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Ausgabe:

Dezember/1999

Spalte:

1243–1245

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Ellul, Danielle, et Odile Flichy

Titel/Untertitel:

Le Grec du Nouveau Testament par les textes. Méthode d’initiation au grec de la koinè à l’aide de textes tirés du Nouveau Testament.

Verlag:

Lausanne: Éditions du Zèbre 1998. 304 S. gr.8 = Instruments pour l’études de Langues de l’Orient Ancien, 1. ISBN 2-9700088-5-8.

Rezensent:

Siegfried Kratzsch

Das vorliegende Buch ist der 1. Band der Reihe Instruments pour l’étude des langues orientales anciennes (IELOA), die Grammatiken, Wörterbücher, Konkordanzen und Textausgaben für das Studium der Sprachen des Nahen Ostens und namentlich für die die christliche Tradition tragenden Sprachen und Texte versammelt. Sie wendet sich ebensowohl an die Spezialisten wie an die Anfänger und schenkt ihre Aufmerksamkeit besonders den Bedürfnissen der Historiker, die sich in diese spezifischen Gebiete einführen oder sich in ihnen vervollkommnen wollen. Von den Verfasserinnen dieses Bandes ist Danielle Ellul Doktor des dritten Zyklus, Pastor der Église réformée de France (ERF); sie lehrt Hebräisch und Bibelgriechisch am katholischen Institut von Toulouse. Odile Flichy ist Oberlehrerin der Grammatik, Doktor des dritten Zyklus; sie lehrt Bibelgriechisch und Neues Testament am Zentrum Sèvres in Paris. Das Buch ist aus der pädagogischen Praxis hervorgegangen und sein Inhalt ist vor seinem Erscheinen am Zentrum Sèvres in Paris, an der Fakultät für protestantische Theologie in Montpellier, an der Sprachenakademie des Centre national de la recherche scientifique (CNRS) in Saintes und am katholischen Institut getestet worden.

Die Autorinnen stellten fest, daß die Mehrzahl der französischsprachigen Studierenden beträchtliche Schwierigkeiten beim Erlernen des Griechischen nach den üblichen Methoden empfinden, die an den Anfang ein systematisches Erlernen der Grammatik mit das Erworbene kontrollierenden Übersetzungs- und Stammformübungen setzen, um oft erst sehr spät zur Lektüre von Originaltexten zu kommen. Im Gegensatz zu ihnen will das neue Buch das Bibelgriechische (genauer gesagt, das Griechische des Neuen Testaments) nicht als eine tote Sprache, sondern als eine in den Texten des Neuen Testaments lebende alte Sprache lehren. Am Anfang der einzelnen Abschnitte stehen die Texte (Joh 8,12-20; Joh 1,1-5; 10,1-18; 3,1-21; Mk 4,1-20; Mt 4,1-11; Lk 1,26-38 und Apg 9,1-19; 1. Kor 15,1-11), die original und vollständig geboten werden. Sie sollen nicht Vorwände für Übersetzungsübungen sein, sondern Stützen des Studiums, um fortschreitend die morphologischen Elemente, die syntaktischen Strukturen und den gängigen Wortschatz zu entdecken. In jedem Kapitel der vier Teile des Buches folgt auf den Textteil, der anschließend wörtlich übersetzt wird, die Erläuterung der in diesem Textteil neu auftauchenden morphologischen und syntaktischen Elemente, dann eine systematische und synthetische Wiederholung des neu Kennengelernten, die darauf hinzielt, Klarheit und Logik in eine auf den ersten Blick verwirrende Fülle von Formen zu bringen. Schließlich endet jedes Kapitel mit einer systematisch nach Wortarten geordneten Rekapitulation des neuen Wortschatzes, die auch den semantischen Horizont erweitern soll: Wörter derselben Familie, andere Anwendungen in der Septuaginta oder im Neuen Testament, Vergleichungen mit französischen Wörtern. Das Buch wendet sich an Anfänger und soll dazu führen, einen koine-griechischen (genauer: neutestamentlichen) Text mittleren Schwierigkeitsgrades mit Verständnis lesen zu können. Deshalb ist die Grammatik nach Möglichkeit vereinfacht und um statistisch im NT Selteneres erleichtert worden. Zur Vertiefung wird der Studierende dann auf die ausgezeichneten vorhandenen englischen oder deutschen Grammatiken verwiesen, deren englische bzw. deutsche Originaltitel freilich in der Bibliographie nicht erscheinen.

