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Ausgabe:

November/2015

Spalte:

1217-1218

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Gray, Alison R.

Titel/Untertitel:

Psalm 18 in Words and Pictures. A Reading Through Metaphor.

Verlag:

Leiden u. a.: Brill 2014. XVI, 247 S. = Biblical Interpretation Series, 127. Geb. EUR 103,00. ISBN 978-90-04-25504-3.

Rezensent:

Bernd Janowski

Die im Jahr 2012 an der University of Cambridge bei Graham Davies vorgelegte und jetzt im Druck erschienene Dissertation nimmt sich eines Textes an, der zuletzt von K.-P. Adam monographisch bearbeitet wurde (Der Königliche Held, WMANT 91, 2001). Ps 18 gehört mit Ps 2; 20; 21; 45; 72; 89; 101; 110; 132 und 144 zu den sogenannten Königspsalmen, die in ihrer Motivik und Thematik so­wohl für das alttestamentliche Königsbild (»Königsideologie«) als auch für das Davidbild des Psalters zentral sind. Während K.-P. Adam das Entsprechungsverhältnis zwischen dem göttlichen und dem irdischen König anhand religionsgeschichtlicher, semantischer und motivlicher Aspekte untersucht und auch die Textvariante 2Sam 22 in seine Analyse einbezogen hatte, ist der Fokus der vorliegenden Studie gemäß ihrem Titel auf die Bildsprache dieses langen und gehaltvollen Psalms gerichtet. Hält die Darstellung von Alison R. Gray, was der Klappentext (»an in-depth study of the figurative language of Psalm 18«) verspricht?
Das Buch, das bis auf die Einführung (1–7) und die Zusammenfassung (207–212) acht etwa gleich lange Kapitel enthält, setzt in Kapitel 2 (9–33) mit Ausführungen zur Methode ein, die den Zugang G.s – sie nennt ihn »complementary« – zur »Biblical Metaphor Exegesis« begründen wollen. Neu ist das nicht, sondern im Gegenteil recht konventionell und ohne Berücksichtigung der theoretischen Debatten, die seit Langem zu den grundlegenden Beiträgen von Hans Blumenberg u. a. geführt werden. Auch ein Kompendium wie R. Konersmann (Hrsg.), Wörterbuch der philosophischen Metaphern, Darmstadt 2007, das die theoretischen Grundlagen der ausufernden Metapherndiskussion der letzten Jahrzehnte übersichtlich zusammenfasst und reflektiert, ist G. unbekannt. Dafür fasst sie ihre Überlegungen in einem schlichten Diagramm zusammen, das die Elemente enthält, die für die Interpretation der Metaphern von Ps 18 in Frage kommen (33). Kapitel 3 (35–54) referiert sodann das für die Kontextualisierung von Ps 18 nötige, aber weithin bekannte Einleitungswissen und schließt mit einem kurzen Vergleich von Ps 18 und 2Sam 22 (52 ff.).
Die folgenden Kapitel 4–8 sind so organisiert, dass die einzelnen Strophen oder Stanzen (nach G.: V. 1.2–7, V. 8–20, V. 21–30, V. 31–37, V. 38–51) anhand des Zweischritts »Words and Pictures« und »Interpretation« analysiert und hier und da durch ikonographisches Material (zum größten Teil aus O. Keel, Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament, 1972) ergänzt werden. Die Einsichten und Ergebnisse, zu denen G. dabei gelangt, sind wiederum nicht neu, sondern längst bekannt, aber zugegebenermaßen geschickt arrangiert. Demgegenüber bietet das Kapitel 9 (189–206) einige zusammenfassende Überlegungen zum Entsprechungsverhältnis zwischen JHWH und König (189 ff., s. dazu be­reits K.-P. Adam), zur »Doppel-Helix« (so G.) von Rettung und Sieg (192 ff.), zum Chaoskampfmotiv (194 ff.), zur Rolle JHWHs als Richter und Kämpfer (199 ff.) u. a. Alles in allem kommt das Buch, das durch ausführliche Register erschlossen wird (227–247), gut zwei Jahrzehnte zu spät, weil es die Interpretation von Ps 18 nicht in neue Bahnen zu lenken vermag.