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Ausgabe:

November/1999

Spalte:

1138 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Oden, Thomas C., and Christopher A. Hall [Ed.]

Titel/Untertitel:

Mark.

Verlag:

Downers Growe, Ill.: Inter Varsity Press 1998. XXXV, 281 S. gr.8 = Ancient Christian Commentary on Scripture. New Testament II. ISBN 0-8308-1487-6.

Rezensent:

Thomas Söding

Mit dem Markus-Kommentar stellt sich nach dem Römerbrief der zweite Band einer neuen Reihe vor, die zur Lektüre der neutestamentlichen Schriften mit den Augen der Kirchenväter einladen will. Dieses Vorhaben ist zu begrüßen, da einerseits die wirkungsgeschichtliche Hermeneutik die Bedeutung der patristischen Exegese neu hat erkennen lassen, andererseits aber die Kenntnisse der Väter-Kommentare selbst bei Exegeten nicht immer sehr intensiv sind.

Der Markus-Band folgt dem Aufbau-Schema der ganzen Reihe. Eine hinreichend ausführliche Einleitung (XXI-XXXV) informiert über die patristischen Zeugnisse zur Verfasserfrage, wirbt aber vor allem und mit guten Gründen um Verständnis für die Charakteristika patristischer Methodik und Hermeneutik. Der Hauptteil (1-256) bringt im Stil eines Katenen-Kommentars ausgewählte Passagen aus der Väter-Literatur. Jeweils zu Beginn einzelner Abschnitte werden typische Auslegungsformen referiert; dann werden - nach der Übersetzung der Perikopen - Väterstellen zu bestimmten Textmotiven und -problemen in englischer Übersetzung zitiert. Mit jeweils kurzen Ausschnitten kommen Irenäus und Origenes, Augustinus, Hieronymus, Chrysostomus, Gregor, Tertullian und viele andere zu Wort. Den Abschluß bilden ein kurzer Editionsbericht und sehr gute Register.

Die Stärken des vorbildlich aufgemachten Bandes liegen darin, daß die ausgewählten Zitate eine Fülle von Anregungen geben, die Welt der patristischen Exegese zu betreten, um den modernen Auslegungshorizont zu erweitern und der theologischen Leistung der Alten Kirche Respekt zu zollen.

Freilich darf man die Leistung des Kommentarwerkes nicht überfordern. Grundkenntnisse über die Kirchenväter, über die verschiedenen Zeiten, Herausforderungen und Intentionen ihrer Exegese, über "Schulen" und theologisch-hermeneutische Hintergründe werden vorausgesetzt. Längere Auslegungslinien einzelner Kirchenväter können nur an wenigen Stellen und nur mit größeren Unterbrechungen verfolgt werden. So tritt z. B. das große Thema der patristischen Auslegung der Verklärungsperikope "Aufstieg - Gipfelerlebnis - Abstieg" hinter hochinteressante Notizen z. B. zur Tages-Angabe, zum Glanz, zu Elija und Mose, zu den Hütten usw. zurück. Ohne daß eine ausdrückliche Problematisierung geschähe, wird bei einigen schwierigen Texten wie z. B. Mk 13,32 ein breites Spektrum durchaus verschiedener Lösungsansätze der Väter sichtbar.

Der Leser des Werkes ist dankbar, an nahezu allen Stellen des Markusevangeliums Hinweise zu erhalten, relevante Väter-Texte in ihrem Kontext selbst zu studieren und für die Entwicklung eines wirkungsgeschichtlichen Problembewußtseins zu nutzen.