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Ausgabe:

März/2000

Spalte:

278–282

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Balla, Peter

Titel/Untertitel:

Challenges to New Testament Theology. An Attempt to Justify the Enterprise.

Verlag:

Tübingen: Mohr 1997. VIII, 279 S. 8 = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 2. Reihe, 95. Kart. DM 98,-. ISBN 3-16-146752-3.

Rezensent:

Hans Hübner

Mit seiner in Edinburgh geschriebenen und von O’Neill betreuten Dissertation (Zweitreferent: D. A. Templeton) hat Peter Balla, Dozent an der Theologischen Fakultät der evangelisch-reformierten Károli Gáspar Universität in Budapest, eine Thematik behandelt, die in der gegenwärtigen theologischen Situation von höchster Bedeutung und Bedeutsamkeit ist. Es geht um nichts Geringeres als um die Frage nach der ureigenen Aufgabe der neutestamentlichen Wissenschaft, um ihr Wesen als theologische Wissenschaft und zugleich um die Frage nach dem Verhältnis von Theologie und Hermeneutik. Bis vor einigen Jahrzehnten war es im Kraftfeld der hermeneutischen Theologie Rudolf Bultmanns für die neutestamentliche Exegese nahezu selbstverständlich, dass sie als Theologie hermeneutisch ist.

Die theologische Diskussion zwischen Bultmann und Karl Barth gehört unbestreitbar zu den Höhepunkten der Theologiegeschichte des 20. Jh.s Und wer sich damals an dieser Auseinandersetzung beteiligen durfte, wird heute noch dankbar auf diese Epoche zurückschauen. In der Tat, es war eine Epoche! Doch zugleich: Es war eine Epoche. Jeder Universitätslehrer der Theologie, der noch heute von der theologischen gravitas jener Bemühungen um das Verstehen des NT überzeugt ist, registriert schmerzhaft, dass der Name Rudolf Bultmann für die heutige Studentengeneration, sofern sie überhaupt noch etwas mit ihm anfangen kann, nur ein Name unter vielen ist und Hermeneutik eine quantité négligeable (falls man überhaupt noch weiß, was Hermeneutik ist!). Theologische Programme post Bultmann locutum brachten sicherlich manchen interessanten und auch wichtigen Aspekt, aber sie waren kurzlebiger und nicht von solch elementarer theologischer Wucht wie die Wort-Gottes-Theologie Barths oder Bultmanns. Und so blieb es nicht aus, dass sich, mit Luther gesprochen, "der alt böse Feind", diesmal in der Gestalt des theologieunfähigen Positivismus, erneut in die exegetischen Disziplinen einschlich. Paradoxerweise brachte aber ausgerechnet diese Ära post Bultmann locutum eine Theologie des NT nach der anderen hervor - ein schon recht eigentümliches Phänomen!

Dass B.s Diss. in dieser frustrierenden Situation der neutestamentlichen Wissenschaft für den, dem es als Neutestamentler um Theologie geht, ein Lichtstrahl ist, versteht sich von selbst. Und so nehme auch ich dankbar dieses Buch zur Kenntnis und versuche hier das zu tun, was ein Rez. eigentlich leisten soll, nämlich in der wissenschaftlichen Kritik das Anliegen des Autors zu verstehen, mit ihm zumindest anfangsweise in den Dialog einzutreten und so auch dort, ja gerade dort, das Gespräch zu führen, wo offenkundig unterschiedliche Auffassungen bei Autor und Rez. vorliegen. Doch zunächst die Übersicht über Inhalt und Aufbau des Buches, hier jedoch nur die Kapitelüberschriften, da das Inhaltverzeichnis recht ausführlich geraten ist (über 5 S.):

Einleitung; 1. Kap.: The Relationship between Historical und Theological Interpretation in NT Studies; 2. Kap.: Early Christianity and Its Writings; 3. Kap.: Can the Canon be Justified?; 4. Kap.: What Does Theological Diversity Mean for NT Theology?; 5. Kap.: The Main Characteristics of the Enterprise; Conclusion.

