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Ausgabe:

September/2018

Spalte:

874–876

Kategorie:

Altertumswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Bács, Tamás A., u. Horst Beinlich [Eds.]

Titel/Untertitel:

8. Symposium zur ägyptischen Königsideologie/8th Symposium on Egyptian Royal Ideology. Constructing Authority. Prestige, Reputation and the Perception of Power in Egyptian Kingship. Budapest, May 12–14, 2016.

Verlag:

Wiesbaden: Harrassowitz 2017. IV, 296 S. m. 81 Abb. u. 1 Kt. = Königtum, Staat und Gesellschaft früher Hochkulturen, 4,5. Kart. EUR 78,00. ISBN 978-3-447-10927-7.

Rezensent:

Stefan Bojowald

Neben dem angegebenen Titel in dieser Rezension besprochen:

Coppens, Filip, Janák, Jiři, and Hana Vymazalová [Eds.]: 7. Symposium zur Königsideologie/7th Symposium on Egyp-tian Royal Ideology. Royal versus Divine Authority. Acquisition, Legitimization and Renewal of Power. Prague, June 26–28, 2013. Wiesbaden: Harrassowitz 2015. IV, 358 S. m. zahlr. Abb. = Königtum, Staat und Gesellschaft früher Hochkulturen, 4,4. Geb. EUR 84,00. ISBN 978-3-447-10427-2.


