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Ausgabe:

April/2014

Spalte:

483–487

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Francis, Keith A., Gibson, William, Ellison, Robert, Morgan-Guy, John, and Bob Tennant[Eds.]

Titel/Untertitel:

The Oxford Handbook of the British Sermon 1689–1901.

Verlag:

Oxford u. a.: Oxford University Press 2012. 662 S. = Oxford Handbooks in Religion and Theology. Geb. £ 95,00. ISBN 978-0-19-958359-1.

Rezensent:

Andres Straßberger

Neben dem angegebenen Titel in dieser Rezension besprochen:

Eijnatten, Joris van [Ed.]: Preaching, Sermon and Cultural Change in the Long Eighteenth Century. Leiden u. a.: Brill 2009. XVI, 413 S. = A New History of the Sermon, 4. Geb. EUR 144,00. ISBN 978-90-04-17155-8.
Ellison, Robert H. [Ed.]: A New History of the Sermon: The Nineteenth Century. Leiden u. a.: Brill 2010. 571 S. = A New His­tory of the Sermon, 5. Geb. EUR 187,00. ISBN 978-90-04-18572-2.
McCullough, Peter, Adlington, Hugh, and Emma Rhatigan[Eds.]: The Oxford Handbook of the Early Modern Sermon. Oxford u. a.: Oxford University Press 2011. 608 S. m. Abb. = Oxford Handbooks of Literature. Geb. £ 98,00. ISBN 978-0-19-923753-1.


In der deutschsprachigen protestantischen Predigtgeschichtsschreibung hat sich während der letzten 25 Jahre eine bemerkenswerte Entwicklung vollzogen. Seit dem Ende des 19. Jh.s oblag die Abfassung von Gesamtdarstellungen zur Geschichte der christlichen Predigt üblicherweise Vertretern der Praktischen Theologie. Nahezu alle maßgeblichen Lexikonartikel, Handbuchbeiträge und Monographien sind von ihnen geschrieben worden. Eine Zäsur bedeutete insofern der Überblick zur Geschichte der Predigt von der Alten Kirche bis auf Schleiermacher von Albrecht Beutel in der TRE (1997). Mit diesem Beitrag zeichnete innerhalb der deutschen p rotestantisch-theologischen Lexikontradition erstmals ein Kirchenhistoriker für das Thema verantwortlich. Dass damit eine Trendwende eingeleitet wurde, mit der die predigthistoriographische Zuständigkeit von der Praktischen Theologie zur Theologie- und Kirchengeschichte überging, signalisieren die nachfolgenden predigtgeschichtlichen Artikel in der vierten Auflage der RGG (A. Beutel, 2003), im Historischen Wörterbuch der Rhetorik (U. Sträter, 2005) sowie in der Enzyklopädie der Neuzeit (A. Straßberger, 2009). Die Zukunft wird zeigen, ob diese Entwicklung sich zum predigthistoriographischen Paradigmenwechsel verdichten, ob eine primär von praktisch- und systematisch-theologischen Interessen geleitete Predigtgeschichtsschreibung von einer primär kirchen-, kultur- und religionsgeschichtlich orientierten abgelöst werden wird. In dieser Übergangssituation dürfte ein Blick über den »Tellerrand« des deutschen protestantischen Forschungsmilieus hinaus von orientierender Funktion und insofern hilfreich für den weiteren Gang der Dinge sein. Aus der Vielzahl dafür in Frage kommender Publikationen bieten die vier o. g. Neuerscheinungen aus den letzten vier Jahren eine Gelegenheit, dies zu tun.