Außerordentlich knapp sind die Bibliographie (9 Titel, 6 französisch-, 3 englischsprachige) und die Einleitung, in der z. B. sieben klassische Autoren, aber kein einziger Koine-Autor genannt wird. In Bibliographie und Einleitung sollten m. E. die Quellen für die Koine wenigstens im Überblick genannt, der Platz des neutestamentlichen Griechisch innerhalb der Koine bestimmt und Literatur zur Gesamtkoine angegeben werden.

Im 1. Teil, in dem anhand von Joh 8,12-20 eine allgemeine Vorstellung der Sprache erfolgen soll, werden nacheinander in fünf Kapiteln die "Invarianten" (koordinierende und subordinierende Konjunktionen, Adverbien und Präpositionen), der Artikel und die Personalpronomina, die 2. Deklination, der Indikativ des Aorists und der Indikativ Präsens des Aktiv des Textes besprochen, wobei der Text einmal ohne Markierungen, einmal mit wörtlicher Übersetzung und sechsmal mit Hervorhebung der im jeweiligen Kapitel behandelten Wortarten bzw. Formen abgedruckt wird.

Auf dieselbe Art werden die Texte des Johannesevangeliums des zweiten Teils auf die in ihnen enthaltenen Feminina der 1.Dekl., den Aorist des Mediums, die Präsenspartizipien und den Indikativ Präsens im Mediopassivum, die Maskulina der 1. Dekl., das Futur des Indikativs und den Konjunktiv, das Relativpronomen und die Adjektive der 1. Klasse, das Perfekt und den Infinitiv, die Frage und die konditionalen Nebensätze, die mit hoti, hina und hoste eingeleiteten Nebensätze und die dritte Deklination untersucht.

Im 3. Teil lernt der Studierende anhand von Synoptikertexten das Imperfekt und den Wurzelaorist, die Verba liquida und nasalia und die Syntax des Infinitivs, die Partizipien und ihre Verwendung, die Demonstrativpronomina und die Zahlwörter, die Verba contracta, eimi, femi, deiknymi, Formen und Verwendungen des Optativs, die Verwendung des Wortes honoma kennen, im 4. Teil anhand je eines Textes aus der Apostelgeschichte und eines Paulusbriefes die adverbiellen Verwendungen des Partizips und des Infinitivs und die Pronomina interrogativa und indefinita, den Imperativ und die Finalsätze, tithemi und hiemi den Komparativ und den Superlativ sowie histemi.

An Rekapitulationen gibt es im 2. Teil eine des Verbalsystems und im 4. je eine zum Konjunktiv, zum Adjektiv und zu den starken Tempora. Die genannten grammatischen Artikel fallen unter folgende Überschriften: La phrase (Syntax, 7 Artikel), Le système nominal (9 Artikel), Le système verbal (16 Artikel). Die Terminologie ist die konventionelle der französischen bzw. französischsprachigen griechischen Grammatik und dem deutschen Grammaticus also wohlvertraut.

Anhänge bringen rekapitulierende Deklinations- und Konjugationstabellen, die im Neuen Testament belegten Stammformen sowie die Betonung des Griechischen. Am Ende steht ein alphabetisches Register der in diesem Buch besprochenen griechischen Vokabeln und ein Inhaltsverzeichnis.

Insgesamt stellt das Buch eine interessante Methode des Erlernens des neutestamentlichen Griechisch dar, über deren Erfolge im Unterricht und über deren Voraussetzungen im muttersprachlichen Unterricht in der französischen Grammatik man gern Näheres erfahren möchte.