Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Juli/August/2016

Spalte:

786–787

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Smither, Edward L. [Ed.]

Titel/Untertitel:

Rethinking Constantine. History, Theology and Legacy.

Verlag:

Cambridge: James Clarke (Lutterworth) 2014. X, 167 S. Kart. £ 16,50. ISBN 978-0-227-17462-3.

Rezensent:

Adolf Martin Ritter

Das Büchlein verfolgt ein ähnliches Ziel wie die vier Jahre zuvor in den USA (und drei Jahre später, in rumänischer Übersetzung, auch in Europa) erschienene Monographie von P. J. Leithart unter dem Titel »Defending Constantine: The Twilight of an Empire and the Dawn of Christendom«, Downers Grove, Il. (Intervarsity Press), 2010 (vgl. dazu meinen Beitrag »Konstantin, Euseb und die Zukunft des Christentums. Ein Gespräch mit Peter R. Brown, John H. Yoder und Peter J. Leithart«, in: »Orthodoxie im Dialog« [Festschrift für H. Ohme], herausg. v. R. Flogaus/J. Wasmuth, Berlin 2015, 293–309). Denn auch hier geht es um die »Verteidigung« Konstantins gegen hartnäckig sich haltende Vorurteile und Verzerrungen (»History«). Ferner möchte man, dass derselbe als »erster christlicher Kaiser« (das bleibt er ja, auch wenn ihm als erster christlicher Herrscher überhaupt der armenische König Trdat um wenige Jahre den Rang ablief), und zwar als Christ wie als theologisch nicht nur interessierter, sondern auch höchst einflussreicher Laie (»Theology«) ernstgenommen werde. Schließlich geht es um seine Gegenwartsbedeutung (»Legacy«). Leithart verbindet mit den Autoren der hier zu besprechenden Aufsatzsammlung überdies, dass er, wie sie den Evangelikalen in den USA zugehörig, vorläufige Fassungen der Ka­pitel seines Buches auf Regionalkonferenzen evangelikaler Theo-logen vorgetragen und diskutieren ließ. Kein Wunder also, dass unter den auf der Rückseite des Umschlags der neuen Publikation abgedruckten Willkommensgrüßen auch der seine erscheint. Gleichwohl grenzt man sich jetzt auch gegen ihn ab, indem man ihm zwar zubilligt, er habe sich um »einen ausgewogeneren Zu­gang zu Konstantin« bemüht und »viele seiner Schlussfolgerungen« seien »zutreffend«; allerdings sei »seine Analyse nicht in einem direkten und nuancierten Gebrauch der Primärquellen begründet«, und seine vorgefasste Meinung, was Konstantin und den christlichen Staat betrifft, lasse es kaum zu, dass »sein Werk« übermäßig »großen Einfluss auf dem allgemeineren Feld der spätantiken Ge­schichte« erlange (9, Anm. 14).
Ob es dem neuen Buch sehr viel besser ergehen wird, erscheint mir als recht unwahrscheinlich. Dieses geht, denke ich, weniger die Spezialisten der Konstantinforschung und überhaupt der Patristik als vielmehr Studierende der Theologie, der Kirchen- und Missionsgeschichte sowie interessierte Laien an. Es wird ihnen allen sicherlich gute Dienste leisten. Und das ist ja schon etwas. Mit dieser Empfehlung kann es dann auch bereits sein Bewenden haben.
Ich nenne nur noch Verfasser und Titel der einzelnen Beiträge: Nach einer Einleitung des Herausgebers, Professor für Interkulturelle Studien an der Columbia International University (1–4), folgen die sechs Sachbeiträge des Bandes: 1. Glen L. Thompson (Professor für Neues Testament und Historische Theologie am Asia Lutheran Seminary [Hong Kong]) »From Sinner to Saint? Seeking a Consistent Constantine« (5–25); 2. W. Brian Shelton (Professor für Theologie und Kirchengeschichte am Toccoa Falls College, Toccoa/Ga.) »Lactantius as Architect of a Constantinian and Christian ›Victory over the Empire‹« (26–36); 3. David C. Alexander (Assistant Professor für Kirchengeschichte an der Liberty University, Lynchburg/Va.) »Rethinking Constantine’s Interaction with the North African ›Donatist‹ Schism« (37–90 – sicher nicht nur der umfangreichste, sondern auch forschungsmäßig gewichtigste Beitrag der Sammlung!); 4. Jonathan J. Armstrong (Assistant Professor für Bibel[wissenschaft] und Theologie am Moody Bible Institute, Spokane/Wash.) »Reevaluating Constantine’s Legacy in Trinitarian Orthodoxy: New Evidence from Eusebius of Caesarea’s Commentary on Isaiah« (91–104); 5. Paul A. Hartog (Associate Professor für Neues Testament und Frühchristliche Studien am Faith Baptist Theological Seminary, Ankeny/Ia.) »Constantine, Sabbath-Keeping, and Sunday Observance« (105–129); 6. Edward L. Smither (s. o.) »Did the Rise of Constantine Mean the End of Christian Mis-sions?« (130–145: Antwort – natürlich – Nein!); folgen noch (146–149) ein »Epilogue« von Bryan M. Litfin (Professor für Theologie am Moody Bible Institute, Spokane/Wa.), der im Wesentlichen die Inhaltsübersicht aus der Einführung des Herausgebers wiederholt, eine – natürlich nicht erschöpfende, aber in der Auswahl durchaus vertretbare – Bibliographie (151–165) und ein kurzer Index (167).