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Ausgabe:

April/2015

Spalte:

413

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Wolff, Uwe

Titel/Untertitel:

Iserloh. Der Thesenanschlag fand nicht statt.
Hrsg. v. B. Hallensleben. M. e. Geleitwort v. F. Weber u. e. Forschungsbericht v. V. Leppin.

Verlag:

Basel: Friedrich Reinhardt Verlag 2014. VIII, 267 S. = Studia Oecumenica Friburgensia, 61. Geb. EUR 25,00. ISBN 978-3-7245-1956-0.

Rezensent:

A. B.

Die Reformationsdekade treibt vielerlei Blüten. Zu ihnen zählt auch der vorliegende, bibliographisch etwas merkwürdige Band. Als Autor firmiert der Kulturwissenschaftler und »Engelforscher« Uwe Wolff, der indessen nicht einmal die Hälfte des Buches verfasst hat. Die Herausgeberin rühmt ihn als »Meister des biographischen Erzählens« (I), und zweifellos ist seine Lebensdarstellung Erwin Iserlohs (1–121) flott geschrieben. W. beginnt dabei freilich mit Reminiszenzen an seine eigene, in Münster-Gremmendorf verbrachte Kindheit, bis ihn das Jahr 1961, in dem er seinen sechsten Geburtstag feierte und Iserloh 46-jährig nach Münster kam, an sein biographisches Vorhaben erinnert. Dabei kann er aus dem Nachlass des katholischen Kirchenhistorikers schöpfen – zahlreiche in Sütterlin geschriebene Briefe wurden für ihn transkribiert (121) –, wodurch seine Darstellung ein wenig in die Aura des unmittelbar Authentischen rückt.
Der zweite Teil des Bandes ist, nicht ganz zutreffend, als »Dokumentation« ausgewiesen. Zwar werden dabei tatsächlich einige autobiographische und auf Luthers Thesenanschlag bezogene Texte Iserlohs nachgedruckt (123–153.169–238). Daneben stehen jedoch auch ein weiterer, nun von der Herausgeberin verfasster Überblicksartikel zu dem titelgebenden Theologen (154–168) sowie eine kurze, aktuelle Bestandsaufnahme der Debatte um die Historizität des Thesenanschlags durch Volker Leppin (239–245). Dessen letzter Satz, man werde »kaum [!] etwas anderes feststellen können als: Ein Thesenanschlag fand nicht statt« (245), scheint immerhin die Möglichkeit einer begründeten Gegenthese nicht definitiv ausschließen zu wollen.
Der Band schließt mit einer »Vollständige[n] Bibliographie« Erwin Iserlohs (247–267). Bibliothekarisch wird man ihn kaum (!) in der reformationsgeschichtlichen Abteilung, sondern eher im blütenreichen Regal der Theologenbiographien einstellen wollen.