Schon zu Beginn der Einleitung nennt B. Heikki Räisänens 1990 publizierte Programmschrift "Beyond NT Theology". In ihr versteht der Vf. die Theologie des NT als legitime Aufgabe einer bewusst kirchlichen Theologie, während er im Gegensatz dazu im breiteren akademischen Kontext ein solches Unternehmen nicht zulassen will. Räisänen beruft sich dabei verständlicherweise auf William Wrede. B. widerspricht beiden. In dieser Intention umschreibt er sein Ziel wie folgt (3):

"My thesis has a twofold character. On the one hand, I attempt to show that the challenge has not succeeded in proving that the enterprise of NT theology cannot be maintained. On the other hand, I attempt to put fore-ward arguments in favour of the two theses that a historian can justify limiting the focus of the enterprise to the canonical writings of the NT and that the enterprise can set itself the aim of describing the theological content of the NT."

Dieses Ziel will er dadurch erreichen, dass er die Theologie des NT als eine historische Aufgabe, "a historical enterprise", versteht (3).

Das 1. Kap., das das Verhältnis von historischer und theologischer Interpretation thematisiert, bringt einen informativen und zuverlässig referierten forschungsgeschichtlichen Überblick von Gabler über Baur, Strauß, Wrede u. a. bis zu Overbeck. Dies geschieht allerdings unter dem bereits in der Einleitung genannten Gesichtspunkt, ob die historische Fragestellung die theologische ausschließt. Ebenso entspricht die Konklusion am Ende dieses Kapitels einem schon in der Einleitung vorgetragenen Gedanken: Neutestamentliche Theologie sollte ein historisches Unternehmen sein; die Theologie des NT sollte auf historische Weise erforscht werden (45 f.).

Um diese Position durchhalten zu können, muss B. einen "weiteren" Begriff von Historie bzw. Geschichte postulieren, wodurch allerdings auch der Begriff der Theologie nicht unberührt bleibt. In diesem Sinne erklärt er (46; Kursive durch mich): "From the point of view of a history-of-religion approach the main challenge against NT theology turns out to be a matter of definition. I propose that theology should include every thought and action that is in relation to NT people’s belief in God. This includes their religious experiences. This definition also avoids the difficulty of finding little theology in the NT because of our definition of theology." Dem entspricht, dass er neutestamentliche Theologie nicht nur als Darstellung der im NT enthaltenen Lehre versteht (s. Baur: Lehrbegriffe). Also (46): "theology is a concept with a broader meaning." So bestimmt er den Begriff "Theologie" in folgender Weise (46; Kursive durch mich): "I propose that the term ’theology’ should be understood as referring to the theological content of the Bible."

Mit dieser Begriffsbestimmung setzt sich B. allerdings von der Auffassung ab, dass die Theologie des NT die Theologie des Interpreten des NT einschließt. Ebenso ist für ihn die Erhebung der Glaubenserfahrungen der neutestamentlichen Autoren sekundär (46): "Consequently, it is valid to study the content of the writings primarily (see Holtzmann’s approach), and the experiences lying behind the affirmations of these writings only secondarily, whenever possible."

Auf diese Überzeugung B.s ist ausführlich im Zusammenhang des 5. Kap.s einzugehen. Hier sei nur gesagt, dass seine Hauptintention gegen die Auffassung geht, die theologischen Aussagen des NT verschlössen sich dem historisch Fragenden. So wendet er sich am Ende des 1. Kap.s noch einmal gegen Overbeck, für den das Studium des Christentums notwendig "unchristlich" war.

Das 2. Kap. behandelt das frühe Christentum und seine Schriften. B. bezieht sich hier vor allem auf Walter Bauer und Helmut Köster. Beide Autoren werden substantiell von ihm kritisiert. Dabei geht es ihm um die Frage nach der Berechtigung einer Unterscheidung von kanonischen und nichtkanonischen Schriften. Diese Frage führt zum 3. Kap., das überschrieben ist: "Can the Canon Be Justified?" Er meint damit sowohl den alttestamentlichen als auch den neutestamentlichen Kanon. Unter anderem behandelt B. in diesem Zusammenhang die Rolle des AT bei der Entstehung des NT. Die Überschrift des 7. Abschnitts dieses Kap.s heißt bezeichnenderweise "From authoritative writings to canon". Es liegt auf der Linie von B.s Grundintention, wenn er schreibt (146):

"I have argued that although the genres of the books of the NT were not ’unique’ to one group of Christianity, the historian can nevertheless find evidence that points to differentiation within early Christianity itself. In as much as a historian finds that a group of Christians seperates its writings from the writings of another group of Christians, the historian is justified in making the distinction between ’canons’. The NT ... emerged as a canon of one part of Christianity."

