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Ausgabe:

September/2014

Spalte:

1009–1010

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Gatz, Erwin, u. Marcel Albert [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

1700 Jahre Christentum in Nordrhein-Westfalen. Ein Atlas zur Kirchengeschichte.

Verlag:

Regensburg: Verlag Schnell & Steiner 2013. 192 S. m. 81 Abb. Geb. EUR 39,95. ISBN 978-3-7954-2709-2.

Rezensent:

A. B.

Die Geschichte von Nordrhein-Westfalen umfasst noch keine sieben Jahrzehnte, die des dort nachweisbaren Chris­tentums dagegen mehr als 17 Jahrhunderte. Gleichwohl sind Titel und Zuschnitt des vorliegenden Kartenwerks zu begrüßen, weil es als Standort des historischen Rückblicks die aktuellen verwaltungspolitischen Umstände wählt und damit das »immer noch durchaus proble-matische Landesbewusstsein« (9) des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes stabilisieren und stärken will.
Der Atlas bietet 76 farbige Kartentafeln, die allesamt hervorragend gestaltet und leicht zu lesen sind und deren thematische Fokussierung jeweils in einem knappen, kundigen, auf neueste Forschungsliteratur ausgreifenden Essay erläutert wird. In proportionaler Hinsicht ist auffällig, dass die geschichtlichen Perioden desto ausführlicher dargestellt werden, je weiter sie sich der Gegenwart annähern; entsprechend kurz fällt darum, was zu bedauern ist, die Würdigung des früh-, hoch- und spätmittelalterlichen Christentums auf dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen aus. Insgesamt dominiert durchweg das Interesse an der Bistums-, Kloster- und Ordensgeschichte.
Dass die Entscheidung, den »Schwerpunkt auf die Geschichte der katholischen Kirche« zu legen, mit dem Hinweis begründet wird, diese Konfession repräsentiere die »auch in der Gegenwart noch immer mit Abstand größte Religionsgemeinschaft in NRW« (9), mag dahinstehen. Allerdings bleibt der Umstand erstaunlich, dass der Protestantismus erstmals in der Übersicht »Lutherische und reformierte Gemeinden im Herzogtum Berg um 1672« (68 f.) begegnet und der Herausgeber den vielgestaltigen, oftmals vitalen reformatorischen Anfängen des 16. Jh.s, ganz zu schweigen von dem zu Münster kurzzeitig etablierten Täuferreich, jede kartographische Würdigung vorenthält. Erfreulich ist hingegen das Nebeneinander von groß- und kleinräumigen Zugriffen, das Letztere bis hin zu der »Herkunft der Dürener Annawallfahrer am Ende des 18. Jahrhunderts« (76).
Die 19 Autorinnen und Autoren der – durchweg profunden – Textbeiträge hätten es wohl verdient, nicht nur am Ende ihres Essays, sondern auch im Inhaltsverzeichnis beim Namen genannt zu werden. Der Atlas, kein Zweifel, stellt ein willkommenes, vielfältig nutzbares Hilfsmittel zur Erkundung der nordrheinischen und westfälischen Kirchengeschichte bereit.