Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Februar/2000

Spalte:

224 f

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Ploeger, Albert K.

Titel/Untertitel:

Lessen over God. Leren geloven door ervaren voor kinderen, jongeren en ouders.

Verlag:

Kampen: Kok 1997. 215 S. 8. Kart. hfl 34.90. ISBN 90-242-9175-5.

Rezensent:

Günter R. Schmidt

Das Buch entwickelt "für Menschen, die mitten in der heutigen Kultur stehen und diese kritisch-positiv bewerten" (9), ein Konzept lebenslangen religiösen Lernens. Ploeger sieht, dass die Mehrheit der niederländischen Bevölkerung nicht mehr christlich-gläubig ist und hebt hervor, "daß der christliche Glaube eine Quelle kennt, die in unserer offenen, pluralen und freien Gesellschaft nicht weniger sprudelt als in früheren Zeiten".

Im ersten Teil (bis 75) entfaltet P. sein "hermeneutisch-kommunikatives, spirituelles und praxisorientiertes, auf interkulturelles Lehren und Lernen anwendbares Unterrichtskonzept". Dabei verweist er auf die ausführlichere Grundlegung in seinem früheren Werk Inleiding in de godsdienstpedagogiek (Kampen 1993, 21995). Im 2. Teil bietet er konkrete Vorschläge und Modelle von Unterrichtseinheiten für verschiedene Adressatengruppen: 0- bis 3-Jährige und ihre Eltern, 4- bis 6-, 6- bis 9-, 10- bis 12-, 12- bis 14-, 15- bis 17-Jährige, Erwachsene, Senioren und Geistigbehinderte. In jedem dieser Paragraphen (8-16) finden sich neben grundsätzlichen Bemerkungen Hinweise zu den Lernvoraussetzungen, Lernzielen, Inhalten und Vorgehensweisen sowie der Aufriss einer aus mehreren Teileinheiten bestehenden Unterrichtseinheit zu einem konkreten Thema. Der Unterrichtende wird jeweils angeleitet, sein eigenes Verständnis theologisch, kultur- und sozialwissenschaftlich zu klären, die Lernvoraussetzungen der Teilnehmer zu erkunden, Lernziele zu formulieren und die "Lektion" in die Stufen "Eröffnung", "Information", "Erarbeitung" und "Schluß" zu gliedern.

P. will sein Konzept auf eine "substantielle Theologie" gründen. Er versteht Gott als "die Kraft zum Guten hinter dem Leben" und geht davon aus, dass Gottes "Liebe, Treue und Gerechtigkeit" in den Menschen wirksam werden können, "damit die ganze Schöpfung jetzt und allezeit Leben habe" (11).

Diese Formulierungen klängen gut, wenn sie nicht mit beträchtlichen Abstrichen an Christologie, Soteriologie und Gotteslehre verbunden wären. Verbreitete Bewußtseinsveränderungen werden zur Norm: Jesus ist der "jüdische Prophet, der ganz nach der Thora lebte" (12). Die heilende Wirkung geht ausschließlich von seinem exemplarischen Leben aus, und "wir können angesichts des Leidens nicht an einen liebenden Gott, der alles vermag, glauben" (13). Von überlieferten Glaubenslehren sagt Ploeger: "Diese Form von Glaube verschwindet nun schnell und wird in offenen Gemeinden nicht mehr gelehrt" (11). Mit geradezu souveräner Heiterkeit wird der christliche Glaube pluralistisch relativiert: "Wir gehen davon aus, dass der christliche Glaube eine der vielen gleichwertigen Formen von Lebensanschauungen ist, die Menschen eine sinnvolle Perspektive für Leben und Handeln bieten" (17).

Für die hermeneutische Erschließung eines Bibeltextes schlägt P. drei Schritte vor: "Verstehen im Glauben", "die Kultur erklären" durch den Verstand, "neu verstehen" durch Integration der beiden Vorstufen. In kommunikativer Hinsicht kommt es darauf an, dass "jeder Teilnehmer am Lernprozeß gleichwertig und frei ist" (26). Spiritualität ist "das in jedem Menschen gegenwärtige verborgene Verlangen" nach Einsicht in den Ursprung des Lebens, nach Geborgenheit, Liebe und Gerechtigkeit, nach "heilem Leben", das durch die Begegnung mit biblischen (oder andersreligiösen) Texten, besonders Erzählungen, gleichsam kulturgebunden spezifiziert wird und so bewußt werden kann. "Christliche Spiritualität ist das Wirken des heiligen Geistes Gottes und so das Zusammenwirken von Gott und Mensch in Richtung auf die messianische Vision" (51). Sie äußert sich als "sakrales Handeln", d. h. "rituelles", und als "profan-religiöses", d. h. "diakonales". In beiden Bereichen findet "praktisch-religiöses Lernen" statt.

P. entwickelt sein Unterrichtskonzept hauptsächlich für "homogene christliche Gruppen" in Gemeinden und konfessionell bestimmten Schulen. Bei weltanschaulich heterogener Zusammensetzung wie in anderen Schulen will er im Sinne eines "interkulturellen Unterrichtsprinzips" die spirituelle Entwicklung mit Hilfe von "Materialien aus verschiedenen Lebensüberzeugungen" anregen.

Im zweiten Teil des Buches findet sich eine Fülle praxisorientierter Überlegungen zu Unterrichtsinhalten und Formen für die verschiedenen Altersgruppen. Einzelne Problembereiche wie Symbolverstehen, Theodizee, religiöse Vielfalt sollen durch vielerlei spielerische, kreative, musische und andere Zugänge erschlossen werden. Glücklicherweise schlägt das relativistisch-pluralistische Vorzeichen nicht immer gleich stark auf die Behandlung der konkreten Themen durch.