B. spitzt die im 3. Kap. entwickelte Problematik folgerichtig im 4. Kap. auf die Frage zu, was denn nun die theologischen Unterschiede innerhalb des NT für eine neutestamentliche Theologie bedeuten. Sind sie Ausdruck einer Entwicklung (development)? Dieser Frage entspricht die Gliederung des Kapitels: Nach einer kurzen Einleitung überschreibt er den 2. Abschnitt mit "Development in early Christianity" (hier u. a. Auseinandersetzung mit Alfred Loisy und Rudolf Bultmann, außerdem ein exegetischer Exkurs über Act 2,36, eine nach seinem Urteil nicht adoptianische Stelle). Der 3. Abschn. ist mit "Jesus and Paulus" überschrieben, um von dort im 4. Abschn. die entscheidende Frage zu stellen, ob Jesu Lehre Teil der neutestamentlichen Theologie sei (u. a. Bezug auf Bultmann, Conzelmann, Morgan und Goppelt). Der 5. Abschn. thematisiert die These von widersprüchlichen Theologien in den neutestamentlichen Schriften, um von dort aus nach der Mitte des NT zu fragen. Aus diesen Überlegungen erwächst im 7. Abschnitt die Frage, ob es schon für die ersten Christen Glaubensbekenntnisse gegeben habe.

Der 8. Abschnitt bringt die Konklusion des 4. Kap.s: Ablehnung der These einer substantiellen theologischen Entwicklung im NT. Zu Jesus heißt es (208), dass seine Lehre Teil einer Theologie des NT sein sollte, und zwar aus zwei Gründen: 1. Jesu Lehre steht nicht im Widerspruch zu anderen theologischen Ansichten des NT. 2. Sie muss dargestellt werden, ehe man sie mit anderen Theologien innerhalb des NT vergleichen will.

Entscheidend für die Gesamtargumentation B.s ist also die Bestreitung von substantiellen theologischen Widersprüchen (zu ihnen rechnet er auch, was er unter den Begriff "development" fasst) innerhalb des NT. Das Gespräch mit ihm muss daher an dieser Stelle geführt werden. Wenn ich B. richtig verstanden habe, will er die Auffassung, dass inhaltliche Widersprüche im NT zu konstatieren seien (Käsemann, Braun), seinersseits durch inhaltliche Gründe widerlegen. Reicht das aus? B. treibt die Frage nach eventuellen Widersprüchen sinnvoll dadurch weiter, dass er nach der Mitte im NT fragt. In diesem Zusammenhang geht er u. a. auf Wilhelm Thüsing ein (199; Kursive durch mich), der "die Vielzahl verschiedener neutestamentlicher ,Theologien’ auf das zurückzubeziehen" versucht, "was vor allem die Möglichkeit bietet, eine letztgültige Einheit zu finden".1

Dieser gedankliche Ansatz fügt sich gut in B.s Überlegungen, nach denen Jesu Verkündigung konstitutiv für eine neutestamentliche Theologie ist. Leider zitiert er nur Thüsings Aussage, wertet sie aber nicht aus. Zumindest hat er aber durch das Zitat dokumentiert, dass er dessen Unterscheidung von "Theologien" und "Ursprungsstrukturen" zur Kenntnis genommen hat und somit doch wohl auch, dass Thüsing über den bloß inhaltlichen Vergleich hinausgeht. Dann aber sind wir bereits bei der m. E. grundlegenden Frage angelangt: Was ist das Konstitutivum der Theologie? Dazu gehört, dass sie argumentiert, und zwar - das ist entscheidend! - auf unterschiedlichen Ebenen. Sie greift Glaubensaussagen auf, die z. T. Ausdruck des Verhaltens gegenüber Gott sind, z. T. aber auch schon theologische Begriffe enthalten. Die einzelnen Theologien des NT reflektieren im Rahmen ihres jeweiligen gedanklichen Horizonts die Glaubensaussagen samt ihren - zu meist nur rudimentären - Begriffen. Aufgrund der recht unterschiedlichen Denkhorizonte, innerhalb derer die einzelnen neutestamentlichen Theologien konzipiert wurden, sind aber notwendige Widersprüche in der theologischen Begrifflichkeit des NT vorprogrammiert. Doch diese begrifflichen Widersprüche müssen nicht unbedingt Widersprüche in der anvisierten Wirklichkeit sein! Wir haben daher zu fragen, ob nicht ein und derselbe "Sach"-Verhalt (vielleicht besser: Existenz-Verhalt) durch widersprüchliche Begrifflichkeit ausgesagt sein kann. Ist also der eine christliche Glaube (zumindest im Grundsätzlichen: der eine) durch jeweils unterschiedliche Reflexion in unterschiedlichen Denkhorizonten unterschiedlich gedacht? Ich kann diese Problematik jetzt nur in stenographischer Kürze skizzieren. Aber es ist m. E. derjenige theologische Ort, an dem B.s Überlegungen weiter-gedacht werden müssten und wo das Gespräch mit ihm recht fruchtbar sein könnte.

