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Ausgabe:

September/2018

Spalte:

890–891

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Klaiber, Walter

Titel/Untertitel:

Das Johannesevangelium. Teilbd. 2: Joh 11,1–21,25.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Neukirchener Theologie) 2017. 319 S. = Die Botschaft des Neuen Testaments. Kart. EUR 22,00. ISBN 978-3-7887-3123-6.

Rezensent:

Klaus Scholtissek

Neben dem angegebenen Titel in dieser Rezension besprochen:

Klaiber, Walter: Das Johannesevangelium. Teilbd. 1: Joh 1,1–10,42. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Neukirchener Theologie) 2017. 307 S. = Die Botschaft des Neuen Testaments. Kart. EUR 22,00. ISBN 978-3-7887-3121-2.


Walther Klaiber legt in der von ihm selbst herausgegebenen Reihe »Die Botschaft des Neuen Testaments« einen neuen zweibändigen Johanneskommentar vor. K. braucht dem akademischen Publikum nicht mehr vorgestellt zu werden. In dieser Reihe hat er schon mehrere neutestamentliche Kommentare vorgelegt. Nach eigener Auskunft zielt diese Kommentarreihe darauf, die neutestamentlichen Bücher auf dem heutigen Stand der Exegese allgemein verständlich zu kommentieren – für interessierte Bibelleser, Theologen, Pfarrer und Theologiestudierende.
K. stellt die vielfach beobachteten »Eigenarten des Johannesevangeliums« (vgl. I, 11–14) heraus, die in all ihren Aspekten durchgehend darauf zielen, den Glauben an den Messias Jesus zu wecken, zu begründen und zu vertiefen (vgl. die Auslegung von Joh 20,31 in II, 253–257). Im Blick auf die klassischen Einleitungsfragen nimmt K. vermittelnde Positionen ein, die nicht mehr zu wissen vorgeben als solide nachvollziehbar ist. Literarkritischen Optionen steht er erkennbar reserviert gegenüber, schließt sie aber nicht aus, sondern zeigt in den Einzelauslegungen, dass sie weitgehend überflüssig sind (vgl. exemplarisch seine Auslegung von Joh 6). Schon der Aufbau des JohEv sei »bemerkenswert konsequent« (I, 17). Kapitel 15–17 und 21 verdanken sich möglicherweise einer relecture des Textes: »Unsere Auslegung hat jedoch gezeigt, dass es sich dabei nicht um eine Umarbeitung des Evangeliums durch theologisch anders ausgerichtete Bearbeiter handelt, sondern um eine sehr be­dachte Weiterentwicklung der theologischen Grundlinie des Evangeliums – vermutlich durch den Evangelisten selbst oder ihm na­hestehende Schüler« (II, 297).
Der erste Hauptteil des Evangeliums (2,1–12,50; K. rechnet 1,19–51 mit 1,1–18 zur »Hinführung: Wer ist Jesus?«) ist »von einer doppelten Bewegung gekennzeichnet: Einerseits findet sich in ihm wieder und wieder die Einladung, sich für Gottes Gegenwart in Person und Wirken Jesu zu öffnen und dadurch Heil und Leben zu empfangen. Andererseits ist er auch geprägt von scharfen Auseinandersetzungen mit Menschen, die diesem Anspruch Jesu unentschlossen oder ablehnend gegenüberstehen und in der erzählten Welt des Evangeliums von den ›Juden‹ und ihrer Führung reprä sentiert werden« (I, 68). Der zweite Hauptteil des Evangeliums (13,1–20,31: »Die Offenbarung der Herrlichkeit Jesu vor den Seinen«) zielt auf die Darstellung der »Vollendung der Liebe« (II, 68; vgl. 13,1) in der stellvertretenden Lebenshingabe Jesu und seiner Auferstehung.
In der Auslegung des Johannesprologs und durchgehend betont K. die Einheit des Heils- und Offenbarungshandelns Gottes (vgl. zusammenfassend II, 277–306). Joh 1,17 ist nicht antithetisch zu interpretieren: »Beide Sätze sind ohne ein aber nebeneinandergestellt, und die Passivformulierung wurde gegeben umschreibt hier, wie oft, ein Handeln Gottes. Die Offenbarung Gottes im Gesetz und in Jesus Christus werden einander zugeordnet und nicht entgegengesetzt« (I, 40). Die tiefe Verankerung der johanneischen Christusbotschaft im biblischen Zeugnis und Denken wird in vielen Auslegungen deutlich, so beispielsweise bei den johanneischen Präexis-tenzaussagen (vgl. nur I, 52 zu 1,30), dem Zeugnis Johannes des Täufers in 1,30 (Bezug auf das Passahlamm und den Gottesknecht in Jes 53; vgl. I, 50 ff.) und den Ich-bin-Worten Jesu (vgl. I, 177 f.).
Die Einzelinterpretationen wie die Gesamtdeutung des Johannesevangeliums schöpfen aus einer profunden exegetischen Expertise, argumentieren ausgewogen auf der Höhe der Forschung und vermitteln die johanneische Botschaft ansprechend und leidenschaftlich in die komplexen Gegenwartsfragen. So werden die Ziele dieser Kommentarreihe sehr gut erreichbar – allen, die sich mit Sinn, Verstand, Herz und Zeit johanneischen Texten nähern.