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Ausgabe:

September/2014

Spalte:

1108

Kategorie:

Autor/Hrsg.:

Univ.-Prof. Dr. Christian Danz, Dekan

Titel/Untertitel:

Peter F. Barton zum Gedenken

Als Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien habe ich die traurige Pflicht, vom Tode unseres Kollegen, Ao. Prof. i. R. D. Dr. Dr. h.c. Peter F. Barton, pensionierter A.o. tit. O. Universitätsprofessor für Kirchengeschichte, Christliche Ar­chäo­logie und Kirchliche Kunst, der am 4. Juli 2014 im Alter von 79 Jahren verstorben ist, Mitteilung zu machen.

Peter F. Barton stammte aus dem sozialdemokratisch geprägten Milieu einer Wiener Arbeitervorstadt – er war ein leidenschaftlicher Wiener. Die Erfahrungen der Kindheit im nationalsozialis­tisch regierten Österreich und traumatische Erlebnisse der letzten Kriegsjahre legten den Grund für seine spätere pazifistische, überparteiliche Gesinnung und prägten ihn später als Kirchenhisto-riker. Als Theologe ist er aus einer bemerkenswert lebendigen Ju­gendarbeit im Wien der Nachkriegszeit hervorgegangen.

Nach dem Studium in Wien und Göttingen und seiner Assistententätigkeit in Münster habilitierte er sich 1966 für Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Wien und wurde 1971/72 mit dem Titel »a.o. Univ.Prof.« ausgezeichnet. Nach intensiver Lehrtätigkeit an Wiener Gymnasien und an der Fakultät war er hier ab 1980 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1995 planmäßiger a.o. Universitätsprofessor mit dem Berufstitel »o. Univ. Prof.«. Die Lehre und der Kontakt zu den Studierenden waren ihm ein Herzensanliegen.

Barton, den seit seinen Kindheitstagen die Nachwirkungen einer lebensbedrohlichen Krankheit begleiteten, war als Wissenschaftler höchst produktiv. Schwerpunkte seiner Forschungstätigkeit waren die Spätreformation, wo er mit seiner Dissertation über Tilemann Heshusius einen wichtigen Beitrag zur Entstehung des Gnesioluthertums geleistet hat, sowie die Geschichte des Protes­tantismus in Österreich und der Habsburgermonarchie. Solange es ihm möglich war, arbeitete er an seiner mehrbändigen »Ge­schichte des Christentums in Österreich und Südosteuropa«. Er war langjähriger Leiter des »Instituts für protestantische Kirchengeschichte« in Wien und Präsident der »Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich«. Am Schicksal seiner evangelischen Kirche in Österreich hat er nicht nur als Historiker lebhaft Anteil genommen.

Peter F. Barton wurde 1992 der Ehrendoktor der Reformierten Theologischen Akademie in Budapest verliehen.

Die Fakultät verliert mit Peter F. Barton einen anerkannten Wissenschaftler, engagierten Lehrer und geschätzten Menschen. Als solchen wird sie ihn stets in ehrender Erinnerung behalten.