Resümieren wir das bisher Bedachte: Richtig ist B.s Erweiterung des Begriffs der Geschichte: Auch der historisch Fragende kann Phänomene des Glaubens erfassen, weil - so möchte ich es formulieren - dieser Fragende als geschichtliche Existenz geschichtliche Phänomene verstehen kann. Richtig ist auch die Erweiterung des Begriffs von Theologie, insofern er für die geschichtliche Frage geöffnet wird. Beides herausgestellt zu haben ist das Verdienst des Buches. Es ist, kurz gesagt, B. gelungen, Geschichte und Theologie aufeinander zu beziehen. Dieses In-Beziehung-Setzen ist ja eine Aufgabe, die uns nicht nur von der Aufklärung her notwendig aufgegeben ist, sondern auch vom NT her. Joh 1,14 lässt sich sinnhaft paraphrasieren: Gottes Ewigkeit ist Geschichte geworden. Das ganze NT ist ja Zeugnis des in der immanenten Geschichte wirkenden transzendenten Gottes. Die Frage ist jedoch: Geht B. auf dem von ihm richtig eingeschlagenen Weg weit genug? Um hier eine Antwort zu geben, ist der kritische Blick auf das 5. und letzte, für ihn wohl wichtigste Kap. zu lenken: The Main Characteristics of the Enterprise. Nachdem er die Aufgabe einer Theologie des NT als "historisches, deskriptives Unternehmen" charakterisiert hat, stellt er die entscheidende Frage, ob der Glaube für ein solches Unternehmen erforderlich sei. In der Auseinandersetzung mit Robert Morgan, der die Theologie des NT als christliche Theologie versteht, die ihre Voraussetzung in der Offenbarung Gottes in Jesus Christus hat, erklärt er (216): "In this thesis I propose that NT theology may not only be defined in the way that is represented by Morgan’s word’s qouted above (das im letzten Satz in indirekter Rede Gesagte, H. H.), but also in such a way that we do not set it the aim of explicating God’s revelation. If we adopt the descriptive character of NT theology, then we may agree with Stendahl also in that the ’descriptive task can be carried out by believer and agnostic alike’".2

B. nennt dann auch noch Stendahls Auffassung, dass in der Aufgabe einer neutestamentlichen Theologie die Bedeutung für die Gegenwart nicht enthalten sei.3 So sieht es aus, als ob er die deskriptive Aufgabe als eigentliche und letztlich einzige Aufgabe für eine Theologie des NT ansieht. Und er sagt auch noch ausdrücklich, dass der Glaube nicht als unabdingbare Voraussetzung verlangt werden dürfe. Dennoch fügt er sofort hinzu (217): "However, we may add that an openness toward the Sache - or, in other words, an empathy to religious utterances - is necessary."

