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Ausgabe:

Dezember/2018

Spalte:

1260–1261

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Forti, Tova L.

Titel/Untertitel:

»Like a Lone Bird on a Roof«. Animal Imagery and the Structure of Psalms.

Verlag:

University Park: Eisenbrauns (Penn State University Press) 2018. 118 S. = Critical Studies in the Hebrew Bible, 10. Kart. US$ 29,95. ISBN 978-1-57506-965-4.

Rezensent:

Beat Weber

Tova L. Forti, Lecturer an der Ben-Gurion Universität im Negev (Israel), hat bereits Studien zur biblischen Weisheit und ihrer Bildwelt vorgelegt und fügt mit dieser Schrift eine weitere hinzu. Es geht, wie der Untertitel anzeigt, um Tiermetaphorik in den Psalmen, und zwar in Verbindung mit Überlegungen zu deren Struktur, Entstehung und Verwendung.
Nach einer kurzen Einleitung (Forschungsgeschichte und Me­thodik) widmet sich der erste Teil tiermetaphorischen Aussagen in Kehrversen (Refrains). Die untersuchten, teils in unterschiedlichen Abschnitten zweifach behandelten Texte sind: Ps 22,13–14.17.21–22; 49,13.21; 59,7.15; 118,10–12. Mit den verwendeten Bildern und ihrer Symbolik werden zentrale Aussagen des Psalms vertieft. Die Vfn. verbindet damit die Hypothese, dass diese Refrains als paradigmatische Aussagen von späterer Hand eingefügt wurden und dadurch eine liturgische Aufführung bezweckt wurde.
Der zweite Teil untersucht, ausgehend von Ergebnissen zu einer früheren Studie zu Prov 1,10–19, Psalmenworte, in denen Tierbilder als sekundäre Texteinfügungen (Interpolation) beurteilt werden. Bei den behandelten Aussagen, denen eine konkretisierende Funktion zukommt, handelt es sich um Ps 32,8–9; 33,16–17; 84,4 und 102,7–8. Der rund 100-seitigen Schrift sind Schlussfolgerungen, Bibliographie und ein Bibelstellenverzeichnis beigegeben.
Kundig und hilfreich sind die generellen Überlegungen zur biblischen Verwendung der Tierbilder und den mit ihnen verbundenen Assoziationen. Ähnliches gilt für die Erarbeitung der in den einzelnen Aussagen vorkommenden Metaphorik, Bedeutung und Funktion innerhalb des jeweiligen Psalms. Weniger überzeugend dagegen sind die dargelegten Verbindungen mit der Struktur und Entstehung der Psalmen. Mag man beim Refrain in Ps 49 eine gewisse Programmatik und Paradigmatik erkennen, so liegen bei anderen Psalmen Refrains im eigentlich Sinn nicht vor, und ein Zusammenhang zwischen der Metaphorik, ihrer Verwendung im Psalm und einer liturgischen Aufführung bleibt fraglich. Noch problematischer sind die Schlussfolgerungen im zweiten Teil: Der Aufweis, dass metaphorische Aussagen innerhalb des Psalms literarisch sekundär sind, geschieht rudimentär, und die entsprechenden Annahmen erweisen sich in keinem Fall als schlüssig. Kurzum: Das Bändchen hilft, durch das Bibelstellenregister gut erschlossen, zur Erarbeitung von Tierbildern; damit verbundene Aussagen zu Struktur, Entstehung und Verwendung der jeweiligen Psalmen sind aber nicht überzeugend.