Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Februar/2000

Spalte:

223 f

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Osmer, Richard Robert

Titel/Untertitel:

Confirmation. Presbyterian Practices in Ecumenical Perspective.

Verlag:

Louisville, Kentucky: Geneva Press 1996. XVI, 260 S. 8. ISBN 0-664-50000-5.

Rezensent:

Gottfried Adam

Die Frage der Konfirmation stellt auch für die Mainline churches des Protestantismus in den Vereinigten Staaten eine beständige Aufgabe für die religionspädagogische Reflexion und den Vollzug in der kirchlichen Praxis dar. Interessant ist es dabei zu sehen, dass auch in den amerikanischen (Frei-)Kirchen volkskirchliche Drop-out-Prozesse zu beobachten sind. Empirische Untersuchungen zeigen, dass weniger als die Hälfte der Konfirmierten in späteren Jahren noch in Kontakt mit einer Kirche stehen. Auf diesem Hintergrund geht die Untersuchung folgenden beiden Fragestellungen nach: (1) Was ist das Ziel der Konfirmationspraxis? und: (2) Welche Form sollte diese Praxis im Kontext der Moderne haben?

Dementsprechend wird zunächst in Teil 1 die Konfirmation als eine gegenwärtige Herausforderung im Blick auf die Jugendlichen beschrieben. Das geschieht in zweifacher Weise. Zunächst wird nach der Adoleszenz als einer neuen Stufe im Lebenszyklus, die sich im 20. Jh. herausgebildet hat, gefragt. Sodann wird die Konfirmation im Kontext der Moderne betrachtet hinsichtlich des Prozesses der Individualisierung und der Identitätsbildung der Jugendlichen.

Im umfangreichsten Teil 2 wird die historische Entwicklung der Konfirmation beschrieben. Zunächst werden Vorläufer und Ursprünge der Konfirmation erörtert. Sodann werden die Veränderungen im Verständnis von Konfirmation und katechetischem Unterricht in der Reformationszeit beschrieben. Die Darstellung der lutherischen, anglikanischen und methodistischen Praxis schließt sich an. Dann erfolgt die Analyse der Praxis in der presbyterianischen Kirche. Die letztgenannte Praxis wird so in der Tat in einem ökumenischen Horizont reflektiert.

Teil 3 der Untersuchung enthält den konstruktiven Vorschlag für eine zeitgemäße Konfirmationspraxis. Dies wird einmal hinsichtlich der Theologie der Konfirmation und zum anderen hinsichtlich der praktischen Durchführung der Konfirmation ausgearbeitet. Osmer schlägt für die Erneuerung des Konfirmationshandelns eine Konzentration sowohl auf den bekenntnishaften Charakter der Konfirmation wie auf den unterrichtlichen Prozess dar. Er hält eine Veränderung des gemeinde- pädagogischen Umfeldes im Sinne einer Intensivierung für notwendig. Er schlägt eine stärkere Prozessorientierung der Konfirmandenarbeit vor mit den Phasen (1) "Einschreiben" (mit Gottesdienst), (2) spirituelles Mentorat (vier bis zwölf Monate Dauer: u. a. persönliches Gebet, Bibelstudium, gemeinschaftliche religiöse Praxis, Verständnis und Praxis von Berufung und Beruf), (3) Unterricht: Vaterunser, Glaubensbekenntnis, Zehn Gebote (Dauer: 1 Jahr), (4) Konfirmationsgottesdienst.

Die vorgelegte Untersuchung stellt die mit Abstand beste neuere Erörterung der protestantischen Konfirmationspraxis in den presbyterianischen, anglikanischen, lutherischen und methodistischen Kirchen dar. Sie ist kenntnisreich, ein Genuss zu lesen, bereichert das Wissen des Lesers ungemein und urteilt besonnen. Was an der Osmerschen Analyse und seinem Vorschlag wichtig ist, ist dieses: Es geht darum, die Frage der Konfirmation neu zu reflektieren im Blick auf die Lebensgeschichte des einzelnen Menschen und die Entwicklungsaufgaben in den Phasen des Übergangs und hinsichtlich des theologischen Profils. Dies ermöglicht wieder neu, den gemeindlichen, gesellschaftlichen und individuellen Stellenwert der Konfirmation zu präzisieren. Die Diskussion dieser Frage wird sich zunehmend stellen, da unsere bisherige altersmäßige Platzierung auf gesellschaftlichen Zusammenhängen ruht, die so heute nicht mehr gegeben sind. Ich denke, dass für die Diskussion um die künftige Gestalt der Konfirmation in nachmoderner Zeit das Buch von O. auch für unsere Situation von hohem Interesse ist.