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Ausgabe:

Februar/2000

Spalte:

177 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Melanchthons Briefwechsel.

Titel/Untertitel:

Bd. 9: Addenda und Konkordanzen. Bearb. von H. Scheible u. W. Thüringer. 403 S. Bd. 10: Orte A-Z und Itinerar, bearb. von H. Scheible. 725 S.

Verlag:

Stuttgart (Bad Cannstatt): Frommann 1999 = Melanchthons Briefwechsel. Kritische und kommentierte Gesamtausgabe, 9 u. 10. Lw. je DM 432,-. ISBN 3-7728-1972-9 u. 3-7728-1973-7.

Rezensent:

Joachim Rogge

Im Rahmen der renommierten Briefwechselausgabe Melanchthons, die schon des öfteren in ThLZ vorgestellt wurde (zuletzt in 121, 1996, 568 f.), beginnt der Hauptherausgeber, Heinz Scheible, nunmehr mit den "Erschließungsbände(n) (Bd. 9, 7). Für den Gebrauch der voluminösen Edition, die bisher 8 Regesten- und 2 Textbände umfasste, ist angesichts des geradezu immensen Fakten- und Zahlenmaterials das Vorhaben der "Erschließungsbände" sehr sinnvoll und nützlich. Große Bereiche der Reformationsgeschichte werden durch die 9722 Briefschaften von und an Melanchthon (a. a. O.) neu angeleuchtet oder doch zumindest erläutert.

Auch wenn die Leitung der Melanchthon-Forschungsstelle gewechselt und Johanna Loehr Heinz Scheible abgelöst hat, bleibt die Hauptverantwortung für die Ausgabe "zunächst noch" in den Händen Scheibles. So wird das in der Reformationsforschung bestens eingeführte Unternehmen über die bereits erschienenen 12 Bände hinaus in gewohnter Präzision fortgeführt werden. Die hier obwaltenden Editionsgrundsätze und -kriterien, welche in jetzigem Zusammenhang nicht noch einmal dargelegt werden müssen, können für künftige Werkeausgaben schlechterdings als Vorbild dienen.

Band 9 enthält eine große Zahl von "Addenda" und "Nachträge(n)" (17-263). Laut Adressaten und Absender bezogen, sind hier 161 Stücke in Regestenform wiedergegeben, die nicht oder nicht genau datierbar sind. Sie werden editionsmäßig genauso behandelt wie die Regesten in den ersten 8 Bänden. - Der 2. Hauptteil enthält insgesamt 6 "Konkordanzen" (265-403). Darin sind folgende schon seit längerem vorliegende Melanchthon- und Lutherausgaben aufgenommen worden: Corpus Reformatorum, Supplementa Melanchthoniana, Melanchthon-Studienausgabe, Bindseil, Krause (Melanchthoniana) und Weimarer Lutherausgabe. Somit ist das jetzt Gebotene in den genannten bisherigen Editionen leicht auffindbar und zur Ergänzung heranzuziehen.

Band 10 hat ebenfalls 2 Hauptteile. Ein sorgfältig gearbeitetes Orteregister (21-256) zeigt den weiten europäischen Wirkungskreis Melanchthons an und lässt erkennen, wann der Reformator mit welchen Orten Kontakt gehabt hat. Ein großes Stück weiterer Ausbreitung der Reformation nach Luthers Tod 1546 wird hier auf das besondere Interesse der reformationsgeschichtlich Arbeitenden stoßen (siehe in den Regestenbänden 4-8).

Als besonders glücklicher Einfall muss dem Hauptherausgeber bescheinigt werden, dass er zur Erschließung der Lebensleistung des Praeceptor Germania sein "Itinerar" (257-725) aufgenommen hat. In der Einleitung (10-12) beschreibt Heinz Scheible die Beweggründe dafür. Wann und wo Melanchthon sich bewegte, ist mit einer relativen Lückenlosigkeit bekanntgemacht, wobei selbstverständlich die Stadt Wittenberg über Jahrzehnte hin der Hauptort des Geschehens blieb: "Nachdem der Einundzwanzigjährige den Mittelpunkt seines Berufslebens, Wittenberg, erreicht hatte, fließen die Quellen so reichlich, dass sein Aufenthalt an jedem Tag mit großer Sicherheit bestimmt werden kann. Insbesondere seine zahlreichen Reisen sind so gut dokumentiert, dass sogar die einzelnen Stationen zumindest wahrscheinlich gemacht werden können. Dass Melanchthon verreiste, ohne dass wir feststellen können, wohin, ist die Ausnahme." (10)

Die von 1977-1995 herausgebrachten 8 Regestenbände lassen den Wunsch aufkommen, auch weiterhin zügig die dazugehörigen Textbände zur Verfügung zu haben. Die ersten 2 vorliegenden umfassen die Brieftexte erst bis 1526 (insgesamt 520 Stücke), so dass die restlichen 9202 oder mehr Nummern noch lange und intensive Arbeit erfordern werden. Dazu kann man dem Hauptherausgeber und den Mitherausgebern nur die ausreichenden Kräfte des Leibes und der Seele wünschen! Der Dank aller Reformationsgeschichtler ist ihnen gewiss.