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Ausgabe: | Juli/August/2014 |
Spalte: | 939 |
Kategorie: | Praktische Theologie |
Autor/Hrsg.: | Albrecht, Christian [Hrsg.] |
Titel/Untertitel: | Wieviel Pluralität verträgt die Diakonie? |
Verlag: | Tübingen: Mohr Siebeck 2013. VII, 123 S. Kart. EUR 19,00. ISBN 978-3-16-152816-3. |
Rezensent: | Ch. G. |
Das Bändchen veröffentlicht die 2012 beim Bußtagstreffen der Führungskräfte aus diakonischen Einrichtungen in der Evangelischen Akademie Tutzing gehaltenen Vorträge. In der Einführung weist der Leiter der Tagung, Christian Albrecht, u. a. auf die notwendige Weite hin, in der die Frage der Pluralität von Diakonie zu diskutieren ist. Sie hat Mitarbeitende, Klienten und Kooperationspartner gleichermaßen in den Blick zu nehmen.
Ein erster religionssoziologischer Beitrag (Alexander-Kenneth Nagel) umreißt schlaglichtartig die gegenwärtige Pluralisierung als Grundlage einer »diversen Diakonie«. Differenziert führt anschließend Hans Michael Heinig in die sich aus Pluralisierung und Säkularisierung ergebenden kirchenrechtlichen Herausforderungen für die Diakonie ein. Unter Bezug auf einschlägige Regelungen weist er auf erheblichen Bedarf an Neuregelungen hin, um »law in the books« und »law in action« (49) wieder anzunähern. Dazu schlägt er u. a. eine Differenzierung zwischen »Konstitutiva, Vitalia und Adiaphora kirchlichen Handelns« (59) vor. Christian Albrecht erkundet kirchentheoretisch den Gewinn, wenn Diakonie strikt analog zum Kirchenbegriff von Confessio Augustana VII verstanden wird. Auf dieser Grundlage offeriert er zahlreiche weitere (evangelisch-)theologische Unterscheidungen. Entgegen rechtfertigungstheologisch problematischen, da individuelle Motive bewertenden allgemeinen Regelungen rücken so Einzelfallentscheidungen in den Vordergrund. Wie diese rechtlich umzusetzen sind, bleibt offen und bedarf der kirchenrechtlichen Klärung. Schließlich exemplifiziert der Münchener Praktische Theologe anhand des Begriffs der »Dienstgemeinschaft« seine These von der »volkskirchlichen Diakonie« (74.101). Dieser wird komplementär als Ideal- und Realbegriff bestimmt und soll so geistliche Egalität und funktionale Differenzierung in einer Balance halten.
Insgesamt liegt eine Publikation vor, die in der kirchenrechtlichen Analyse (Heinig) und den theologischen Reflexionen (Albrecht) auf hohem Niveau wichtige Unterscheidungen benennt, um den offenkundigen Wandel in der Praxis der Diakonie angemessener als in bisherigen Ordnungen zu erfassen.