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Ausgabe:

November/2016

Spalte:

1236

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Michael, Susi-Hilde [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Der Katechismus des DavidChytraeus. Edition und Übersetzung.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2016. XLIV, 261 S. Geb. EUR 88,00. ISBN 978-3-374-04292-0.

Rezensent:

Gert Haendler

David Chytraeus hat 1550–1600 in Rostock gelehrt und gilt als bedeutendste Gestalt der Kirchengeschichte und Universitätsgeschichte seiner Zeit.
Chytraeus war fünfmal Rektor der Universität, er wurde aber auch als Helfer zum Aufbau evangelischer Kirchen und Schulen 1568 nach Niederösterreich und später in die Steiermark gerufen. Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg holte ihn 1575 zum Aufbau der Universität Helmstedt. Seine Bedeutung für Skandinavien hat Werner Czaja 2002 dargestellt, sein Interesse für die Ostkirche fand Beachtung. Die Herausgeberin dankt für gewinnbringende Gespräche mit dem Historiker Kersten Krüger und dem Kirchenhistoriker Heinrich Holze. Ein Geleitwort schrieb Andreas von Maltzahn, der letzte Landesbischof von Mecklenburg, der es be­grüßt, dass man in David Chytraeus einen Mann würdigt, der mitgewirkt hatte beim Aufbau der Mecklenburgischen Landeskirche: 1552 bei der Mecklenburgischen Kirchenordnung und 1568 bei der Einführung eines Konsistoriums. Die Suche nach Texten ist einfach:
Anhand des Index Aureliensis und einer Abfrage des Karlsruher Verbundkatalogs (KVK) wurden alle in den Bibliothekskatalogen Europas erfassten Drucke des in lateinischer Sprache vorliegenden chytraeischen Katechismus ermittelt (XXIII). Eine Tabelle listet 183 Drucke aus 60 Jahren von 1554 bis 1613 auf (227–242). Auch die Druckorte zeigen den Einfluss von Chytraeus weit über Rostock und Mecklenburg hinaus: Nach den ersten Drucken in Rostock 1554, Wittenberg 1555 und Leipzig 1556 folgten bis 1574 Drucke in Lemgo, Magdeburg, Bautzen, Jena, Görlitz, Straßburg, Oberursel, Stettin, Frankfurt (Oder), Berlin.
Zum Druck kommt ein Text »Catechesis in Academia Rostochiana ex praelectionibus Davidis Chytraei collecta«, 1554 in Rostock bei Rudolf Dietz erschienen. Der Druck (5–50) endet mit einer Regula Vitae Philippi Melanchthonis, dessen Denkweise auch vorher die Formulierungen bestimmte. Der Rostocker Text er­wähnt Simon Pauli als Herausgeber, die Herausgeberin hält aber wegen einer anderen Notiz des Chytraeus eine Mitwirkung von Johann Aurifaber für eher wahrscheinlich (XXX). Auch die deutsche Übersetzung endet mit der Lebensregel von Melanchthon (116 f.). Es folgt ein Text »Catechesis Davidi Chytraei. Postremo nunc ab ipso auctore recognita et ab multis in locis utiliter aucta«, 1599 in Frankfurt (Main) gedruckt (Tabelle: 240). Der Text ist fast doppelt so lang (123–225). Die Gliederung ist aber dieselbe, so dass die Übersetzung zumindest auch für die zehn Artikelüberschriften und die Regel Melanchthons des zweiten Textes voll zutrifft.
Oft wurde bedauert, dass trotz der großen Bedeutung des Chy-traeus seine Werke nicht in modernen Ausgaben vorliegen. Gerade von daher ist die jetzt erarbeitete Edition als ein wichtiger Schritt zu begrüßen. Zu der für 2019 vorbereiteten 600-Jahrfeier der Universität Rostock sind primär Editionen der historischen Spätwerke zu wünschen, insbesondere seine Darstellung »De Vandaliae et Saxoniae Alberti Crantzii continuatio« von 1586 sowie die Briefe des Chytraeus, die viel zitiert worden sind – freilich meist nach Sekundärliteratur oder bestenfalls einer Edition von 1614.
Die hier vorgelegte Textausgabe der Catechesis sollte ein An­sporn zur Fortsetzung dieser Arbeit sein, für die sie mit ihrer gründlichen Qualität zugleich auch einen dankenswert hohen Maßstab setzt.