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Ausgabe:

Oktober/2015

Spalte:

1078

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Stuckenbruck, Loren T.

Titel/Untertitel:

The Myth of Rebellious Angels. Studies in Second Temple Judaism and New Testament Texts.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2014. XXI, 427 S. = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, 335. Lw. EUR 149,00. ISBN 978-3-16-153024-1.

Rezensent:

K.-W. N.

Loren Stuckenbruck, seit 2012 Professor für Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät München, ist einer der international führenden Spezialisten für die frühjüdische apokalyptisch ausgerichtete Literatur. Im vorliegenden Band legt er 14 Studien vor, die (bis auf eine zu den Geburtsgeschichten der Evangelien) erstmals in den Jahren 2001 bis 2014 publiziert und für den Wiederabdruck aktualisiert wurden. Knapp die Hälfte beschäftigt sich mit der Henoch-Literatur und den Qumran-Texten (1Hen, Jub und die Ursprünge des Bösen; der Giganten-Mythos [nach Gen 6,1–4] und die Dämonologie der frühen Henoch-Überlieferung; Lamech- und Noach-Traditionen im Genesis-Apokryphon und in 1Hen 106 f.; Henoch- und Danieltraditionen in Qumran) sowie mit der Rezeption solcher Überlieferungen im Tobitbuch und bei Philon. Gut die Hälfte bringt die analysierten frühjüdischen Traditionen in Beziehung mit Überlieferungen im Neuen Testament (Geburtsgeschichten und Exorzismen Jesu, Dämonen im Johannesevangelium, Reinheit der Heiden im Aposteldekret, paulinische Eschatologie, Kopfbedeckung der Frauen nach 1Kor 11,10, Johannesoffenbarung).
Obwohl die behandelten neutestamentlichen Texte denkbar breit gestreut sind, ergibt sich eine erstaunliche und beeindru­-ckende Geschlossenheit für den Band. Es zeigt sich, dass die Tradition der »gefallenen Engel« (nach Gen 6,1–4) in vielfältiger Gestalt frühjüdische apokalyptische Texte geformt und geprägt hat, ohne dass sich traditionsgeschichtliche oder gar literarische Abhängigkeiten sicher nachweisen lassen. Diese seit der Mitte des 2. Jh.s v. Chr. belegten apokalyptischen Traditionen haben auch im Neuen Testament ihre Spuren hinterlassen.