Die erste Publikation macht die ägyptologischen Beiträge der »7. Ta­gung zur Königsideologie« öffentlich, die vom 26. bis 28. Juni 2013 unter der Überschrift »Royal versus Divine Authority. Acquisition, Legitimization and Renewal of Power« in Prag über die Bühne ging. Der Inhalt manifestiert sich in der folgenden Form:
J. Mynářová widmet sich der Außenwahrnehmung des ägyptischen Königs in den Nachbarländern. Die ägyptische Königstitulatur wurde in der hethitischen Korrespondenz an den Pharaonenhof getreu kopiert (14). Das paritätische Verhältnis zwischen hethitischem und ägyptischem König blieb in der Amarna- und Ramessidenzeit durchaus gewahrt (14). M. Bárta/V. Dulíková entwickeln ein Porträt der Zeit des Niuserre aus der 5. Dynastie. Die Innovativität der Ära spiegelt sich in der königlichen und privaten Architektur wider (32). H. Beinlich fragt nach der Erneuerung der königlichen/göttlichen Macht im Lebenshaus von Ra-Sehet. J. Budka analysiert am Beispiel der Insel Sai die Wiederaufrichtung der ägyptischen Herrschaft über Obernubien in der 18. Dyn. Der archäologische Befund deutet auf erhöhte Bauaktivitäten unter Thutmosis III. hin (67). F. Coppens/J. Janák spüren der Achtheit und ägyptischem Königtum in Dendera nach. F. Dunn Friedman trägt Beobachtungen zur Triade des Mykerinos aus dessen Taltempel in Giza vor. Die ursprüngliche Zahl der Triaden wird auf zehn bis zwölf Stück geschätzt und auf Gaue mit Hathorheiligtümern verteilt (99). Der »Sitz im Leben« der Triaden ist vielleicht im Sed-Fest zu suchen (100). A. Gnirs artikuliert sich zur königlichen Macht in Katastrophenzeiten. Die Naturerscheinungen konnten als Kommunikation zwischen Göttern und König als deren irdischem Repräsentanten begriffen werden (140). Die Katastrophen wie Hungersnot (117–124), Epidemien (124–136), Unwetter/ Stürme/Erdbeben (136–143) werden ausführlich durchgesprochen, wobei die königliche Macht ein wenig zu kurz kommt. K. Goebs befasst sich mit Federn, Hörnern und dem kosmischen Sinngehalt von ägyptischen Kompositkronen. Das früheste Beispiel für die Henu-Krone scheint aus der Zeit der Hatschepsut zu stammen (150). Die beiden Straußenfedern der Krone wurden offenbar mit Sonne und Mond gleichgesetzt (152). Die Verbindung zwischen Horn und Licht wird durch semitische Parallelen erhärtet (162–163). C. Jurman untersucht die Rolle von alten Modellen in königlichen und privaten Denkmälern der 3. Zwischenzeit. Der thutmosidische Kunststil besaß eine Vorbildfunktion für die 22. Dyn. (182). M. Lehner grenzt Fakten zu Bauten der Chentkaus I. ein. Das Grabmal wurde in drei Schritten – a) Nivellierung des Fundaments, b) Bau der Mastaba, c) Verkleidung mit Kalkstein – errichtet (220–221). Die Fassade ist nur im Süden mit Scheintüren dekoriert (228). Die Identifikation des östlichen Annex im Mykerinos-Taltempel als Taltempel der Chentkaus wird abgelehnt (246 ff.). M. Megahed/H. Vymazalová werten die Beschneidungsszene im Pyramidenkomplex des Djedkare aus Süd-Sakkara aus. Das Relieffragment liefert den frühesten Beleg für die Beschneidung im alten Ägypten (276). M. Nuzzolo bietet Ideen zur Topographie in der 5. Dyn. dar. Die Lage der Sonnentempel im Norden der Pyramiden wird auf eine osirianische Ebene gehievt (294). Die Wahl von Sakkara als Pyramidenort des Userkaf deutet unter Umständen auf die Orientierung auf die Monumente des Djoser und Snofru hin (300). A. Spalinger siebt Festkalender auf Indizien für Königtum und Wirtschaft durch. Die Autarkie der Wirtschaftsanlagen der Totentempel des Neuen Reiches bei der Lebensmittelversorgung wird hervorgehoben (310). M. Verner setzt sich mit Meret-Heiligtum und Königskult auseinander. Der früheste Beleg der nur textlich nachgewiesenen Stätten ist in die Zeit des Neferirkare zu datieren (325). A. Spalinger denkt über den Goldhorusnamen des Königs nach. Das erste Auftreten ist in der 4. Dyn. zu beobachten (332). In der Ramessidenzeit fand offenbar ein Wechsel von »Goldhorus« zu »Goldfalke« statt (342).
Der Band muss differenziert beurteilt werden. Die Beiträge driften qualitativ zum Teil merklich auseinander. Die Flüssigkeit des Schreibstils lässt manches Mal zu wünschen übrig.
Die zweite Publikation druckt die Beiträge zur »8. Tagung zur Königsideologie« ab, die unter dem Titel »Constructing Authority« in Budapest gehalten wurde. Der Inhalt des Bandes weist folgendes Erscheinungsbild auf:
