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Ausgabe:

November/2014

Spalte:

1332–1333

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Jacobi, Friedrich Heinrich

Titel/Untertitel:

Briefwechsel 1786. Nr. 1307–1608. Beilagen: »Zum Tode Moses Mendelssohns« – »Hamanns ›Fliegender Brief‹«. Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Begr. v. M. Brüggen u. S. Sudhof. Hrsg. v. W. Jaeschke. Kommentar v. I. Huthmacher unter Mitwirkung v. R. Pai-­mann u. J. Reibold. 2 Bde.

Verlag:

Stuttgart-Bad Cannstatt: frommann-holzboog 2014. XXII, 923 S. m. 2 Abb. = Friedrich Heinrich Jacobi Briefwechsel – Nachlaß – Dokumente. Briefwechsel. Reihe II: Kommentar, 5/1–2. Lw. EUR 584,00. ISBN 978-3-7728-2357-2.

Rezensent:

Wolfgang Sommer

Nachdem im Jahr 2013 der Kommentar zu dem Briefwechsel von Friedrich Heinrich Jacobi aus dem Jahr 1785 in zwei Teilbänden erschienen ist (vgl. meine Rezension in ThLZ 139 [2014], 348 f.), folgt nun in rascher Folge der Kommentar zu dem Briefwechsel 1786, wiederum in zwei Teilbänden. Der Briefwechsel des Jahres 1786 (vgl. meine Rezension in ThLZ 131 [2006], 1163–1165) stellt einen Höhepunkt in dem brieflichen Austausch J.s mit seinen Zeitgenossen dar. Im Mittelpunkt der philosophischen Auseinandersetzungen dieser Zeit steht der Streit um J.s Schrift »Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn«. Am 6. Januar 1786 starb unerwartet Moses Mendelssohn. Sein postum veröffentlichtes Sendschreiben »An die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel über die Lehre des Spinoza« verschärfte noch einmal den Spinozastreit, da Johann Jakob Engel und Carl Philipp Moritz unmittelbar nach dem Tod Mendelssohns die Anklage erhoben, J. trage Mitschuld an dem Tod Mendelssohns. J. wehrte sich und wurde durch Johann Friedrich Reichardt verteidigt, was in zahlreichen Briefen und Gegenbriefen in der ersten Hälfte des Jahres 1786 zum Ausdruck kommt. Der Verlauf des Streites lässt sich aber aus den Briefen allein nicht genügend rekonstruieren und beurteilen, so dass der Herausgeber Walter Jaeschke sich entschloss, als Beilage I die verschiedenen Streitschriften beizufügen – »ein Novum gegenüber der bisherigen Gestaltung der Kommentarbände« (Einleitung, VII).
Aber nicht nur diese Streitschriftenfehden zwischen den be­kannten Gestalten der deutschen Geistesgeschichte des späten18. Jh.s werden aus den Briefen vor allem in der ersten Hälfte des Jahres 1786 deutlich, sondern auch die enge Zusammenarbeit zwischen J. und Hamann an der Entstehungsgeschichte von dessen »Fliegendem Brief«. Hamann hatte den Plan zu seiner Schrift »Entkleidung und Verklärung. Ein Fliegender Brief an Niemand den Kundbaren« schon im Dezember 1785 gefasst, aber ihre Niederschrift im Jahr 1786 machte ihm unendlich viele Probleme. J. half dem Freund in allen Einzelheiten bei dem Werdeprozess der Schrift, sowohl was die Formulierung einzelner Partien als auch die Drucklegung anging. Die Briefe J.s und Hamanns, die zwischen Düsseldorf bzw. Pempelfort und Königsberg bzw. London hin und her gingen, zeugen von dem komplizierten Entstehungsprozess von Hamanns »Fliegendem Brief«, aber ihre Aufschlüsselung, auf welche Formulierungen bzw. Korrekturbogen jeweils Bezug ge­nommen wird, konnte erst durch die intensiven Arbeiten Janina Reibolds an der Vorbereitung ihrer Edition von Hamanns »Fliegendem Brief« erfolgen, die sie dem Kommentar zugute kommen ließ. In Beilage II hat sie den Entstehungsprozess des »Fliegenden Briefes« noch einmal zusammenfassend dargestellt.
Mit Überlieferung, textkritischem Apparat, Berichtigung und Erläuterung wird wieder eine sehr sorgfältige und inhaltsreiche Kommentierung geboten, die für die Briefe von und an J. im so ereignisreichen Jahr 1786 von sehr hilfreicher, erschließender Bedeutung ist. Nicht nur für die Jacobi-Forschung, sondern vor allem auch für die Hamann-Forschung ist dieser Kommentar in zwei Teilbänden unverzichtbar.
Einleitung, Abkürzungsverzeichnis zu den Bänden I, 5 und II, 5, Verzeichnis der Siglen für die Aufbewahrungsorte der Briefe, Verzeichnis der Literatursiglen und Kurztitel sowie ein über 100-seitiges Literaturverzeichnis, das in Quellen und Forschungsliteratur untergliedert ist, sind dem Kommentar beigegeben. Ebenso ein Verzeichnis der Bibelstellen und ein Orts-, Sach- und Personenverzeichnis zu beiden Teilbänden.