Die fünfbändige Reihe der beim renommierten Brill-Verlag in Leiden verlegten New History of the Sermon (NHS) umgreift den gesamten predigtgeschichtlichen Zeitraum von der frühchristlichen Antike bis zum Ende des 19. Jh.s. Der erste Band der Reihe erschien bereits 1998 (Preacher and Audience: Studies in Early Chris­tian and Byzantine Homiletics, ed. by Mary B. Cunningham and Pauline Allen). Der zweite, 2001 publizierte Band war dann der Predigt der Reformation und der Frühen Neuzeit gewidmet (Preachers and People in the Reformations and Early Modern Period, ed. by Larissa Taylor). Der 2002 erschienene dritte Band galt schließlich der mittelalterlichen Predigt unter dem Titel: Preacher, Sermon and Audience in the Middle Ages (ed. by Carolyn Muessig). Zusammen mit den oben angezeigten Bänden 4 (2009) und 5 (2010) ist die Reihe nunmehr zu ihrem Abschluss gekommen. Bereits die Titelformulierungen der einzelnen Bände, aber auch ein Blick in deren In­haltsverzeichnisse, lassen einige auffallende Unterschiede bei der inhaltlichen Bearbeitung der predigtgeschichtlichen Thematik erkennen. Offenkundig liegt den fünf Bänden weder eine einzelbandübergreifende Gesamtkonzeption noch eine durchgehend verbindliche inhaltliche Struktur der Einzelbände zugrunde. Vielmehr haben die fünf bzw. sechs Bandherausgeberinnen und -herausgeber jeden Band eigenverantwortlich konzipiert, bei allerdings zum Teil überlappenden Erkenntnisinteressen. So ist eine die fünf Bände verbindende Frage diejenige nach kommunikations-geschichtlichen Aspekten, was im Begriff der audience oder performance titelgebende oder inhaltliche Aufnahme erfährt. Eine ge-wisse Störung empfindet der Rezensent nicht nur angesichts der unchronologischen Abfolge der Bände, sondern auch in den unterschiedlichen, durchaus willkürlich anmutenden geographischen Schwerpunktsetzungen. So liegt in Bd. 4 der Fokus auf diversen Ländern Mittel- und Nordwesteuropas; Bd. 5 widmet sich hingegen ausschließlich predigtgeschichtlichen Phänomenen im British Empire und in Nordamerika. Zusammen mit unterschiedlichen konzeptionellen Zugriffen auf die predigtgeschichtliche Thematik führt das zu inhaltlich recht heterogenen Bänden, die für sich ge­nommen zweifelsohne Aufmerksamkeit verdienen, in der Summe aber – anders als der Reihentitel suggeriert – kein kohärentes Bild einer New History of the Sermon (NHS) zeichnen. Stattdessen liefern sie – was allerdings nicht positiv genug hervorzuheben ist – wichtige Bausteine zu einer solchen. So gesehen wird auf der Grundlage der Beiträge das Gesamtbild einer neuen Geschichte der Predigt zumindest in Umrissen sichtbar.

Der Band 4 der NHS widmet sich dem »langen« 18. Jh. (ca. 1670 bis 1815). Der Bandherausgeber, Joris van Eijnatten, Professor für Kulturgeschichte an der Universität Amsterdam, legt in der Vorrede die Bandkonzeption im Vergleich zum direkt davor erschienenen dritten Band der Reihe wie folgt dar:

»It [= Vol. 4] offers a broad outline of the history of preaching in this period and an overview of the research that has been done over the past three decades. The study takes an thematic approach, rather like the volume on the medieval sermon edited by Carolyn Muessig. However, where Muessig’s Preacher, sermon and audience in the Middle Ages was structured according to new areas of sermon research (with chapters on preaching in relation to, amongst others, rhetoric, performance, art, and audience), this study looks at different aspects of the sermon. The thematic approach to some extent limits the degree of fragmentation inherent the approaches that put more emphasis on chronological, confessional or geographical divisions. Inevitably the reader will find, as a consequence, that various historically important preachers (as for example, John Tillotson) or movements (such as Pietism) are discussed from different points of view in various chapters.« (Preface, VII–VIII)

Dieses Vorhaben wird, von einigen wenigen Abstrichen abgesehen, von den neun Bandbeiträgern auch eingelöst. Die fachliche Kompetenz, die von diesen eingebracht wird, ordnet sich – von einer Ausnahme abgesehen – durchgängig akademischen Qualifizierungen bzw. Professionalisierungen in historisch arbeitenden Disziplinen zu (Allgemein- und Kulturgeschichte, Kirchen- und Theologiegeschichte, Historische Anthropologie etc.). Ein primär historischer Zugang charakterisiert daher alle Beiträge des Bandes. Dessen Autorinnen und Autoren sind in Deutschland, England, Finnland, Frankreich, den Niederlanden und den USA beheimatet und bringen ihre unterschiedlichen nationalen akademischen Forschungstraditionen produktiv bei der Bearbeitung ihrer Themen ein. Das macht die Lektüre im besten Sinne »bunt«, mithin vielfältig und abwechslungsreich.

