Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Oktober/2016

Spalte:

1081–1082

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Horn, Friedrich W., Volp, Ulrich, u. Ruben Zimmermann [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Ethische Normen des frühen Christentums. Gut – Leben – Leib – Tugend. Hrsg. in Zusammenarbeit m. E. Verwold. Kontexte und Normen neutestamentlicher Ethik/Contexts and Norms of New Testament Ethics, Bd. IV.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2013. XII, 478 S. = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Tes­tament, 313. Lw. EUR 139,00. ISBN 978-3-16-152499-8.

Rezensent:

K.-W. N.

Die etwa 20 hier publizierten Aufsätze (drei davon auf Englisch) dokumentieren Beiträge zu den ersten vier Tagungen der »Mainz Moral Meetings«, einer von Friedrich W. Horn, Ulrich Volp und Ruben Zimmermann seit 2009 veranstalteten Reihe eintägiger Workshops zur neutestamentlichen Ethik in ihren antiken Kontexten. Vier Rubriken zu »Gut«, »Leben«, »Leib« und »Tugend« werden jeweils knapp durch die Initiatoren eingeleitet. Es folgen jeweils ca. fünf Fachaufsätze zu Einzelaspekten des Themas, einzelnen antiken Autoren, einzelnen neutestamentlichen Schriften, aber auch übergreifenden Themen (J. Röder zum Verständnis des »Guten« im Neuen Testament; F. W. Horn zur »Tugendlehre« im Neuen Testament), angefangen bei Hesiod (W. Blümer) durch die verschiedenen Epochen antiker Philosophiegeschichte von Platon, Aristoteles und dem Hellenismus bis in die Spätantike (C. Horn zur antiken Moralphilosophie, faktisch aber nur zu Platon und Aristoteles; M. Forschner zum stoischen Tugendbegriff), mit einzelnen Ausblicken bis zu Schleiermacher und Scheler (N. Slenczka) sowie Albert Schweitzer (W. Zager). Schwerpunkte bilden im Neuen Testament die johanneische Literatur (J. van der Watt, M. Stare), der 1. Petrusbrief (J. Röder, E. D. Schmidt) und Paulus (R. Zimmermann, M. Lang, L. Scornaienchi, D. Horrell), in der antiken Philosophie Platon und Aristoteles (C. Horn, J. Althoff) und die Stoa (M. Forschner, M. Lang), in der christlichen Spätantike Origenes (C. Hengstermann, U. Volp; dazu noch je ein Beitrag zu Markion [S. Moll] und Maximus Confessor [F. D. Aquino]).
Schon diese Aufzählung zeigt, dass dem Band ein innerer Zu­sam­menhang fehlt. Die knappen Einführungen zu den Rubriken stellen keine wirklich Kohärenz auf thematischer oder auch nur problemorientierter Ebene her, können das wohl auch nicht bei derart weit auseinanderliegenden Quellen, Themen und Forschungsansätzen. Während der einführende Beitrag von Zimmermann schon mehrfach von ihm thematisierte Grundsatzfragen der »Ethikbegründung« weiter vertieft und insofern eine gewisse konzeptionelle Funktion hat, wirken die Beiträge von G. Theißen zu Bibelhermeneutik und Ethikbegründung (eine Mainzer Gastvorlesung) und N. Schneider zu Naturwissenschaft und Theologie (eher eine Art »Grußwort« als ein Forschungsbeitrag) in dem Band etwas deplatziert. Insofern hat man eher ein ›Jahrbuch‹ zur antiken Ethik vor sich als eine Monographie, was ja an sich durchaus anregend sein kann. Ein echtes Manko bildet allerdings die fast vollständi-ge Vernachlässigung alttestamentlicher und frühjüdischer Ethik-ansätze (die einzige Ausnahme, der sehr instruktive Aufsatz von M. Niehoff zu Aristobulos und Philon, kann das nicht ausgleichen). Man dachte eigentlich, dass die Forschung über solche Einseitigkeiten inzwischen hinaus ist.