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Ausgabe:

September/2016

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Hurvitz, Avi [Ed.]

Titel/Untertitel:

A Concise Lexicon of Late Biblical Hebrew. Linguistic Innovations in the Writings of the Second Temple Period. Ed. in collaboration with L. Gottlieb, A. Hornkohl, E. Mastéy. Leiden u. a.: Brill 2014. VIII, 270 S. = Vetus Testamentum. Supplements, 160. Geb. EUR 105,00. ISBN 978-90-04-26611-7.

Rezensent:

Udo Rüterswörden

Einer Forschungstradition folgend, die mit Bergsträsser, S. R. Dri­ver, Ewald, Gesenius, König, Nöldeke und anderen in das 19. Jh. zurückreicht (2), differenziert der Herausgeber das Hebräische des Alten Testaments in drei Stufen: »(1) Archaic Biblical Hebrew (=ABH) found mainly in the poems preserved in the ›Pentateuch‹ and ›Former Prophets‹; (2) Classical (or Standard) Biblical Hebrew (=CBH or SBH) used in the prose of the ›Pentateuch‹, ›Former Prophets‹, and Classical prophecies of the ›Latter Prophets‹; and (3) Late Biblical Hebrew (=LBH) known primarily from the later compositions in the ›Writings‹.« (3)
Die Möglichkeit, anhand dieser Sprachstufen Texte innerhalb des Alttestamentlichen Korpus von Schriften zu datieren, wurde bestritten von: I. Young, R. Rezetko, M. Ehrensvärd, Linguistic Dating of Biblical Texts, Volume 1+2, London: Equinox 2008). Da­nach wäre nur von einer Sprachstufe auszugehen, in der die Unterschiede zwischen CBH und LBH stilistischer Natur wären. Der Standpunkt findet weitere Vertiefung in: R. Rezetko, I. Young, Historical Linguistics and Biblical Hebrew (SBL Ancient Near East Monographs 9), Atlanta 2014.
Unbeschadet dieser andauernden Kontroverse ist ein Blick auf einige sprachliche Eigentümlichkeiten in den alttestamentlichen Büchern, die sich nach eigenen Angaben als nachexilisch zu erkennen geben: Esther, Daniel, Esra, Nehemia, Chronik, Deuterojesaja, Sacharja, Haggai, zudem Qohelet und Maleachi (4), sinnvoll. Sie werden in der Form eines Lexikons dargeboten. Es handelt sich um persische Lehnworte, Termini des persischen Hofes und der Kanzlei, Aramaismen und Neologismen. Da die ersten Kategorien der Sache nach in Texten aus persischer Zeit zu erwarten sind, sind die letztgenannten Kategorien die interessanteren. Dazu zählen die Monatsnamen, die auf babylonische Vorbilder zurückgehen. In klassisch-hebräischen Texten werden entweder die kanaanäischen Namen gebraucht oder die Monate nummeriert. Hier wäre ein Hinweis auf den Gezer-Kalender sinnvoll gewesen. Interessant ist die Verteilung der Namen »David« und »Jerusalem«. In späteren Texten werden sie oft mit Jod geschrieben. Hier wäre ein Hinweis auf die inschriftlichen Bezeugungen sinnvoll (Tell Dan, Ḫirbet Bēt Layy). Diese und ähnliche weitere Beispiele lassen die Frage aufkommen, ob die hier festgestellten Eigentümlichkeiten ihre Ur-sache in der Textüberlieferung haben könnten. Diese Frage wird unter dem Lemma »Damaskus« erörtert, das in späten Texten mit Resch geschrieben werden kann. Wäre das Schwanken zwischen beiden Lesarten der Variabilität der Textüberlieferung zuzurechnen, dann gelte: »we should expect to find it scattered here and there throughout Biblical literature and not confined to a late work such as Chronicles« (96). Allerdings kann es bei der Textüberlieferung auch streckenweise gleichsam Einzelschicksale von Büchern oder Buchgruppen geben.
Bei einem Gegenstand, der sich einer Forschung von nahezu 200 Jahren erfreut, kann nicht jedes Ergebnis neu sein. Hilfreich für den Lexikographen sind die Hinweise auf die Texte aus Qumran sowie auf die Targume, die zeigen, wie hebräische Ausdrücke ins Aramäische übersetzt werden, ein sehr anschaulicher Hinweis auf die Aramaismen.
Leider findet keine Diskussion mit der deutschsprachigen Forschung des 20. Jh.s statt. So scheinen die Quinta, die Göttinger Septuaginta, die 18. Auflage des Wörterbuchs von Gesenius, die Grammatik von R. Meyer, die Konkordanz und Textsammlung von D. Schwiderski und – höchst bedauerlich – die aramaistischen Monographien von K. Beyer nicht konsultiert worden zu sein.