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Ausgabe:

Mai/2016

Spalte:

469-473

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Obermayer, Bernd

Titel/Untertitel:

Göttliche Gewalt im Buch Jesaja. Untersuchung zur Semantik und literarischen Funktion eines theologisch herausfordernden Aspekts im Gottesbild.

Verlag:

Göttingen: Bonn University Press bei V & R unipress 2014. 366 S. m. 6 Abb. = Bonner Biblische Beiträge, 170. Geb. EUR 50,00. ISBN 978-3-8471-0215-1.

Rezensent:

Walter Dietrich

Das anzuzeigende Buch, eine von Ulrich Berges betreute Dissertation der Bonner Katholisch-Theologischen Fakultät, gliedert sich in fünf ungleich lange Kapitel.
Das erste Kapitel (11–12) bietet eine knappe »thematische Hinführung« zur Frage nach »Gott und Gewalt«. Es helfe nichts, das Problem durch »Marginalisierung oder Ablehnung« (11) zu umgehen, man müsse es offen angehen. Bernd Obermayer will dazu beitragen, indem er die »auf JHWH zurückgeführte Kriegsgewalt im Jesajabuch« (12) untersucht.
Das zweite Kapitel (13–26) widmet sich der Forschungsgeschichte. Zunächst werden Arbeiten zur göttlichen Gewalt in der Bibel überhaupt vorgestellt (Jürgen Ebach, René Girard, Norbert Lohfink, Erich Zenger, Andreas Michel, Walter Brueggemann, Gerlinde Baumann, Jan Assmann, Henning Fredriksson, Gerhard von Rad, Manfred Weippert, Sa-Moon Kang, Susan Niditch, John A. Wood), danach Studien aus der Prophetie- und Jesajaforschung (Göran Eidevall, Zoltán Kustár, Thomas L. Leclerc, Hubert Irsigler, Sven Petry). »Speziell zu den gewalthaltigen Gottesbildern im Jesajabuch liegt bislang aber noch keine Studie vor« (26).
Das dritte Kapitel (27–38) äußert sich zu »Hermeneutik und Methodik«. Es gehe nicht um eine »apologetische ›Ehrenrettung‹ des Alten Testaments«, auch nicht um dessen Verurteilung, sondern um den Aufweis »methodische[r] Wege […], die eine theologisch verantwortbare Rede über göttliche Gewalt ermöglichen« (27). Vorab habe man sich klarzumachen, dass sich in alttestamentlichen Gewaltdarstellungen oft »konkrete Kriegserfahrungen« spiegeln (27); doch ungeachtet dessen sind heute »Gewalt und Krieg« generell einer »negativen Bewertung« zu unterziehen (29). Eine biblische Gewalt-Definition gebe es nicht, wohl aber diverse »Sprachbilder« von göttlicher Kriegsgewalt, die jedenfalls in Spannung stünden zu »jenem ›lieben Gott‹ […], auf den die kirchliche Verkündigung der letzten Jahrzehnte mit Nachdruck gesetzt hat« (31). Ein (zu?) knapper Abschnitt handelt vom Verhältnis zwischen Gottheiten und Krieg im Alten Orient (35–38).
Das vierte Kapitel, der »exegetische Hauptteil« (39–319), gliedert sich in sieben Unterkapitel, deren erstes die Kriegssemantik im Jesajabuch erhebt (Bezeichnungen für Krieg, Truppen, Waffen und Kriegshandlungen) und von daher die thematischen Kerntexte bestimmt (4.0). Die gefundenen Texte werden dann in kanonischer Abfolge nach den Hauptabschnitten des Jesajabuchs behandelt: über Jhwh und Assur in Jes 1–12 (4.1); Jhwh und die Völker, namentlich Babel, in Jes 13–27 (4.2); Jhwh und Edom in Jes 34 (4.3); Jhwh und die Rettung Jerusalems in Jes 36–37 (4.4); Jhwh, Babel und die Perser in Jes 40–55 (4.5); Jhwh und innere Feinde in Jes 56–66 (4.6). Die