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Ausgabe:

April/2015

Spalte:

412

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Sallmann, Martin, u. Matthias Zeindler [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Dokumente der Berner Reformation: Disputationsthesen, Reformationsmandat, Synodus.
Hrsg. im Auftrag d. Synodalrats d. Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn.

Verlag:

Zürich: Theologischer Verlag Zürich 2013. 130 S. Kart. EUR 19,20. ISBN 978-3-290-17699-0.

Rezensent:

Hans-Martin Kirn

Die im Auftrag des Synodalrats der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn neu herausgegebenen Dokumente bieten einen ansprechenden Zugang zu den zentralen Schriften der Berner Reformation. Sie werden damit nach geraumer Zeit wieder einem breiteren Leserkreis – gedacht ist vor allem an Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter (8) – zugänglich gemacht, um das theologische Gespräch mit den in der Kirchenverfassung von 1946 als »geschichtliche Grundlage« der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Bern bezeichneten Texten zu befördern.
Die durch H.-G. vom Berg angefertigte Übersetzung bzw. Übertragung in modernes Deutsch der von der Berner Synode 1532 verabschiedeten Beschlüsse, bekannt geworden als »Synodus«, ist der von G. W. Locher herausgegebenen maßgeblichen Edition von 1984 entnommen, die der zehn Disputationsthesen von 1527 und des Reformationsmandats von 1528 wurde durch E. Saxer neu besorgt. Die Einleitung der Herausgeber liefert auf übersichtliche Weise hilfreiche Basisinformationen zu den historischen Zusammenhängen von der Einführung bis zur Konsolidierung der Reformation in Bern, so etwa zur maßgeblichen Rolle des gegenüber den Täufern auffällig irenisch gestimmten W. Capito bei der Formulierung des Berner Synodus und den theologischen Schwerpunktsetzungen, darunter die auf J. Calvin vorausweisende geisttheologisch geprägte Sakramentsauffassung (28). Die Einleitung endet mit »aktuellen Perspektiven«, wobei betont wird, dass die präsentierten Grundlagentexte zwar nicht den Status von »Bekenntnisschriften« hätten, aber eine »bleibende theologische Geltung« (32) beanspruchen könnten. G. W. Locher hatte 1988 im Kommentarband zum Synodus noch weniger Bedenken, von diesem als »reformierter Be­kenntnisschrift« zu sprechen, obwohl auch ihm die Problematik des Begriffs – vor allem im Vergleich mit den lutherischen Bekenntnisschriften – deutlich war. Hier liegt der Akzent auf der »Bekenntnisfreiheit«, die freilich auch in der modernen Welt ganz im Dienst des Christusbekenntnisses und der exklusiven Bindung an die Bibel stehen, die Pluralismusfähigkeit der Kirche fördern und sie zu ihrem spezifischen Öffentlichkeitsauftrag in der demokratischen Gesellschaft ermächtigen soll (32 ff.). Damit wird auf wichtige Gesprächsperspektiven hingewiesen, wie sie faktisch für alle (reformatorischen) Kirchen und ihr Ringen um eine zeit- und sachgemäße Christusbotschaft gelten. Es bleibt zu wünschen, dass die nun wieder leicht zugänglichen Dokumente ein breites Echo finden, nach dem Motto: »Hier wäre viel zu lernen« (25).
Die Texte eignen sich im Übrigen auch für Studierende zur schnellen Information. Druckfehler halten sich in Grenzen (13.18.22 – »von dieser Grundeinsicht her« – 44.57.67.94.98). Das Bändchen schließt mit Anmerkungen zur Edition, einer knappen Bibliographie, Bildnachweisen und einem Verzeichnis der Mitarbeiter.