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Ausgabe:

November/2014

Spalte:

1317

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

[Theißen, Gerd]

Titel/Untertitel:

Jesus – Gestalt und Gestaltungen. Rezeptionen des Galiläers in Wissenschaft, Kirche und Gesellschaft. Festschrift für Gerd Theißen zum 70. Geburtstag. Hrsg. von P. von Gemünden, D. G. Horrell u. M. Küchler unter Mitarbeit v. R. Hochschild u. M. Lau.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013. 709 S. m. 19 Abb. = Novum Testamentum et Orbis Antiquus. Studien zur Umwelt des Neuen Testaments, 100. Geb. EUR 99,99. ISBN 978-3-525-59362-2.

Rezensent:

K.-W. N.

Die umfangreiche Festschrift würdigt in beeindruckender Weise das Werk des Heidelberger Neutestamentlers und stellt dabei – einem Trend der neueren Jesus-Forschung folgend – den Gedanken der Rezeption Jesu in den Mittelpunkt (vgl. die derzeit verbreitete Rede vom ›erinnerten Jesus‹).
Zwar sind die einzelnen Beiträge nicht direkt aufeinander bezogen, aber in methodischer Hinsicht und nicht zuletzt durch Rezeption von Anstößen aus der Forschungsarbeit des Geehrten ergeben sich doch Grundmuster der Frage nach Jesus in der gegenwärtigen neutestamentlichen Wissenschaft, die dem durchaus bunten Bild der aktuellen internationalen Jesus-Forschung gewisse Konturen verleihen. So ist der methodisch und theologisch eher schlichte Fokus auf einen »historischen Jesus« längst überwunden. Die Grenze der synoptischen Evangelien und ihrer Traditionen ist längst hin zu antik-jüdischen, hellenistisch-römischen und frühchristlichen Quellenbereichen überschritten. Das methodische Instrumentarium hat sich längst aus der Enge der literar-, form- und redaktionskritischen Synoptiker-Exegese des vorigen Jahrhunderts befreit und sprach-, religions- und sozialwissenschaftliche Im-pulse integriert.
Forschungsgeschichtliche Reflexionen haben sich längst von schuldogmatischen Vorgaben gelöst und zu theologiegeschichtlichen Tiefenbohrungen geführt. Selbst dezidiert theologische Fragestellungen, die derzeit nicht besonders attraktiv zu sein scheinen, werden hier wieder behandelt. Für alle genannten Aspekte bietet die Theißen-Festschrift reiche Belege (insgesamt 32 Aufsätze, davon 14 auf Englisch und einer auf Französisch), die in dieser kurzen Anzeige nicht einmal mit Titel und Namen genannt werden können. Deshalb zum Schluss ein Appell, auch an Nicht-Neutestamentler: Nimm und lies!