Die Gliederung des Bandes erfolgt in vier Kapitel: I. Survey, II. Foundation, III. Transformation, IV. Communication. Der einleitende, umfangreiche Überblicksbeitrag in Kapitel I hat mit Otis C. Edwards, Jr. einen emeritierten Lehrstuhlinhaber für Homiletik und Predigt an einem theologischen Seminar in Evanston (Ill.) und damit den einzigen akademischen Vertreter der Praktischen Theologie zum Verfasser. Edwards, der 2004 eine fast 900-seitige Monographie zur Geschichte der Predigt vorgelegt hat, berücksichtigt in seinem Beitrag nicht nur verschiedene geographische, konfessionelle und gattungsspezifische Aspekte, sondern er versucht zu­gleich den klassischen, von der Praktischen Theologie für predigtgeschichtliche Fragen lange Zeit präferierten personenzentrierten Ansatz mit problemorientierten Fragestellungen zu verbinden. Das 2. Kapitel beinhaltet sodann zwei ebenso grundlegende wie informative Beiträge zur theologischen bzw. rhetorischen Dimension der Predigt im »langen« 18. Jh. aus der Feder von Alexander Bitzel (Hamburg) und François Deconinck-Brossard (Paris). In Kapitel 3 zeichnen drei Beiträge drei ausgewählte predigtgeschichtliche Aspekte in chronologischer Entwicklung nach: Thomas Worchester (Worchester, Mass.) rekonstruiert die klassizistische Predigt in literaturgeschichtlicher Perspektive; Pasi Ihalainen (Jyväskylä, Finnland) thematisiert politische Implikationen aufklärerischer Predigt, insbesondere den Zusammenhang von »populärer« Religion und »Sakralisierung der Nation« in allgemeinhistorischer Perspekive. Und der in der deutschen und internationalen Orthodoxie- und Pietismusforschung bestens orientierte Jonathan Strom (At­-lanta, GA) legt einen theologie- und frömmigkeitshistorisch fokussierten, innovativen, aus handschriftlichen und gedruckten Quellen gearbeiteten Beitrag zur Predigt vor allem im deutschen Pietismus vor. Das 4. Kapitel bietet abschließend zwei Beiträge zum Verhältnis von Predigt und Alltag (Sabine Holtz, Tübingen) bzw. zur Aufführungspraxis (performance, actio) der Predigt (Herman Roodenburg, Amsterdam) sowie einen sehr lesenswerten Schlussbeitrag vom Bandherausgeber. Darin nimmt van Eijnatten im An­schluss an die klassisch-rhetorischen Wirkfunktionen des docere, movere und delectare die Zuhörerperspektive des Predigtgeschehens in den Blick. Predigthistoriographisch-programmatischen Anspruch entfaltet sein Beitrag insofern, als er – wie der Untertitel anzeigt (»Towards a Cultural History of the Sermon«) – die Zukunft der Predigtgeschichtsschreibung im Vorzeichen eines kulturgeschichtlichen Zugriffs sieht. Auf diesem Wege sollen weniger die theologischen bzw. homiletischen Ideale der Verkündigung des Evangeliums als vielmehr deren reale soziale und kommunikative Vollzugsbedingungen in den Blick kommen. Wenn man an dem konzeptionell und materialiter instruktiven Band überhaupt etwas bemängeln will, dann den verwunderungswürdigen Um­stand, dass die neuere deutschsprachige Spalding-Forschung, die basale Erkenntnisse zur Theologie der aufklärerischen Predigt in Deutschland hervorgebracht hat, in den dafür einschlägigen Beiträgen (Edwards Jr., 20 f.; Bitzel, 48; Ihalainen, 241 f.) komplett ignoriert wird. An diesem Punkt bleibt der Band hinter dem selbstgesteckten Ziel, die Forschung der letzten 30 Jahre nach ihren Hauptmomenten zu präsentieren, zurück.

