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Ausgabe:

November/1999

Spalte:

1140 f

Kategorie:

Autor/Hrsg.:

Busch, Eberhard [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Reformationstag 1933. Dokumente der Begegnung Karl Barths mit dem Pfarrernotbund in Berlin.

Verlag:

Zürich: Theologischer Verlag Zürich 1998. 141 S. 8. Kart. DM 29,-. ISBN 3-290-17185-X.

Rezensent:

Siegfried Bräuer

Gerhard Ebeling hat berichtet, daß er bei dem Vortrag "Reformation als Entscheidung" am 30. Oktober 1933 in der Berliner Singakademie Karl Barth zum ersten Mal begegnet sei (Lutherstudien 3, 429). Dieses für viele Zeitgenossen impulsgebende Ereignis als "eines der wichtigsten Daten im Vorfeld der Theologischen Erklärung von Barmen und der Formierung einer Bekennenden Kirche" erneut ins Licht zu rücken, ist mit dieser Dokumentation beabsichtigt. In seiner Einleitung arbeitet der Hg. vor allem Barths Ringen mit dem Kompromißlertum der Jungreformatorischen Bewegung und den Resten davon im Pfarrernotbund heraus (Barths Pochen auf das 1. Gebot in Verbindung mit Mt 6,24). Auf die Einführung (7-34) folgt der Abdruck von 10 Quellen mit erläuternden Anmerkungen:

1. Barths Vortrag vom 30.10.1933 (ohne Vorwort)

2. Anonymer Korrespondenzbericht der Basler Nachrichten vom 7.11.1933

3. Bericht über Barths Gespräch mit Charles McFarland am 31.10.1933 (nach M.s Buch von 1934)

4. Rundbrief Erica Küppers über die Aussprache im kleineren Kreis bei Gerhard Jacobi am Vormittag des 31.10.1933 (gekürzte Fassung)

5. Protokoll Charlotte von Kirschbaums über dieses Gespräch

6. Protokoll Charlotte von Kirschbaums über die Aussprache mit ca. 150 Pfarrern am Nachmittag des 31.10.1933

7. Anonymes Protokoll über die Aussprache von Vertretern des Pfarrernotbundes mit Ludwig Müller am 14.11.1933

8. Protokoll Charlotte von Kirschbaums über die Aussprache von Vertretern des Pfarrernotbundes mit Barth im Hause Jacobi am 14.11.1933

9. Barths 6 Thesen "Kirchliche Opposition 1933" aus "Lutherfeier 1933"

10. Forderungen des Pfarrernotbundes an den Reichsbischof (Junge Kirche 19. Dezember 1933).

Editorisch entspricht die Dokumentation nicht den Kriterien für eine zeitgeschichtliche Edition: Fehlende Numerierung der Dokumente, Ungleichheit der Überschriften (Datierung), ergänzungsbedürftige Zeittafel, Abkürzungsverzeichnis und Register fehlen, vor allem Nichtidentifizierung vieler Gesprächsteilnehmer in den Protokollen (die meisten wären aus dem Pfarralmanach der Kirchenprovinz Brandenburg leicht zu ermitteln gewesen). Bei einigen Anmerkungen wünschte man sich präzisere Angaben, z. B. 12 Anm. 6: Horst Schirmacher war bereits Direktor des Centralausschusses der Inneren Mission und Siegfried Leffler Regierungsrat in Weimar; 117 Anm. 7: Bruno Adler war seit 5. Oktober Bischof (vgl. 130 Anm. 26). Wieso wird für Luther EA angegeben (126)? Ein Hinweis auf die Wirkungsgeschichte des Barthvortrags (über 56 Anm. 23 hinaus) wäre hilfreich gewesen, z. B. Abdruck der Schlußpassage mit dem Diktum über die hohlen Speere in der Jungen Kirche 1, 1933, 348.

So verdienstvoll die Dokumentation ist, der historische Kontext erscheint leider auch in der Einführung nicht in klaren Konturen. Der Leser erfährt nicht einmal, wie es zu Barths Vortrag gekommen und wie er organisiert worden ist. In der Konzentration auf das theologische Vorfeld von Barmen liegen Stärke und Grenze der Publikation.