T. A. Bács eruiert zwölf Abbildungen von verstorbenen Königen im Grab TT 65 des Imiseba aus der Zeit von Ramses IX, die sich auf der südlichen Schlusswand der Querhalle der Grabkapelle befinden. H. Beinlich begibt sich anhand des »Buches vom Fayum« an den Herrschaftsbereich als Prestigeobjekt heran. Das Herrschaftsgebiet wird dort neben Unter- und Oberägypten durch die vier Himmelsrichtungen markiert (23). Der Teilschwerpunkt auf der Westgrenze wird mit den Bedingungen während der Perserzeit in Verbindung gebracht (25). J. Budka folgt der Spur der königlichen Autorität in nubischen Städten des Neuen Reiches. Die Verehrungsszene des Königs auf Türrahmen von Privatgebäuden taucht erstmals unter Thutmosis III. in Amada auf (31). M. Dolinska wertet Vögel und Katzen in der königlichen Ikonographie unter besonderer Berücksichtigung des Tempels von Thutmosis III. in Deir el-Bahari aus. Der Geier auf der Rückseite der Atefkrone wird mit Schutzaspekten assoziiert (51). E. Eltze widmet dem königlichen Schmuck der napatanischen und meroitischen Zeit eine Betrachtung. Das Wort »sdn« wird als kuschitischer Name der Krone evaluiert (69). Die Ableitung des meroitischen Frauentitels »Kandake« vom Wort »kdi« »Frau« wird vertreten (73). Der Schatz der Amanishakheto könnte noch zu Lebzeiten der Königin hergestellt worden sein (76). C. Eyre wendet sich der Darstellung von Gewalt in ägyptischen Bild- und Textquellen zu. Das durchaus wörtliche Verständnis der ägyptischen Kriegsberichte wird eingefordert (90). Die militärische Gewalt wird als Akt der Entmenschlichung des jeweiligen Gegenübers gedeutet (113). S. W. Hsu nähert sich aus kontextueller und lexikalischer Perspektive dem Ausdruck »śwh.t śbq.t« »legitimes Ei« an (anders im vorderen Inhaltsverzeichnis !). Der erste Beleg für diesen zusammengesetzten Begriff ist auf der Stele 196 von Thutmosis III. in Serabit el-Khadim vorhanden (126). J. Janák/F. Coppens gehen der Frage der göttlichen Autorität des ägyp-tischen Königs nach. Die Hauptmerkmale der Amarnazeit werden durchstreift (132–138), ohne dass viel Neues erzählt würde. Das Zurücktreten des Königs hinter die Götterwelt in der Spätzeit wird erläutert (139–144). D. Kurth befasst sich mit der »wnn«-Formel in den Ritualszenen der griechisch-römischen Tempel. Die Vorläufer der Formel im 2. Register der Westwand des Naos von Edfu reichen bis ins Alte Reich zurück (148). E. Laskowska-Kusztal beschreibt Facetten der königlichen Autorität im Mandulis-Tempel von Kalabscha. Der Tempel wurde in je zwei Phasen unter Ptolemaios IX. und Augustus dekoriert (157). Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der ptolemäischen und augusteischen Titulatur werden hervorgehoben (162). Die Umschließung des Namens der Isis durch eine Kartusche wird als möglicher Hinweis auf die Rolle der Göttin als Herrscherin über Ägypten interpretiert (165). U. Luft handelt von Papyrus Berlin P. 10032AB, auf dem zwei Briefe aus dem Mittleren Reich stehen. Der Text von Brief B berichtet von Schwierigkeiten bei der Lieferung von Vögeln für das Gottesopfer. M. Nuzzolo streicht Aspekte des Königsdogmas der 5. Dyn. heraus. Die Position der Monumente des Königs Userkafs in Sichtweite zu den älteren Denkmälern des Djoser und Snofru weist auf die bewusste Anlehnung an die historischen Vorgänger hin (189–190). Die Pyramidentempel der 5. Dyn. nach Userkaf lassen das gleiche Raumschema mit zwei Mittelpunkten im »Fünf-statuenraum« und Opferraum erkennen (195). Die menschliche Seite des Königtums der 5. Dyn. tritt unter ökonomischen Gesichtspunkten in den Pyramidenmagazinen hervor (195). C. Raedler macht mit dem Hohepriester des Osiris Wenennefer und individuellen Konnotationen der Vergöttlichung Ramses II. vertraut. Die Amtszeit des Wenennefer hat sich über 35 Jahre unter Ramses II. erstreckt (222). Die mumienförmige Gestalt Ramses II. auf einer kuboiden Statue des Wenennefer lässt auf die Übertragung des Verhältnisses von Horus und Osiris auf König und Priester schließen (238). A. Spalinger äußert sich zum Bericht aus dem Jahr 5 von Ramses III. in Medinet Habu über den Libyerkrieg. Der barocke Stil der ramessidischen Kriegsberichte wird gebührend gewürdigt, der sich u. a. durch ein eigens gewähltes Spezialvokabular ausdrückt (242). Die persönlichen Charakterzüge des Königs wie z. B. dessen Sportlichkeit wurden in Medinet Habu weitgehend zurückgedrängt (244). Die Israelstele des Merenptah wird als philologischer Vorläufer für den Text definiert (251). C. Vogel legt eine Analyse des Verhältnisses zwischen Thutmosis III. und Sesostris III. vor. Das nubische Bauprogramm von Thutmosis II. nimmt auf den vergöttlichten Se-sostris III. direkt Bezug (268). Der Name des Vizekönigs von Kusch im Semnatext aus Jahr 2 der Doppelherrschaft von Hatschepsut und Thutmosis III. wird als Seni rekonstruiert (271).
Die Bewertung des Rezensenten fällt eher gemischt aus. Die Beiträge bieten nicht alle eine gleich gute Qualität an. Der wissenschaftliche Gehalt lässt zum Teil die nötige Substanz vermissen.