Eine etwas anders gelagerte Konzeption weist Bd. 5 der Reihe auf. Er thematisiert das ebenfalls »lange« 19. Jh. (einzelne Beiträge setzen um 1780 ein, andere enden am Vorabend des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges), wofür fast 150 Seiten mehr als beim Vorgängerband beansprucht werden. Der inhaltlich signifikanteste Un­terschied ist zunächst die geographische Beschränkung auf den anglo-amerikanischen Raum, was in der dreiteiligen Gliederung des Inhalts sichtbaren Ausdruck findet (Part I: Theory and Theology; Part II: Sermon and Society in the British Empire; Part III: Sermon and Society in America). Hinter dieser Konzeption steht mit Robert H. Ellison, derzeit Visiting Assistant Professor on Literature an der Marshall University (West Virginia, USA), ein Spezialist für religiöse Rhetorik der Viktorianischen Epoche. Ellison ist engagierter Vertreter einer historiographischen Wende in der anglo-amerikanischen Predigtgeschichtschreibung, die sich schon seit Längerem für literatur- und sozialwissenschaftliche Fragestellungen, einschließlich Genderperspektiven, geöffnet hat. Der Bandherausgeber erklärt einleitend, mit Blick auf seine eigenen Forschungsarbeiten:

»In the introduction to The Victorian Pulpit: Spoken and Written Sermons in Nineteenth-Century Britain (Seligsgrove, PA, 1998), I wrote that scholarship on Victorian preaching had been largely personality-driven, telling much about great preachers’ live while revealing comperatively about form, style, or content of their sermons. My book was intended to redirect that focus, to be one step in the process of moving from biography to rhetorical analysis.« (Introduction, 1)

Im Gefolge dieser Neuausrichtung der Predigtforschung bilden rhetorikgeschichtliche Fragestellungen einen zentralen, gleichwohl nicht den ausschließlichen Ansatzpunkt vieler Bandbeiträge. Theologie- und religionshistorische Perspektiven werden nicht ausgeklammert, sondern verbinden sich produktiv mit Aspekten des rhetorical criticism und der New Rhetoric. Ohne die Beiträge und ihre Autorinnen und Autoren im Einzelnen aufzählen, ge­schweige denn auf den Inhalt eingehen zu können, ist aufs Ganze gesehen zu konstatieren, dass der Band die Chancen und Möglichkeiten einer interdisziplinär offenen, vor allem literaturwissenschaftliche Fragestellungen aufnehmenden Predigtgeschichtsschreibung repräsentiert, was im deutschen Forschungskontext derzeit noch ohne Parallele ist. Allerdings zeichnen sich auch hier, wenn ich richtig sehe, vergleichbare Forschungstendenzen in ers­ten Ansätzen ab. Das predigthistoriographische Neuland, das der Band für die anglo-amerikanische Predigt im 19. Jh. auf diese Weise erschließt, findet in seinem Titel deshalb seinen ebenso program­matischen wie zutreffenden Ausdruck.

