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Ausgabe:

Mai/2015

Spalte:

522–524

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Betz, Hans Dieter, Browning, Don S., Janowski, Bernd, u. Eberhard Jüngel [Eds.]

Titel/Untertitel:

Religion Past & Present. Encyclopedia of Theol-ogy and Religion. Vol. VI: Hea–Jog. 2009. CXI, 739 S. m. Abb. u. Ktn. Lw. EUR 249,00. ISBN 978-90-04-14690-7. Vol. VII: Joh–Mah. 2009. CX, 729 S. m. Abb. Lw. EUR 249,00. ISBN 978-90-04-14691-4. Vol. VIII: Mai–Nas. 2010. CX, 718 S. m. Abb. Lw. EUR 249,00. ISBN 978-90-04-14692-1. Vol. IX: Nat–Pes. 2011. CVIII, 750 S. m. Abb. Lw. EUR 249,00. ISBN 978-90-04-14693-8. Vol. X: Pet–Ref. 2011. CX, 725 S. m. Abb. Lw. EUR 249,00. ISBN 978-90-04-14694-5. Vol. XI: Reg–Sie. 2012. CX, 706 S. m. Abb. Lw. EUR 249,00. ISBN 978-90-04-16333-1. Vol. XII: Sif–Tog. 2012. CX, 738 S. m. Abb. Lw. EUR 249,00. ISBN 978-90-04-16332-4. Vol. XIII: Tol–Zyg. 2013. 728 S. Lw. EUR 249,00. ISBN 978-90-04-17304-0. Vol. XIV: Index. 2013. 842 S. Geb. EUR 229,00. ISBN 978-90-04-17305-7.

Verlag:

Leiden u. a.: Brill 2009–2013

Rezensent:

