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Ausgabe:

Juli/August/1999

Spalte:

716–718

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Oswalt, John N.

Titel/Untertitel:

The Book of Isaiah. Chapters 40-66.

Verlag:

Grand Rapids-Cambridge: Eerdmans 1998. XVIII, 755 S. gr.8 = The New International Commentary on the Old Testament. Lw. $ 48.-. ISBN 0-8028-2534-6.

Rezensent:

Ernst-Joachim Waschke

Nachdem 1986 der erste Band des Autors zu den Kapiteln 1-39 des Jesajabuches erschienen war, folgt jetzt, 12 Jahre später, der zweite Band zu den Kapiteln 40-66. Da O. das gesamte Jesajabuch als eine Einheit versteht, hatte er die grundsätzlichen Fragen zum Verfasser, zum zeitgeschichtlichen Kontext, zu Inhalt und Struktur sowie zur Theologie und Problemen der Interpretation schon in der Einleitung zum ersten Band behandelt. Von daher ist zur Gesamtanlage des Kommentars und zur Kritik an dieser fundamentalistisch orientierten Auslegung nichts Neues hinzuzufügen (vgl. die Rez. in ThLZ 113, 1988, 885-888).

In einer knappen Einleitung zum zweiten Band beschränkt sich O. darauf, anhand der Komposition der Kap. 40-66 noch einmal nachzuweisen, daß sie aus der gleichen prophetischen Perspektive verfaßt worden sind wie die Kap. 1-39. Gegenüber der seit B. Duhm klassischen Dreiteilung des Jesajabuches (Kap. 1-39; 40-55; 56-66) argumentiert er dahingehend, daß dieser Konsens in der neueren Forschung (B. S. Childs, W. Brueggemann, R. Rendtorff) durch eine synchrone Betrachtungsweise des Buches weitgehend aufgehoben worden sei. Er zieht daraus die Schlußfolgerung: "From ch. 1 to ch. 66, the various parts of the present book all reflect the other parts. Furthermore, one may say in general terms, that the later chapters were written in the light of their former ones, while the former chapters show familiarity with the themes of the later ones" (4). Die Einheit des Buches (die Differenzen werden metahistorisch ins Theologische transzendiert) spricht seiner Überzeugung nach auch nur für einen Verfasser, den Jerusalemer Jesaja des 8. Jh.s v. Chr. Das zentrale Thema der Kap. 40-55 ist die Überlegenheit des Gottes Israels über die Götzen der Völker ("idols of the nations") und zwar in dreifacher Weise: "his ability to explain the past (41:22), tell the future (41:23), and do things that are radically new (43:18-19)" (5). Würde man bei der deuterojesajanischen These von einem unbekannten Propheten im baylonischen Exil (oder einer anderen redaktionsgeschichtlichen Hypothese) bleiben, führte dies zu einer "irreconcilable contradiction". So O.s Argument: "His God Yahwe cannot tell the future any more than the gods can, but he wishes his hearers to believe that Yahwe can". Und er fährt weiter fort: "In order to prove this point, the prophet tries to get his readers to believe that it was really Isaiah of Jerusalem who said these things, all the while knowing this was not true" (5 f.). Auf Grund eines solchen Verständnisses von "Prophetie" steht es für O. außer Zweifel, daß der Jerusalemer Jesaja schon das babylonische Exil und die darauf folgenden Ereignisse vorausgesagt hat, wenn auch nur "in outline, but not in detail" (6).

Die Frage, ob die Namensnennung des Perserkönigs Kyros (44,48; 45,1) zu diesem "in outline" gehört, bleibt in der Schwebe, da es nach seinem Verständnis primär nicht darum geht, "whether a transcendent deity could have revealed the deliverer’s name many years in advance, as he would have if Isaiah is the author auf these words, but whether the book leads us to believe that he did." Wichtiger ist ihm, daß drei der vier Referenzen auf Kyros (41,25; 44,28; 46,11) eingebunden sind in die Götzenpolemik, mit der JHWHs Einzigartigkeit und Macht durch die Ansage der Zukunft erwiesen wird. "These facts cannot mean anything else but that the person or persons responsible for the final form of the book wish us to believe that the specific predictions of Cyrus were given far enough in advance that they could not have been part of any normal process of forecasting future events. The Cyrus prediction are thus made the specific evidence that God can and does tell the future" (196, vgl. schon 192 ff.).

Bei einem derartigen Vorverständnis von Prophetie sowie der Überlieferung und Traditionsbildung prophetischer Bücher fehlt dem Rez. jede Basis für eine kritische, unpolemische Auseinandersetzung. Deshalb sei abschließend nur noch der Aufbau und die Struktur der 26 Kapitel referiert, wie sie O. in seiner Kommentierung anhand des Leitbegriffes "serventhood" ausführt. "Chs. 40-55 are united by their consideration of the servant’s deliverance, while chs. 56-66 deal with the implications of the deliverance" (15). Dabei wird in den Kap. 40-55 noch einmal unterschieden zwischen Kap. 40-48, nach denen der Gott Israels seine Göttlichkeit erweist "by delivering his servant Israel from Babylon", und Kap. 49-55, die sich "the ministry of the servant on behalf of servant Israel" zuwenden. Die Kap. 40-48 werden in vier Abschnitte gegliedert: Kap. 40 (Überleitung von Kapp. 1-39 zu den nachfolgenden Kapiteln mit dem Thema: "God’s lordship over the nations"), 41,1-44,22 ("God’s superiority over the idols"), 44,23-47,15 ("Cyrus and the judgment on Babylon’s pride") und Kap. 48 ("Hear the Lord"). Für die Kap. 49-55 werden drei Unterabschnitte geltend gemacht: 49,1-52,12 ("Anticipation of Salvation"), 52,13-53,12 ("Proclamation of Salvation") und 54,1-55,13 ("Invitation to Salvation"). Die drei Unterabschnitte von Kap. 56-66 lassen dann nach O. ein "chiastic arrangement" erkennen: 56,1-59,21 ("Human Inability"), 60,1-62,12 ("The Lord has glorified you") und 63,1-66,24 ("Divine Ability").