einschlägigen Zentraltexte werden, oft unter Abdruck des Hebräischen und einer exakten deutschen Übersetzung, Wort für Wort und Satz um Satz untersucht, wobei nicht nur ihr Sinngehalt, sondern auch ihre intra- oder intertextuelle Vernetzung und gelegentlich ihre diachrone Verortung geklärt werden. So entstehen im Grunde volle Kommentierungen der betreffenden Texte samt Einblicken in die jeweiligen Kontexte. Diese exegetische Detailarbeit kann hier nicht vollständig referiert, es soll aber wenigstens ein typisches Beispiel näher vorgestellt werden.
Das Babel-Wort Jes 13,1–22 ist ein besonders krasser Gewalttext. O. behandelt ihn extensiv (92–108) und intensiv. Er gliedert ihn in drei Teile: V. 2–5, 6–16 und 17–22. Auf eine historische Einordnung verzichtet er, man müsse sich mit der relativen Chronologie begnügen.
V. 2–5 zeige »enge semantische und inhaltliche Parallelen zu Jes 5,25–29«. Jhwh übernehme hier wie dort »die Rolle eines Kriegsherrn, der fremde Heerverbände […] einberuft und befehligt«. Andererseits weise das »Einberufen« (qr’) auf »die Kriegsinszenierung in Jes 40–55 voraus« (vgl. bes. Jes 41,2.25; 45,3.4). Bezüge seien auch zu Jes 17,12–14 zu erkennen. Nur in Jes 13 allerdings nehme »Gott selbst die Begutachtung der Soldaten vor«. Die Bezeichnung der Kämpfer als »Geheiligte« rücke sie in größte Nähe zum »Heiligen Israels«. Ihre Aufgabe sei es, dessen Zorn zu vollstrecken. Beachtenswert sei das Wortspiel zwischen šdj, »Allmächtiger«, und šwd, »Verwüstung«.
Zu Beginn des zweiten Teils, in 9–13, lasse sich eine »kunstvolle Ringkomposition« erkennen. Zur »Grausamkeit« (’kzrj) des von Gott aufgebotenen Heeres gebe es nur eine sprachliche Parallele: die Schilderung ausgerechnet der Babylonier in Jer 6,22 f. Das bevorstehende Gericht an Babel trage zugleich Züge eines Weltgerichts; »Ziel der Verwüstung ist […] die Entfernung aller Sünder von der ganzen Erde«. Aus dem Feldherrn Jhwh werde der Richter, sein Strafen bestehe nicht (mehr) in einem Kriegszug. Alle Erdenbewohner würden einer Prüfung »ihres ethischen Fehlverhaltens« unterzogen, »ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft«. Ziel sei nicht die totale Vernichtung, sondern die Läuterung der Menschheit. Dann aber geht es doch wieder um Babel [riefe dies nicht nach diachroner Aufschlüsselung?] – und zwar in einer »beklemmenden Brutalität« (zerschmetterte Kinder und vergewaltigte Frauen in V. 16). O. sieht sich, nicht zuletzt infolge der feministischen Exegese, veranlasst, »zur dargestellten Kriegsgewalt in kritische Distanz zu gehen«. Allerdings sei bei den genannten Gewaltexzessen der vorher als Kriegsherr aufgetretene Jhwh »auffallend ab­wesend« – so »als wolle das Jesajabuch JHWH mit diesen Gräueltaten nicht direkt in Verbindung bringen« [eine bemerkenswerte Einsicht – nur mit einem seltsamen Subjekt: Kann ein Buch so etwas wollen?].
In V. 17–20 erwecke Jhwh »die erbarmungslosen Meder gegen Babel«. Gott kehre in die Rolle des Kriegsherrn zurück. Auch hier ergäben sich »sowohl terminologische als auch inhaltliche Bezüge zu Jes 40–55«. Erneut liest man »vom erbarmungslosen Zerschmettern […] der Kinder«, wobei die Soldaten »emotionslose Kaltblütigkeit« aufwiesen. »Wie verhält sich JHWH zu den beschriebenen Kriegsgräueln? Von V. 17a an verschwindet JHWH abermals von der Textoberfläche«; das schreckliche Tun der Soldaten könne »nur indirekt« auf ihn zurückgeführt werden [aber immerhin!]. Die Härte, mit der gegen Babel vorgegangen werden solle, sei »beispiellos« im Alten Testament.
