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Ausgabe: | Oktober/2014 |
Spalte: | 1147–1148 |
Kategorie: | Altes Testament |
Autor/Hrsg.: | Hwang, Jerry |
Titel/Untertitel: | The Rhetoric of Remembrance. An Investigation of the »Fathers« in Deuteronomy. |
Verlag: | Winona Lake: Eisenbrauns 2012. XIV, 290 S. = Siphrut: Literature and Theology of the Hebrew Scriptures, 8. Lw. US$ 39,50. ISBN 978-1-57506-238-9. |
Rezensent: | Udo Rüterswörden |
Das Buch ist die überarbeitete Fassung einer Dissertation, mit der Jerry Hwang im Jahr 2009, betreut von D. Block, am Wheaton College promoviert wurde.
Die Quintessenz seiner Studie fasst der Vf. zusammen mit: »I have indicated in this book that, rather than being strictly limited to a single generation of patriarchs or the Israelite adults and children who exited Egypt, the ›fathers‹ function in Deuteronomy as a timeless symbol of every generation of God’s people that receives YHWH’s promises but still awaits their fulfillment. The rhetorical flexibility of the ›fathers‹ is evident in the way that they are first identified as the patriarchs in Deuteronomy 1–3, modulate be-tween the patriarchs and the exodus generations in Deuteronomy 4–29, and finally encompass even Moses’ current audience of ›you‹ at Moab for a brief rhetorical moment in Deuteronomy 30.« (233)
Es gibt unterschiedliche Referenten für »Väter« im Deuteronomium, die Erzväter sowie die Exodusgeneration. Die Differenz war ein Kriterium für redaktionsgeschichtliche Sondagen, die vor über 20 Jahren zu einer Debatte zwischen T. C. Römer und N. Lohfink führte. Damit sind die beiden wesentlichen Gesprächspartner für den Vf. benannt.
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. In dem ersten geht es um die »Väter« und die Landverheißung im Deuteronomium. Untersucht werden die Termini für »Land« sowie die damit verbundenen Verben. Dann geraten die Belege in Dtn 1.6.26.30.34 in den Blick. Der zweite Teil behandelt den »Gott der Väter« und Gottes Verheißungen im Deuteronomium. Der dritte behandelt die Väter im Zusammenhang der deuteronomischen Bundestheologie. Auch hier kommt die vereinheitlichende Sicht des Vf. zum Ausdruck: »In sum, Deuteronomy uses a smorgasbord of terms to describe cov-enant-making and covenant-keeping with multiple generations of God’s people, thus blurring the chronological and theological distinctions between them.« (181)
Der Vf. vertritt einen synchronen Ansatz und nivelliert daher auch mit einer Anleihe bei der Sprechakttheorie die Differenzierungen in der deuteronomischen Bundestheologie, z. B. zwischen einer konditionierten und einer unkonditionierten Bundesvorstellung. Auch ein »Endtext« muss funktionieren, und insofern stellen Untersuchungen dieser Art durchaus einen Erkenntnisgewinn dar. Es stellt sich indes die Frage, ob antike Leser diachron geschichteter Texte die Anschlüsse und Nahtstellen nicht doch wahrgenommen haben.
Der Stand der Deuteronomiumforschung ist nicht überall erreicht; so werden, um nur einige Beispiele zu nennen, die Kommentare von Perlitt, Veijola, Nielsen und Rose nicht konsultiert, auch nicht die Monographien von Achenbach und Heckl zu den Anfangskapiteln des Deuteronomiums sowie von Hossfeld zum Dekalog.
Zuweilen hat man den Eindruck, der Vf. habe die von ihm zitierte Literatur nicht wirklich gelesen. So wird auf S. 75 H. U. Steymans in Anm. 161 als Vertreter der Ansicht aufgeführt, mit Hilfe der assyrischen Staatsverträge könne man die deuteronomische Bundeskonzeption in die exilisch-nachexilische Zeit datieren. Dem Rezensenten wird auf S. 130, Anm. 78 etwas unterstellt, was er nicht in dem Artikel geschrieben hat.