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Ausgabe:

April/2015

Spalte:

419–420

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Weigel, Valentin

Titel/Untertitel:

Vom Ort der Welt. Scholasterium christianum. Hrsg. u. eingel. v. H. Pfefferl.

Verlag:

Stuttgart-Bad Cannstatt: frommann-holzboog 2014. XXXIV, 115 S. m. 16 Abb. = Valentin Weigel Sämtliche Schriften. Neue Edition, 10. Lw. EUR 386,00. ISBN 978-3-7728-1849-3.

Rezensent:

Ernst Koch

Der Band enthält eine zweifellos authentische Schrift Valentin Weigels, die in der Forschung bereits eine wichtige Rolle gespielt hat: »Vom Ort der Welt«, sowie die als deutsch-lateinischer Mischtext überlieferte knappe Schrift »offensichtlich kompilatorischen Charakters« (XIII): »Scholasterium christianum« (87–114). Beide Tex­te gehören zu den früh entstandenen Schriften des Zschopauer Pfarrers. Der Herausgeber setzt sie um 1576 bzw. nach 1576 an. Die Bedingungen für die Edition dieser Texte stellen innerhalb der Weigel-Ausgabe nahezu einen Sonderfall dar, sofern als Grundlage für die Textbearbeitung ausschließlich frühe Drucke dienen können. Damit kann die Kollationierung oft in sich schwieriger handschriftlicher Überlieferungen entfallen. Die jüngst entdeckte rein lateinische Druckfassung des »Scholasterium« (vgl. ihr Titelblatt, als Abbildung 8 [XXX] beigegeben) gilt als sekundär.
Die Schrift »Vom Ort der Welt« in ihrem didaktisch angelegten Charakter – ihr in der Mitte als 16. Kapitel platzierter thesenartig gestalteter Abschnitt – kann wohl als Text gelten, an dem W.s Denken exemplarisch kennenzulernen ist. Neugierig machen können in ihr von W. erwähnte literarische Beziehungen, die zusammen mit weiteren Einschränkungen aufgrund des 2013 beschlossenen Verzichts auf die sachliche Kommentierung im vorliegenden (und dem folgenden noch ausstehenden) Band nicht entschlüsselt werden (vgl. z. B. 64, Anm. a). W. spricht unüberhörbar von ihm polemisch ins Auge gefasste Adressaten an als »Theologi, die jhr muthwillig dem Antichristo dienet« (5; vgl. 40 f. und 67). Bereits 1576 ist zu erkennen, dass dem Zschopauer Pfarrer an einer eigenen, von der akademischen Theologie unterschiedenen Soteriologie liegt, die kosmologisch verortet wird (vgl. z. B. 51 und 74) und im »Scholasterium« knapp zusammengefasst ist.
Es ist zu begrüßen, dass die Ausstattung des Bandes durch die beschlossenen Einschränkungen nicht beeinträchtigt worden ist. Die Titelseiten der frühen Drucke wie auch die Abbildungen innerhalb des Drucktextes sind durch Kopien aufgenommen worden. Der Herausgeber hat durch Wechsel von Drucktypen den Befund der Vorlagen festgehalten. Wenn auch nicht im Anmerkungsapparat, so doch im laufenden Text sind durch in Klammern beigefügte Textzusätze die Tierkreiszeichen entschlüsselt (13 f.). Auch im vorliegenden Band lassen Sorgfalt und Umsicht das Ziel des Herausgebers erkennen, auch unter reduzierten Bedingungen einen zuverlässigen Text vorzulegen, der der künftigen Beschäftigung mit W. zur Verfügung gestellt ist.