Das fünfte Kapitel (321–332) enthält eine »buchübergreifende Synthese«. Als einschlägige Kerntexte zum Thema »Gott und Gewalt« wurden ermittelt: Jes 5,25–30; 10,5–34; 13–14; 18–19; 21,1–19; 24,1–3; 26,17–27,1; 34; 36–37; 42,13.22–25; 44,24–45,7; 47,1–4; 51,17–23; 58,15b–20; 63,1–6; 65–66. – Was die Semantik anlangt, so zeige sich, dass bestimmte Gewalt-Begriffe »ausschließlich auf Gott angewendet oder auf seinen Befehl zurückgeführt« werden: pqd, šmd und šbt, wozu noch nkh, jd, zrw‛ und ḥrb »sowie die verschiedenen Formen des göttlichen Zorns« kommen – eine Terminologie, anhand derer »sich ›blutrote‹ Fäden durch die Prophetenschrift verfolgen« lassen (323). Andere Begriffe wiederum werden konsequent nicht auf Gott angewandt: šḥt, ngš und šsh (ḥms wäre noch hinzuzufügen). »Auch im Bereich der sexualisierten Gewalt […] vermeidet das Jesajabuch eine direkte Bezugnahme auf JHWH« (323 – wieder das Buch als handelndes Subjekt).
Insgesamt zeichnen sich zwei Grundformen göttlicher Gewalt ab: Einerseits wird Jhwh als Kriegsherr in Szene gesetzt, andererseits als Krieger. Als Feldherr nimmt er Assur in Dienst (gegen Israel/Juda: Jes 5), ungenannte Völker (gegen Babel: Jes 13; 21), Bürgerkriegsparteien (in Ägypten: Jes 19) sowie die Perser (gegen Babel: Jes 41 ff.). Als selbst kämpfender Krieger tritt er vermehrt in der zweiten Hälfte des Buches in Aktion: gegen die Erdenbewohner (Jes 26), gegen Edom (Jes 34), gegen Israe l/Juda, Babel und das Chaos (Jes 42 ff.), schließlich gegen die »internen Feinde« (326: Jes 59 ff.).
Was die Textdiachronie betrifft, skizziert O. eine fünfstufige Entwicklung (326–330): I. eine »Frühphase«, in der Assur – wohl von Jesaja selbst – als Werkzeug Jhwhs gesehen wird (Jes 5,25–29; 8,4; 17,1–4); II. die in der Folge der Ereignisse um 701 v. Chr. eingetretene Umwandlung dieser Sicht in Aussagen über Jhwhs Zorn gegen Assur (Jes 9,3; 10,5.12.32; 14,25.29; 31,4; 37,38); III. exilszeitliche Reflexionen über die Katastrophe von 586 v. Chr. als schon durch Jesaja ben Amoz angekündigte, wohlverdiente Strafe (Jes 6,11 f.; 39,6 f.; 42,25; 51,17) – wobei aber Babel keinesfalls die Rolle des göttlichen Strafwerkzeugs zugestanden, vielmehr die eigene Bestrafung angesagt bekommt (Jes 41,24; 43,13; 44,28; 45,4–7; 48,14); IV. der nachexilische Einbau der Komposition Jes 36–39 gleichsam als Platzhalter für die im Jesajabuch nicht berichtete Zerstörung Jerusalems, die in diesen Kapiteln wegen »JHWHs Stärke und Mächtigkeit im Krieg« eben gerade nicht stattfindet (bes. Jes 36,18; 37,10–13.36–38); V. die »Deutung der zeitgenössischen Konflikte […] im Inneren der nachexilischen Gemeinde« mittels des »Kämpfer-Motivs« (Jes 59,15b–17; 63,1–6; 65,15 f.).