Einen fast noch interessanteren, weil geschlosseneren Eindruck hinterlassen die beiden Bände der Oxford Handbooks of the Early Modern bzw. of the British Sermon. Die stattlichen, buchtechnisch sehr ansprechenden Bände liefern auf zusammen rund 1200 Großoktavseiten eine mit zahlreichen Abbildungen versehene, durch umfangreiche Bibliographien angereicherte und durch ein Sach- und Personenregister mustergültig erschlossene nationale Predigtgeschichte für die Zeit von 1500 bis 1901. Beide Bände wurden von einem eigenen Herausgeberteam verantwortet: der Band zur frühneuzeitlichen Predigt in England, Schottland, Irland und Wales von drei Literaturwissenschaftlern; der Band zur (früh-) modernen britischen Predigt von zwei Kirchenhistorikern, die ihrerseits drei weitere Literatur- bzw. Kirchenhistoriker als Co-Herausgeber beratend hinzugezogen haben. Diese unterschiedlichen fachlichen Gewichtungen spiegeln einmal mehr die bereits erwähnte kultur- bzw. rhetorikgeschichtliche Wende innerhalb der anglo-amerikanischen Predigtforschung wider. Die Liste der Bandbeiträgerinnen und -beiträger ist zu umfangreich, um einzelne Namen und ihren Anteil am Gesamtwerk nennen oder hervorheben zu können. Insgesamt haben 52 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den zwei Handbüchern mitgearbeitet. Allein diese Zahl vermittelt einen Vorgeschmack von der geballten wissenschaftlichen Kompetenz, die hinter den Handbüchern steht. Beim Aufbau der Bände gehen die Herausgeber jeweils eigene Wege. McCullough/Adlington/Rhatigan gliedern ihren Band wie folgt: Part I: Composition, Delivery, Reception. Part II: Sermons in Scotland, Ireland and Wales. Part III: English Sermons (1500–1660). Part IV: English Sermons (1660–1720). Der von Francis/Gibson herausgegebene Band folgt einem anderen Gliederungsprinzip: Part I: Introductory Essays. Part II: Communities, Cultures and Communi­cation. Part III: Occasional Sermons. Part IV: Controversies, and the Development of Ideas. Part V: Mission and Ideas of Empire. Part VI: Sermons and Literature. Part VII: Conclusion. Trotz unterschiedlicher inhaltlicher Akzentuierungen, die beide Bände im Gefolge ihrer unterschiedlichen Architektur setzen, bekommt der Leser ein umfassendes, ungemein facettenreiches Bild der britischen Predigtgeschichte im behandelten Zeitraum vermittelt. Es ist faszinierend zu verfolgen, wie sich literatur-, religions-, kirchen- und kulturgeschichtliche Sicht- und Zugangsweisen gegenseitig er­gän­zen und befruchten.

Alle Beiträger arbeiten problemorientiert, nicht wenige auch komparatistisch; im Vordergrund ihrer Untersuchungen stehen primär historische Erkenntnisinteressen. Vergebens sucht man in den Inhaltsverzeichnissen Unterkapitel zu sogenannten leading preachers, was nicht heißt, das solche unter wechselnden thema-tischen Zugängen Berücksichtigung und Aufmerksamkeit finden. Ein personenzentrierter Ansatz, wie er beispielsweise noch die letzte monographische Predigtgeschichte im deutschsprachigen Raum von Werner Schütz (Geschichte der christlichen Predigt. Berlin/New York 1972) kennzeichnete, hat hier endgültig ausgedient.

Der hohe Anspruch der Oxford Handbooks, die auch andere theo­logierelevante Themen, wie z. B. die Konstellation English Liter-ature and Theology (2007) oder die Reception History of the Bible (2010), in analoger Weise erschließen, wird im Fall der britischen Predigtgeschichte insgesamt glänzend eingelöst. Die beiden Bände bieten ohne Abstriche gewichtige »up-to-date surveys of original research« (Umschlagtext) zum von ihnen behandelten Thema. Es wird verlagsseitig nicht zu viel versprochen, wenn es heißt: »Specially commissioned essays from leading figures in the discipline give critical examinations of the progress and direction of debates, as well as a foundation for future research.« (ebd.) Auf diese Weise verschafft die Lektüre dem interessierten Leser nicht nur Orientierung über den aktuellen Forschungsstand, sondern eröffnet ihm auch wirklich neue Perspektiven auf die (früh-)neuzeitliche Predigtgeschichte bzw. ihre Historiographie. Nicht zuletzt aus diesem Grund legt der Rezensent die beiden Handbücher, aber auch die beiden Bände der New History of the Sermon, mit dem dringenden Wunsch aus der Hand, Vergleichbares möge auch für die deutschsprachige (protes­tantische) Predigt seit der Reformation verfügbar sein. Freilich: Der Weg dahin dürfte lang, steinig und schwer werden. Mehrere Jahrzehnte Forschungsrückstand trennen die deutschsprachige Predigtforschung von der anglo-amerikanischen. Doch das sollte die am Thema Interessierten in Theologie, Geschichts- und Literaturwissenschaft nicht daran hindern, auf ebenjenem Weg fortzuschreiten, den die vorgestellten Publikationen eingeschlagen haben.