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Ausgabe:

Januar/2015

Spalte:

64–65

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Hrsg. v. Institut für Neutestamentliche Textforschung

Titel/Untertitel:

The Greek New Testament. With Dictionary

Verlag:

Münster. 5., rev. Aufl. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft 2014. 1224 S. Kart. EUR 32,00. ISBN 978-3-438-05117-2.

Rezensent:

Eberhard Güting

»The Greek New Testament« präsentiert sich in der fünften, revidierten Auflage wie in früheren Auflagen als ein englischsprachiges Buch. Der Schutzumschlag bezeichnet es als »The standard edition for translators and students«. Sein griechischer Text wird in der Einführung als »Initial text« bezeichnet (5*). Damit fügt sich der Band hinsichtlich seines editorischen Anspruchs in die Reihe neuerer Arbeiten des Instituts für Neutestamentliche Textforschung in Münster. Sein griechischer Text wird durch Beigaben, wie Überschriften für Abschnitte, Auflistung von synoptischen Parallelstellen und Fettdruck bei Zitierung alttestamentlicher Texte, gegliedert. Indizes er­schließen die alttestamentlichen Zitate, die Allusions und wörtlichen Anklänge, die in den Apparaten zitierten Zeugen und die in den Katholischen Briefen vorkommenden »Alter­nativen Lesarten« sowie die geographischen Namen des Kartenmaterials und die Abkürzungen. Eine »Selected Bibliography« ist bemerkenswert für das, was sie nicht nennt, wie für das, was sie nennt (64*–74*).
Im Text bietet der Band den Nestle-Text der 28. Auflage, die sich in den Katholischen Briefen bereits auf die Editio Critica Maior stützt, in den anderen Textteilen dagegen der 27. Auflage von 1993 folgt. Nach den Angaben der Herausgeber wurde in den Katholischen Briefen der Text an 33 Stellen geändert (2*–4*). Doch ist das nicht ganz richtig. Durch die Beseitigung früher gesetzter eckiger Klammern wurde an weiteren Stellen geändert: Jak 4,12; 1Petr 1,6. 9.12; 3,1; 4,17; 5,2.8; 2Petr 2,6; 3,3.11; 1Joh 3,13.19.21; 5,5; Jud 5.
»The Greek New Testament« unterscheidet sich auffällig vom Nestle-Aland in der Gestaltung seiner Apparate. Von jeher bietet diese Edition neben dem Variantenapparat einen Interpunktionsapparat. Nur wenige Varianten werden vorgestellt, doch bekommen diese ausführliche Zeugenlisten. Die fünfte Auflage kann inzwischen die Papyri P98 – P127 zitieren. Die Zahl der Italazeugen sowie weiterer antiker Übersetzungen wurde mit Hilfe neuer Editionen erheblich vermehrt. Die Zeugenlisten des Apparats wurden überarbeitet und selbstverständlich auch gekürzt. Doch wurde der textkritische Apparat nur sparsam verändert (4*). Eine wichtige Neuerung betrifft das Verhalten englischer, spanischer, französischer und deutscher Bibelübersetzungen. Wo diese sich auf alternative Lesarten stützen, dem Standardtext also nicht folgen, wird das an den betreffenden Stellen des textkritischen Apparats angegeben. Damit wird dem Leser eine kritische Bearbeitung des Ausgangstextes ermöglicht. Dem gleichen Zweck dienen Kennzeichnungen alternativer Lesarten im laufenden Text. Solche Stellen werden mit dem neu eingeführten Sonderzeichen, dem »diamond«, bezeichnet (4* und 890). Wo Textentscheidungen durch die »Coherence-Based Genealogical Method« Gerd Minks gewonnen werden, bisher also in den Katholischen Briefen, stützen sich diese auf Rechenprogramme, die eine vollständige Erfassung und Be­wertung sämtlicher griechischer Zeugen ermöglichen (5*, Anm. 2). Dies hat zu einer neuen Gewichtung der griechischen Zeugen geführt, was deshalb auch im Greek New Testament bei der Nennung von Zeugen berücksichtigt wird (4*–6*). Ständige Zeugen sind in den Katholischen Briefen die Papyri P9, P20, P23, P54, P72, P74, P78, P81, P100, P125, sodann die Handschriften 01, 02, 03, 04, 025, 044, 048, 5, 81, 436, 442, 1175, 1243, 1735, 1739, 1852, 2344, 2492, außerdem die wichtigen Minuskeln 33, 642, 1448 und 1611. So kommt auch die byzantinische Überlieferung in ihrer Schichtung verlässlich zur Geltung (4*–6*).
Insgesamt ist durch die profunde Überarbeitung und Erschließung der gebotenen Materialien ein wichtiger und überzeugender Fortschritt erzielt worden. Das gilt gerade auch für die Bereitschaft, Alternativen zum gedruckten Text zu nennen. Wenn hier Kritik angebracht ist, so vor allem gegen die Bevorzugung byzantinischen Textes, wo in der Editio Critica Maior früher gut bezeugte alexandrinische Lesarten gedruckt wurden. Das gilt etwa für Jak 1,20; 2,4. 15; 4,10. Doch sind viele neue textkritische Entscheidungen absolut nachvollziehbar.
Gewiss kann ein beigebundenes Handlexikon große Lexika wie Liddell & Scott, Bauer und Danker nicht ersetzen, doch kann es in bescheidenerem Maß gute Dienste tun.