Zur »Wechselbeziehung von Feind- und Gottesbild im Jesajabuch« (330–333) macht O. die interessante Beobachtung, dass als Gewaltinstrumente in der Hand Jhwhs Assur und die Perser erscheinen, nicht aber Israel/Juda, Babel und Edom; zu Gegnern Jhwhs werden alle – nur nicht die Perser. Die »Gewaltsemantik« werde nicht zuletzt auch dazu eingesetzt, »Gegenbilder zu Krieg und Gewalt zu entwerfen« (334 mit Verweis auf Jes 2,1–5; 11,9; 65,25). – Ein Schlussabschnitt über »[g]öttliche Gewalt und ihre Hermeneutik« (334 f.) hebt noch einmal hervor, dass die »verbalen Gewaltinszenierungen« im Jesajabuch vielfach »existenzielle Krisen« Israel/Judas zum Hintergrund haben und letztlich die Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass Jhwh »Recht und Gerechtigkeit im Kleinen wie auf universaler Ebene wiederherstellt« (334). Bedeutsam sei nicht zuletzt, dass »an keiner Stelle das eigene Volk bzw. die eigene Gruppe in die Funktion eines göttlichen Gewaltwerkzeuges« tritt (335), was dem Verdacht eines gewaltbereiten Chauvinismus wehrt.
Abgeschlossen wird das Buch durch drei Verzeichnisse: Abkürzungen, Abbildungen und Literatur (341–366). Ein Textstellenverzeichnis fehlt – was durchaus signifikant ist für die Anlage des Werks. Es hätte sich ein gewaltiges Übergewicht an Jes-Stellen ergeben gegenüber vergleichsweise wenigen Verweisen auf andere biblische Bücher und so gut wie gar keine auf außerbiblische Texte. O. arbeitet weitgehend intratextuell, untersucht werden die zentralen Gewalttexte und ihre Vernetzung im Jesajabuch. Das ist selbstverständlich ein legitimes Verfahren, das man nach inzwischen geläufiger Terminologie synchron nennen würde. Obwohl O., wie gezeigt, an diachronen Perspektiven nicht grundsätzlich desinteressiert ist, stellt er, wenn er etwa Bezüge von einem Text zu einem oder mehreren anderen feststellt (oder herstellt), relativ selten die Frage nach der literarhistorischen Genese.
Einige Beispiele: Zu ’ap jhwh in Jes 5,25 wird auf Dtn 32,22 verwiesen (64) – um eine literarische Abhängigkeit zu postulieren? Mit dem »Tosen« der Völker in Jes 13,14 wird das »tosende« Chaos in Ps 46,4.7; 65,8 in Verbindung gebracht (95) – sind aber die Aussageziele dieser Texte nicht gegenläufig zueinander? In Jes 13,17–20 gebe es »sowohl terminologische als auch inhaltliche Bezüge zu Jes 40–55« (106) – wo liegt das literarhistorische Prae? Bei Jes 19,1 wird eine »Überschneidung mit dem Babelspruch […] 13,7« festgestellt (137), ebenso wie bei 19,2 mit 9,10 – wer aber ist dafür verantwortlich? Das »Heulen« in Jes 23,1.6.14 »klingt wie ein Echo auf 13,6«; zudem »hallen […] Klagerufe« wie 14,31; 15,2 f.; 16,7 wider (158) – weist das auf einen redaktionellen Zusammenhang? In Jes 23,11 f. werden Lexeme gebraucht, die so »nur mehr im Spottlied auf den babylonischen König (Jes 14,5–22)« vorkommen (160) – liegt also eine bewusste Anspielung vor? Das Nomen ’šm begegnet außer in Jes 24,6 »nur noch im 4. GKL« (169) – wird damit ein gewollter Vorgriff behauptet? An anderen Stellen zeigt O., dass er sehr wohl auch zu textgenetischen Urteilen in der Lage ist (z. B. 81 zu Jes 10,26 // Ri 7,15–25; Jes 9,3 oder 170 zu Jes 17,6 // 24,6.13 oder 171 zu Jes 24,6 // 21,2 oder 194 zu Jes 34,8 // 61,2; 63,4 oder 205 zu Jes 36,6 // Ez 29,6 f.) – warum aber nur so sporadisch?
