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Ausgabe:

März/2000

Spalte:

275 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Sonnet, Jan-Pierre

Titel/Untertitel:

The Book within the Book. Writing in Deuteronomy.

Verlag:

Leiden-New York-Köln: Brill 1997. XV, 299 S. gr.8= Biblical Interpretation Series, 14. Lw. hfl 150.-. ISBN 90-04-10866-1.

Rezensent:

Thomas Pola

Die unter der Anleitung von J. S. Ackerman (Indiana University) und M. Sternberg (Universität Tel Aviv) entstandene und durch die Indiana University angenommene Dissertation untersucht das Selbstverständnis der Endgestalt des Deuteronomiums. Sie wird ausschließlich unter literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet (in kritischer Sympathie besonders zu R. Polzin), wobei der Vf. seine Methoden dem hebräischen Text entnehmen will (9 ff.), der jedoch textkritisch anscheinend keiner umfassenden Überprüfung bedarf. Ergebnis: Die Endgestalt signalisiert nicht, Mose sei der Verfasser des Schrift gewordenen Deuteronomiums gewesen (246 u. ö.). Vielmehr ist das Buch Deuteronomium mit seinen "Worten" der Schrift gewordene Rahmen für diejenigen Worte, die Mose an seinem Todestage (unmittelbar vor deren Aufzeichnung) verkündet haben soll. Dies zeigt sich auch in den beiden, untereinander Analogien aufweisenden "dramatischen" Kommunikationsstrukturen innerhalb des Deuteronomiums: Die "innere" Kommunikation zwischen Mose und dem Volk auf moabitischem Territorium (Kap. 1-6) ist eingebettet in eine "äußere" Kommunikation zwischen dem Erzähler des Deuteronomiums und seinem Rezipienten (Kap. 7). Mose verkündet in der Situation vor der Landnahme die "Tora" an das Volk, der Erzähler des Deuteronomiums richtet diese "Tora" Moses an die Rezipienten als Grundlage ihrer Lebensführung in der Gegenwart (252 u.ö.). So ist die mündlich verkündete Mose-Tora im Buche Deuteronomium letztlich in einer Art von Lade aufgehoben (262). Diese fundamentale Struktur im Deuteronomium relativiert jede rein leserorientierte Methode innerhalb der literaturwissenschaftlichen Zugänge (4). Dem Schlüsseltext Dt 1,1-5 ist v. a. die Verbindung des Deuteronomiums mit dem Tetrateuch und der sich hier erneut meldende allwissende, aber nur von einer Position "hinter der Bühne" aus sich bemerkbar machende Erzähler, der auf die mündliche Moserede verweist, zu entnehmen (9 ff. u. ö.). Mit N. Lohfink (G. Braulik bleibt hier unerwähnt) stellt sich das Deuteronomium anhand der mit 1,1-5 vergleichbaren Überschriften 4,44-49; 28,69 und 33,1 als ein System von vier Mosereden dar (16 ff.). Der Vf. konzentriert sich jedoch zur Erläuterung seiner These auf die Schlusskapitel, Dt 27-34 (41-234), die keinesfalls als Anhang oder bloße Überleitung zu betrachten seien. Ihre Bedeutung ist vielmehr schon an ihren Rückbezügen zur Patriarchengeschichte und insbesondere zum Schluss der Genesis erkennbar.

Obwohl die Monographie auch für eher diachron Arbeitende Anregungen bereithält, so ist vor allem bei der vom Vf. auf S. 248 f. befürworteten "deiktischen" Interpretation der Demonstrativa in Dt 31,9 ff. und V. 26 ("diese Tora") mit einer kontroversen Beurteilung durch die Forschung zu rechnen.