Rochus Leonhardt

Bei der hier anzuzeigenden Publikation handelt es sich um die Bände 6 bis 13 sowie den Index-Band des Lexikonwerks »Religion Past and Present« (im Folgenden: RPP), die englische Übersetzung von RGG4. Die zwischen 2007 und 2009 erschienenen Bände 1 bis 5 der RPP sind in dieser Zeitschrift bereits besprochen worden (ThLZ 137 [2012], 899–903: John Webster). In den hier zur Debatte stehenden zwischen 2009 und 2013 erschienenen Bänden 6 bis 13 sind die mit den Buchstaben H bis Z beginnenden Artikel enthalten. Sie umfassen damit den Textbestand von RGG4 vom letzten Drittel des dritten bis zum Ende des achten Bandes sowie den Registerband. Anders als die deutsche Vorlage, in der die Bände jeweils ganze Buchstaben abdecken, sind die übersetzten Bände buchstabenübergreifend gestaltet. Auch auf die in RGG4 übliche Spaltenzählung wird in RPP – trotz des zweispaltigen Druckbilds – zugunsten der einfachen Seitenzählung verzichtet.
Bereits RGG4 hatte sich gegenüber den – durchweg nicht ins Englische übertragenen – Vorauflagen um »ein stärkeres internationales Profil« bemüht (so das Vorwort von 1998: RGG4 1, VI). Dieses Internationalisierungsinteresse nimmt die englische Übersetzung auf. Man kann dies – positiv – als Indiz für ein im englischsprachigen Bereich vorhandenes intensives Interesse an der deutschen protestantischen Theologie betrachten, die das Profil von RGG4 ungeachtet aller Internationalisierungsbemühungen unübersehbar prägt. Man kann freilich auch – kritisch – fragen, warum dem anglophonen Leserpublikum ein Unternehmen wie RGG4 nicht in deutscher Sprache zugemutet werden kann. Eine Antwort auf diese Frage mag darin zu suchen sein, dass RPP, ausweislich des in den Bänden 1 bis 13 jeweils identisch abgedruckten »Preface to the English Edition« (VII; danach die folgenden Zitate), eine nicht auf theologisches Fachpublikum beschränkte Zielgruppe vor Augen hat: »a wide range of readers«.
Da es sich beim Lexikon RPP insgesamt um eine Übersetzung handelt, können die hier zur Debatte stehenden Bände 6 bis 13 nicht als ein eigenes Werk wahrgenommen und besprochen werden. Für die inhaltliche Beurteilung ist an die Rezension sämtlicher RGG4-Bände durch Ulrich Körtner zu verweisen (ThLZ 126 [2001], 852–860; 130 [2005], 610–615; 134 [2009], 251–256). Nachstehend sind lediglich einige kleine Änderungen zu notieren, die RPP gegenüber der Vorlage vorgenommen hat, sowie einige Probleme, die sich bei der Realisierung eines solchen Großprojekts notorisch ergeben und die sich auch im vorliegenden Fall manifestiert haben.
Zunächst zu den Änderungen: Das RPP-Projekt will zunächst das für die Zielgruppe unter Umständen gewöhnungsbedürftige Profil der RGG4-Artikel möglichst ungefiltert präsentieren. Alle Modifikationen folgen daher dem Grundsatz: »as little as possible, but as much as necessary«. In diesem Sinne wurden einige kleine, speziell auf die deutsche Leserschaft zugeschnittene Artikel getilgt. Leider fehlt zu diesen »minor articles« eine Übersicht, die Aufschluss darüber geben könnte, welche Stichwörter die RPP-Herausgeber als »written pri-marily for the (esp. German) situation of the original audience« erachtet haben. Wollte man sich über die Abweichungen insgesamt im Detail informieren, müsste man die 15.665 Artikel und Teilartikel von RGG 4 mit den entsprechenden RPP-Abschnitten vergleichen. Eher nachvollziehbar ist die ebenfalls im »Preface« benannte Entscheidung, gegenüber der Vorlage insbesondere Artikel zu Personen aufzunehmen, die nach der Publikation von RGG4 verstorben sind. Freilich hätte man auch hier gern eine Übersicht. Im Blick auf die Bände 6 bis 13 sind zweifellos die Beiträge zu Papst Johannes Paul II. (gest. 2005; RPP 7, 2010, 17 f.: Gösta Hallonsten), Paul Ricœur (gest. 2005; RPP 11, 2012, 203 f.: John Wall) und John Macquarrie (gest. 2007; RPP 7, 2010, 702 f.: John Webster) von besonderer Bedeutung.
Nun zu den erwähnten Problemen. Sie betreffen insbesondere die Namen solcher Personen, bei denen die Schreibung und/oder die Einordnung im Alphabet unterschiedlich gehandhabt werden kann. Hier geht RPP gegenüber der Vorlage manchmal eigene Wege, ohne dass dies irgendwo sachlich begründet oder auch nur deutlich gemacht würde. Die Nennung einiger exemplarischer Fälle mag hier genügen. So taucht der Artikel »Rahoza, Michail« (RGG4 7, 2004, 24: Julia Oswalt) in RPP 11, 2012, 252, als »Rohoza, Mykhailo« auf. Ähnlich ist es beim Artikel »Liele (Leile), George« (RGG4 5, 2002, 368: Garnet A. Parris), dessen Übersetzung man in RPP 7, 2010, 412, unter »Leile, George« findet. In diesen Fällen handelt es sich freilich, ähnlich wie bei »Ulmer, Johann Conrad« (RGG4 8, 2005, 703 f.: Thomas K. Kuhn) und »Ulmer, Johann Konrad« (RPP 13, 2013, 173), nur um geringfügige Abweichungen. Anders ist es beim Artikel »Johannes Rokycana« (RGG4 4, 2001, 530: Peter Hilsch), der in RPP 11, 2012, 252, unter »Rokycana, Jan« gesucht werden muss; die hier in RPP verwendete Namensform begegnet allerdings auch in RGG4, nämlich bei der Erwähnung des hussitischen Theologen im Artikel »Brüder-Unität« (RGG4 1, 1998, 1789: Otakar A. Funda) – ein Hinweis darauf, dass die Einheitlichkeit der Namensnennung schon innerhalb von RGG4 nicht umfassend durchgesetzt wurde. Um einen Fehler handelt es sich offensichtlich bei der ›Umbenennung‹ von Moritz Steinschneider (RGG4 7, 2004, 1705: Marcus Pyka) in Moses Steinschneider (RPP 12, 2012, 274). Ein weiterer Detailfehler betrifft den Artikel »Weber, Marianne«. Er begegnet in beiden Lexika als 2. Abschnitt des Max Weber-Artikels (RGG4 8, 2005, 1320 f. = RPP 13, 2013, 432: Mario Rainer Lepsius). Im Register-Band der RGG4 findet sich der Verweis darauf sachgerecht sowohl unter dem Verfassernamen im Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (233) als auch im Stichwortregister (1532); im Index-Band der RPP (2013) dagegen wird der Artikel lediglich unter dem Verfassernamen in der Contributers-Abteilung erwähnt (vgl. 147), nicht aber als eigenes Stichwort im Index genannt (vgl. 811).
Die genannten Uneinheitlichkeiten, denen mittels einer Detaildurchsicht sicher noch weitere hinzugefügt werden könnten, schmälern freilich nicht die imposante übersetzungstechnische, organisatorische und editorische Leistung, ohne die ein solches Großprojekt nicht hätte realisiert werden können. Es bleibt zu hoffen, dass die RPP in der Tat dazu beitragen kann, den Dialog zwischen deutschsprachiger und anglophoner Theologie zu befördern.