Die Vorgehensweise von O. bringt es mit sich, dass zuweilen der Eindruck entsteht, Jes-Texte würden ohne viel zusätzlichen Er­kenntniswert lediglich ausführlich reformuliert (besonders auffällig etwa 85 f. zu Jes 11). Bei anderen untersuchten Passagen kann man fragen, ob es sich wirklich um Spitzentexte zu göttlicher Gewalt handelt (z. B. Jes 14,29–32 oder Jes 15–16). Da sind also gewisse Längen, die durchaus Straffung zuließen. Aufs Ganze gesehen geht O. gern »mit dem Text«, zeigt wenig Neigung, ihn historisch oder auch theologisch zu hinterfragen. Sorgsam tastet er die Textoberfläche ab, steile oder gewagte Thesen sind seine Sache nicht. Trotzdem (oder deswegen?): Wer seinen Ausführungen geduldig folgt, lernt die Texte besser verstehen, vielleicht auch mit dem in ihnen angelegten Gewaltpotential sachgemäßer umgehen.
O. hat sehr viel Sekundärliteratur verarbeitet, gleichwohl bleibt der Anmerkungsapparat erfreulich schlank. Er hat klare Präferenzen: namentlich für U. Berges und W. A. M. Beuken; mit deutlichem Abstand folgen H. Wildberger, J. Blenkinsopp u. a. An einzelnen Stellen vermisst man die Auseinandersetzung mit Spezialliteratur, obwohl diese zumeist in der (sehr gründlichen) Bibliographie aufgeführt ist: in der Forschungsgeschichte etwa die Behandlung von W. Dietrich/C. Link, Die dunklen Seiten Gottes, Bd. 1, Willkür und Gewalt; bei den Ausführungen zum Zornesbecher (231–235) die von M. Dubach, Trunkenheit im AT; bei der Analyse von Jes 24–27 die von S. A. Nitsche, Jesaja 24–27. Ein dramatischer Text, bei Jes 36–39 die von C. Hardmeier, Prophetie im Streit vor dem Untergang Judas (fehlt auch im Literaturverzeichnis). Bei der Bearbeitung von Jes 40–55 kommen die gewichtigen Kommentare von K. Baltzer und H.-J. Hermisson auffallend kurz; diese beiden Namen tauchen in den Fußnoten je elfmal auf, der von U. Berges hingegen 51-mal.
Inhaltlich, mit Blick auf das schwierige Thema göttlicher (Kriegs-) Gewalt, ist das Buch sehr wohl hilf- und ertragreich. O. differenziert genau, wo und warum und wie Jhwh in geschehene oder erwartete kriegerische Vorgänge einbezogen wird – und wo und wie nicht. Wichtig ist seine Erkenntnis, dass Jhwh aus besonders exzessiven Gewaltdarstellungen offenbar bewusst herausgehalten und dass nirgendwo das Gottesvolk zur Anwendung kriegerischer Gewalt ermutigt und ermächtigt wird. Gleichwohl könnte man sich hier und da eine deutlichere Distanzierung von den oft doch erschreckend gewalttätigen Gottesbildern vorstellen. Die »blutroten Fäden«, die sich durch das gesamte Jesajabuch ziehen (183.323), machen zumal in ihrer gebündelten Darstellung durch O. doch einigermaßen beklommen.
Das Buch ist sorgfältig gearbeitet und gestaltet. Gleichwohl sind gelegentlich Fehler unterlaufen oder stehen geblieben, die sich vielleicht bei Gelegenheit noch beheben lassen. 29: an der Tagesordnung stehen; 57: als gezüchtigter Körper darstellen; 103: Menschen stäuben auseinander; 108: Jhwh erscheint als Feldherrn; 109: Besitz ergreifen auf; 113: wie ein Abrechnung; 175: »gelänge« statt »gelangte« (allerdings in einem Zitat); 177: diejenigen, zu dessen Gunsten; 181: er befiehlt nicht fremde Soldaten; 188: jeden Handeln; 188: 2 Sam 15 statt 1 Sam 15; 351: falsche Reihenfolge bei Hartenstein-Hardmeier und Herrmann-Hermisson.
Alles in allem ist dies eine verdienstvolle Arbeit, die man mit Ge­winn studiert.