Diese Stellungnahme überrascht ein wenig angesichts der zuvor geäußerten Ansicht, vor allem, dass jetzt sogar das Wort "necessary" begegnet. Dieser schwebenden Weise der Äußerung entspricht, dass er im Anschluss an diese Ausführungen vorschlägt, die neutestamentliche Theologie als historisches Unternehmen zu definieren, "which may be - but does not have to be - carried out in a church context" (219). Aber ich interpretiere B.s "necessary" für die Offenheit zur "Sache" der neutestamentlichen Theologie zunächst einmal in bonam partem: Irgendwie spürt er doch, dass ein wirkliches Verstehen dessen, was das NT theologisch zu sagen hat, nur dann möglich ist, wenn ich selbst theologisch verstehe. Die Theologie des Paulus hat nur verstanden - verstanden im hermeneutisch strengen Sinn von Verstehen! -, wer im Glauben an die eigene Rechtfertigung sich selbst als Gerechtfertigten versteht. Ein rein begriffliches Verstehen würde ja bedeuten, dass der Verstehende nicht zur Erkenntnis der Wirklichkeit der Rechtfertigung durchdränge! Er würde nicht verstehen, was von Gott her wirklich ist und folglich die Wirklichkeit als Phantom betrachten. Paulus zumindest würde einem so "Verstehenden" entgegnen: Du hast mich nicht verstanden, weil du Gottes Wort an dich und somit dich selbst nicht verstanden hast. Und in der Tat hat der nur begrifflich die theologischen Aussagen des Paulus Erfassende nicht erfasst, was durch diesen von Gottes Tun gesagt ist. Aber auch das trifft zu: So zur Hermeneutik des NT reden kann nur der Glaubende. Doch dieser kann nur, nimmt er seinen Glauben ernst, die Hermeneutik des NT als hermeneutica sacra verstehen. Dass eine solche Bemerkung bei vielen ein "So nicht!" provoziert, liegt auf der Hand. Aber wer als theologisch Denkender von seinem Glauben nicht absehen kann, weil der Glaube existenzbestimmend ist, kann, will er nicht schizophren exegesieren, keine "neutrale" Hermeneutik postulieren. Ich frage also: Ist ein Gespräch mit B. in dieser Hinsicht möglich? Oder überinterpretiere ich sein "necessary" auf. S. 217? Hierauf kann nur B. selbst antworten.

B. setzt sich am Ende des 5. Kap. mit vier Kollegen auseinander, mit B. S. Childs, mit Robert Morgan, mit mir und mit Peter Stuhlmacher. Es wäre interessant, auf alle vier Gespräche, die B. hier führt, einzugehen, zumal er damit seine Dissertation abschließt. Doch das würde über den Rahmen dessen, was eine Rezension leisten kann, hinausgehen. Ich halte nur fest, dass er im Blick auf Morgans und auf meine Konzeption zwar unserer Intention, die gegenwärtige theologische Reflexion als Aufgabe in die neutestamentliche Theologie einzubringen, sein caveat! sagt, aber doch so, dass er unser Verständnis von dieser Aufgabe ernst nimmt und das Gespräch schon in gewisser Weise führt. In eigener Sache sei es mir erlaubt zu sagen, dass B. meine im Dialog mit Bultmann, Heidegger und Karl Rahner gestellte Frage nach der Möglichkeit von Offenbarung zwar als eine Aufgabe betrachtet, die jenseits der Aufgabe einer biblischen Theologie liege. Dennoch sagt er (245): "A discussion of problems related to the term ’revelation’ may be an essential part of any attempt at biblical theology"

Auch sieht er sich in seiner Konzeption durch einige meiner Aussagen bestätigt. Ich gehe also davon aus, dass er den mit ihm in dieser Rezension geführten Dialog erneut aufgreift. Seine Darlegungen verdienen aufgrund ihres theologischen Gewichts, dass seine Argumente gehört werden und er sie weiter präzisiert. Ich verstehe auch die Konklusion, die er als Schlusswort des Ganzen auf den Seiten 251-254 bringt, als die Bitte um weitere Diskussion. Diese Rezension ist eine Antwort auf seine Bitte. Insgesamt sehe ich die Dissertation B.s als ein beachtliches Werk, das - mit seinem Titel gesagt - "Challenges", also Herausforderungen, vorbringt. Respektieren wir, sofern es uns um Theologie und Hermeneutik geht, den Autor, indem wir auch ihn dankbar herausfordern!

Fussnoten:

1) W. Thüsing, Die Neutestamentlichen Theologien und Jesus Christus I: Kriterien aufgrund der Rückfrage nach Jesus und des Glaubens an seine Auferstehung, Düsseldorf 1981, 15.

2) K. Stendahl, Biblical theology, Contemporary, in: G. A. Buttrick et alii (Eds.), The Interpreter’s Dictionary of the Bible: An Illustrated Encyclopedia, Vol. 1, New York 1962, 422.

3) Ib. 422: "the meaning for the present - in which the two interpreters are different - is not involved"