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Ausgabe:

Dezember/2016

Spalte:

1436–1437

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Laumer, August

Titel/Untertitel:

Pastoraltheologie. Eine Einführung in ihre Grundlagen.

Verlag:

Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 2015. 232 S. Kart. EUR 19,95. ISBN 978-3-7917-2662-5.

Rezensent:

Christian Grethlein

Der Band des in Augsburg Pastoraltheologie lehrenden Juniorprofessors August Laumer will »Basiswissen über das Fach Pastoraltheologie vermitteln« (5). Den Eingang bilden drei knappe »Streiflichter« – »Citypastoral«, »Jugendkirchen« und »Die Vergrößerung der pastoralen Räume« –, die zu Brennpunkten heutiger pastoraltheologischer (bzw. evangelisch-theologisch formuliert: praktisch-theologischer) Diskussion führen. Leider werden sie im Weiteren aber nicht mehr aufgenommen.
Den auch umfangmäßigen Schwerpunkt des Buchs bilden – weitgehend auf die deutschsprachige katholische Theologie be­grenzt – im 2. Kapitel Grundinformationen zur geschichtlichen Entwicklung des Fachs. Nach knappen Hinweisen zu sachlichen Vorläufern in der Christentumsgeschichte setzt der Vf. dazu bei der Studienreform von Franz Stephan Rautenstrauch (1777) ein. Es folgen jeweils unter Auswertung der zentralen Schriften – Bezüge zum politischen und kulturellen Kontext fehlen weitgehend – Vorstellungen der Konzepte von Johann Michael Sailer, Anton Graf, Michael Benger u. a.
Den ersten Teil des 3. Kapitels und zugleich den Übergang zu gegenwärtigen pastoraltheologischen Ansätzen bildet die Präsentation der Konzeption des »Handbuchs der Pastoraltheologie« (Karl Rahner). Sachlich zentral und entsprechend differenziert folgen Ausführungen zur Pastoralkonstitution des II. Vaticanum (»Gaudium et spes«). Auch für protestantische Leserinnen und Leser interessant findet sich hier eine knappe, sachlich präzise Einführung in die Entstehung und den wesentlichen Inhalt dieses für die heutige katholische Pastoraltheologie zentralen und grundlegenden Textes. Kritische Rückfragen werden allerdings – im Gegensatz zu den vorher genannten Positionen – nicht gestellt. Von den neueren Arbeiten stellt der Vf. die Konzepte von Rolf Zerfaß und von Helmut Peukert ausführlicher dar.
Entsprechen diese die Geschichte und Entwicklung des Fachs im deutschsprachigen Katholizismus skizzierenden Ausführungen dem eingangs genannten Anliegen, folgt als 4. Kapitel ein Teil »Begriffsbestimmungen – Einteilungen – Abgrenzungen«, in dem in uneinheitlicher Form zentrale Begriffe bzw. Themen erörtert werden. Im Einzelnen handelt es sich dabei um: »›Pastoraltheologie‹ oder ›Praktische Theologie‹«; »Das Verhältnis der Pastoraltheo logie zu den anderen theologischen und nichttheologischen Wissenschaften«; »›Pastoral‹ – ›Seelsorge‹ – ›Seelsorger‹«; »›Praxis‹ als Gegenstand der Pastoraltheologie«; »Die Grundvollzüge bzw. Grundfunktionen von Kirche und Gemeinde als pastoraltheologisches Einteilungsschema«. Vor allem der letztgenannte, umfangreichste Abschnitt gibt interessante Informationen zu – auch evangelische Praktische Theologie betreffenden – Systematisierungsversuchen mit Begriffen wie Martyria, Diakonia, Leiturgia und Koinonia. Eine Fülle entsprechender, aber modifizierter Vorschläge wird genannt und jeweils kritisch diskutiert.
Den Abschluss (5. Kapitel) bilden Hinweise zu »Grundsigna-turen der Gegenwartssituation«. Diese sind allerdings so knapp gehalten, dass sie bisher Unkundigen wohl kaum weiterhelfen dürften, aber bereits mit den Diskursen Befasste unbefriedigt lassen.
Insgesamt liegt ein Band vor, der kompakt und zuverlässig über die Entstehung und Entwicklung der deutschsprachigen katholischen Pastoraltheologie informiert. Aus protestantischer Perspektive mag man die weitgehende Reduktion auf katholische Texte bedauern. Sie entspricht aber wohl dem gegenwärtigen – unbefriedigenden – Stand des Verhältnisses von (katholischer) Pastoraltheologie und (evangelischer) Praktischer Theologie.