusatzbemerkung: "Natürlich bedarf das Glaubensbekenntnis der erschließenden Auslegung: von der Heiligen Schrift her, aber dann ebenso vom gegenwärtigen Glaubensbewußtsein und heutigen Frage- und Problemstellungen her." (46) So darf der Leser damit rechnen, dass der Vf. die heute außer- und innerkirchlich neu oder wieder diskutierten Teile des Apostolicums nicht einfach nur zitiert. So wird das Verständnis der Auferstehung unter Benennung neuester Diskussionsthesen (G. Lüdemann, 128) angesprochen "als historisches Problem" (129), aber dazu wesentlich in ihrer christologischen, soteriologischen und eschatologischen Bedeutung (137).

Ein kurzer Schlussabschnitt hat zum Thema: "Glauben heute und morgen". Ulrich Kühn möchte gezeigt haben, "daß es im christlichen Glauben nicht einfach um ein Gedankengebäude geht, sondern primär um einen Lebensentwurf, um das Lebenswagnis, sich auf den Weg einzulassen, von dem es im Neuen Testament heißt: ,Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Leben’ (Joh 6,68). Nur wer das Wagnis nicht scheut, wird erst im Tiefsten verstehen, worum es in den inhaltlichen Einzelaussagen des Glaubens, wie sie im Bekenntnis zusammengestellt sind, geht." (203)

Der anzuzeigende Band hat, wie es im letzten Zitat angedeutet erscheint, drei Vorzüge. Er rekurriert in allen wichtigen Einzelaussagen auf die Urkunde des Glaubens, auf viele Bibelstellen. Zum anderen stellt er nicht einfach - quasi zeitlos - dar, was christliches Glaubensgut ist, sondern nimmt sorgfältig und abwägend teil am gegenwärtigen Gespräch über den Glauben im Blick auf Zukunft. Und drittens werden wichtige Sachverhalte aus der Kirchen- und Theologiegeschichte - vornehmlich im Anmerkungsteil - rekapituliert, so dass ,nachdenkliche Menschen’ (Rückentext) mit den verschiedensten Zugängen zu Christentum und Kirche oder auch mit Vorbehalten gegenüber Christentum und Kirche wohl angemessen "an die geistigen Grundlagen und Werte" erinnert werden (5), "die unsere Kultur geprägt haben und die vielleicht dazu helfen können, auch in Zukunft immer wieder den Weg eines gelingenden Menschseins zu finden".