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Ausgabe:

September/2015

Spalte:

924–925

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Mathews, Danny

Titel/Untertitel:

Royal Motifs in the Pentateuchal Portrayal of Moses.

Verlag:

London u. a.: Bloomsbury T & T Clark International 2012. 192 S. = The Library of Hebrew Bible/Old Testament Studies. Geb. £ 70,00. ISBN 978-0-567-11614-7.

Rezensent:

Michael Rohde

Der Autor Danny Mathews geht davon aus, dass die meisten Untersuchungen zu Mose zu keiner Synthese kommen, sondern lediglich eine Aneinanderreihung von Rollen Moses wiedergeben. Stattdessen vertritt M. in seiner Studie eine klar erkennbare These: Die Untersuchung fasst 15 individuelle Motive derart zusammen, dass sie Mose als König profilieren. Die Arbeit ist als Dissertation bei Dean McBride am Union Theological Seminary und der Christian School of Presbytarian Education in Richmond, Virgina (USA) verfasst worden.
M. zeichnet seine eigene Forschung wie folgt in den Forschungsdiskurs ein: Den Untersuchungen zum historischen Mose wirft M. vor, Mose als Figur sehr stark zu minimieren, ohne nach dem Gehalt der sekundären Rollen Moses zu fragen. Die Grenze traditionsgeschichtlicher Forschung zu Mose sieht M. darin, dass Mose einem der angenommenen Sagenkränze zugeordnet und er dadurch limitiert werde. Den Nachteil einer rein diachronen Un­tersuchung erkennt M. darin, dass eine solche die Texte stets einer angenommenen Überlieferungsschicht zuordnen müsse und da­her den Blick auf die Motive präjudiziere. M. erkennt als allge-meine Begrenzung aller bisherigen Studien, dass die Rollen Moses auf grund unterschiedlicher methodischer Herangehensweisen fragmentiert werden. Dieser methodischen Sackgasse möchte M. da­durch entgehen, dass er zunächst möglichst alle erkennbaren Motive des biblischen Bildes von Mose beschreibt und diese mit dem Vorkommen in Überlieferungen des Alten Orients vergleicht, vor allem mit Blick auf die Könige Hammurabi, Esarhaddon, Nabonid und Kyrus. Nach M.s Überzeugung liegt die Gemeinsamkeit der Motive von Geburt und Gesundheit, des Namens, der Flucht, des Hirten, der persönlichen Berufung, der Göttlichkeit (Elohim nach Ex 4,16; Ex 7,1 versteht M. letztendlich als göttlicher Mensch/ »divine man«), des erfolgreichen Kriegsherrn, des Tempelerbauers, als Bundesmittler, als Richter, als demütigen Mann, als Fürbitter und als Vorgänger zu einem Nachfolger darin, dass sie typische Motive für einen altorientalischen König seien. Die Charakterisierung von Mose als Propheten hält M. für überbewertet und nicht sachgemäß, besonders da Aaron als Mund des Mose fungiere. Mo­ses unmittelbarer Zugang zu Gott sei hingegen ein Kennzeichen seiner königlichen Profilierung. Ebenfalls sei Mose als »Knecht Gottes« ein Königstitel, der gemeinsam mit der Bezeichnung »Elohim« Mose zum temporären Repräsentanten Gottes mache.
Die Studie berücksichtigt englisch- und deutschsprachige Literatur bis 2007. Sie referiert zu ihren Fragestellungen Forschungsrichtungen, diskutiert aber ihre eigenen Thesen kaum kontrovers mit der Forschung, sondern präsentiert das eigene Verständnis als gut lesbare, affirmative These. Für die diachrone Forschung bietet die abschließende knappe Einordnung der Königsmotive in eine JE-Schicht (10. Jh.), eine deutoronomische (spätes 8. Jh. bis 7. Jh), deuteronomistische (6. Jh.) und priesterschriftliche Schicht (6. Jh.) kaum Impulse. Beim Blick auf die Texte gelingen M. teilweise unverstellte anregende Beobachtungen.