Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

November/2014

Spalte:

1301

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Hubmann, Franz

Titel/Untertitel:

Prophetie an der Grenze. Studien zum Jeremiabuch und zum Corpus Propheticum. Hrsg. v. W. Urbanz

Verlag:

Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk 2013. 204 S. u. 4 S. Beilage = Stuttgarter Biblische Aufsatzbände Altes Testament, 57. Kart. EUR 48,00. ISBN 978-3-460-06571-0.

Rezensent:

Georg Fischer

Franz Hubmann hat mit seiner Innsbrucker Dissertation bei Arnold Gamper zu den Bekenntnistexten Jeremias Maßstäbe ge­setzt (»Untersuchungen zu den Konfessionen Jer 11,18–12,6 und Jer 15,10–21, FzB 30, Würzburg 1978). Die Präzision seiner Analysen, das vorsichtige Abwägen der verschiedenen Textfassungen, die Aufmerksamkeit auf die Doppelüberlieferungen u. a. zeichneten die damalige Arbeit aus. Der nun vorliegende Aufsatzband vereint 13 Artikel von ihm, die manche Hintergründe dazu beleuchten und neue Facetten seiner Forschung zum Vorschein bringen. Es handelt sich durchwegs um bereits publizierte Beiträge, überwiegend aus den 80er Jahren (sieben Artikel); vier Studien stammen aus den Jahren 2002–2005, keine ist jünger.
Die inhaltliche Verteilung zeigt sieben Aufsätze zum Jeremiabuch, drei zu Jesaja, einen zu Ezechiel, dazu einen zu 1Sam 3 und den letzten zu »Prophetie und Öffentlichkeit«. Interessant sind auch die ursprünglichen Publikationsformen, insofern sieben Beiträge, also mehr als die Hälfte, erstmals in Festschriften erschienen sind. Es zeigt, dass H., der emeritierte Alttestamentler von Linz, in gutem Kontakt mit Kollegen stand und ihnen ein ehrendes Andenken bewahrte, wie z. B. Josef M. Oesch, seinem Korrekturleser, wie man auf S. 188 erfährt.
An Stelle einer detaillierten Aufzählung der großenteils weiter zurückliegenden Aufsätze empfiehlt sich eine Vorstellung ihrer Schwerpunkte. Charakteristisch für H.s Vorgehen ist eine inten-sive Auseinandersetzung mit der Forschungsgeschichte, so 9–15 zu den Konfessionen; 69–75 zu Jer 13,1–11; 89–96 zu den Dubletten in Jer und der ganze siebte Beitrag »Bemerkungen zur älteren ­Diskussion um die Unterschiede zwischen MT und G im Jere-miabuch« (110–117). Dabei reicht seine Kenntnis weit zurück. Es ­kommen auch Kirchenväter (z. B. Hieronymus), Reformatoren(J. Calvin) und kaum bekannte Kommentatoren wie G. Sanctius oder S. Schmidt in den Blick und zu Wort. Diese Breite des Zu­gangs für die Auslegung einzelner Stellen ist vorbildhaft und bereichernd. In Spannung dazu steht, dass H. selber seine eigenen Arbeiten oft mit Bezeichnungen versieht, die einem »understatement« gleichkommen. Er spricht von einem »Entwurf« bezüglich seiner Gesamtschau der Konfessionen (54), einer »Skizze« für seinen dritten Aufsatz zu Jer 20,7–13 (55), »Randbemerkungen« für seinen Artikel zu Jes 7,1–17 (118), usw. Mehrmals klingt durch, dass er diese Vorhaben weiterführen wollte (54.66), was sich aber offenbar nicht realisierte.
Die anschauliche Darstellung von Textstrukturen ist ein weiterer typischer Zug an H.s Publikationen. Der sechste Beitrag trägt den Titel »Textgraphik und Textkritik am Beispiel von Jer 17,1–2«. Solche bildlichen Wiedergaben des Aufbaus von Texten finden sich aber vielfach auch sonst bei ihm und sind eine Hilfezu ihrer leichteren Erfassung, die zur Nachahmung empfohlen werden kann.
Auch wenn die Forschung inhaltlich in manchem über die hier vereinten Aufsätze weitergegangen ist, bleiben viele Beobachtungen H.s, vor allem aber die oben genannten Aspekte seines Vorgehens, weiterhin interessant und beachtenswert.