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Ausgabe:

Mai/2017

Spalte:

514–515

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Volp, Ulrich, Horn, Friedrich W., u. Ruben Zimmermann [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Metapher – Narratio – Mimesis – Doxologie. Be­gründungsformen frühchristlicher und antiker Ethik. Kontexte und Normen neutestamentlicher Ethik/Contexts and Norms of New Testament Ethics. Bd. VII.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2016. XIV, 452 S. = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, 356. Lw. EUR 149,00. ISBN 978-3-16-154050-9.

Rezensent:

K.-W. N.

Der Band dokumentiert in den vier titelgebenden Rubriken insgesamt 20 Beiträge zu den »Mainz Moral Meetings« Nr. 5–8 aus den Jahren 2012 und 2013 (zu den vorangehenden Tagungen vgl. ThLZ 141 [2016], 1081 f.). Nachdem zuvor nach »Normen« frühchristlicher Ethik und ihren Begründungszusammenhängen im Kontext antiker Ethik gefragt worden war, sollen nun deren »Formen« in den Blick genommen werden, worunter der »Modus, in dem innerhalb eines Sprechaktes, in der Regel eines Textes, moralische Signifikanz erzeugt wird« verstanden wird (Vorwort, VI). Neben in ethischen Zusammenhängen erwartbaren Formen wie Mimesis und Narratio werden auch Metapher und Doxologie so verstanden, während explizit ethische Formen wie Mahnspruch, Gebotsreihe, Gerichtsankündigung, Paränese, philosophisch-ethischer Diskurs, Polemik usw. in dem Band nicht behandelt werden. An Fallbeispielen aus dem Neuen Testament (je zwei Beiträge zu Past [J. Herzer, S. Despotis] und 1Petr [C. G. Müller, E. D. Schmidt], je einer zu Mk [P.-G. Klumbies], Joh [C. Bennema] und Phil [E.-M. Becker]) und dem antiken Christentum (drei zum späten 4. Jh. [E. Mühlenberg zu Johannes Chrysostomus, A. Franz zu Ambrosius, U. Volp zu liturgischen Quellen] und einer zu Origenes [B. Stefaniw]) werden die genannten Stichworte hinsichtlich ihrer ethischen Relevanz entfaltet. Jeweils ein Aufsatz behandelt einen alttestamentlichen Text (A. Grund, Lobgesang der Hanna 1Sam 2) bzw. die rabbinische Literatur (R. Naiweld unter »Mimesis« Grundzüge rabbinischer Hermeneutik). Dazu kommen übergreifende Abhandlungen: »Moralische Signifikanz durch Sprachbilder« (R. Zimmermann unter »Metapher«), »Mimetische Ethik im Neuen Testament« (F. W. Horn) so­wie in der Rubrik »Narratio« gleich drei zur »Narrative(n) Ethik« (die Philosophin K. Joisten, der Systematiker M. Roth und der Neutestamentler S. Finnern – leider gibt es zwischen diesen drei Beiträgen keinerlei Querverbindungen). Etwas aus dem Rahmen fallen Aufsätze des Neutestamentlers I. Czachesz (»From Mirror Neurons to Morality«, eine merkwürdig berührende Melange aus Evolutionsbiologie, Ritualtheorie und assoziativen Bezügen auf diverse Bibeltexte) und des Systematikers K. Huizing (eine schwungvoll geschriebene Reflexion zur doxologischen Ethik, die freilich ohne Bezug zu den übrigen Beiträgen des Bandes bleibt).
Erwartet man von der Lektüre Anregungen zum eigenen Weiterdenken in der exegetischen Arbeit mit Blick auf ethische Themen, so wird man durch die Einzelbeiträge des Bandes reich be­lohnt und belehrt. Einen konzeptionellen Zusammenhang lässt die Publikation aber ebenso wenig erkennen wie die vorangehende, und erneut wundert man sich, dass in einer Publikationsreihe zu Kontexten und Normen neutestamentlicher Ethik das Alte Testament und das frühe Judentum weitgehend beiseite bleiben.