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Ausgabe:

April/2014

Spalte:

411–426

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

Nils Ole Oermann

Titel/Untertitel:

Wirtschaftsethik – quo vadis?
»Ist« und »Soll« eines Bindestrichfachs aus protestantischer Perspektive



I Einleitung

Aus ökonomischer Sicht stellt sich die aktuelle Diskussion um Wirtschaftsethik vereinfacht wie folgt dar: Nicht erst seit der weltweiten Finanz- und Bankenkrise 2008 und der jüngsten Staatsschuldenkrise in Europa wird der antizipierte Bedarf nach wirtschaftsethischer Expertise merklich höher. Angesichts dessen würde der Ökonom erwarten, dass der wachsende Orientierungsbedarf der Praxis mit einer steigenden Nachfrage nach akademisch etablierter Wirtschaftsethik korrespondiert. Genau dies scheint aber nicht der Fall zu sein. Im Gegenteil: Weite Teile akademisch rezipierter und dort etablierter Wirtschaftsethik produzierten auf der Angebotsseite Inhalte, so Philip Plickert kürzlich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die an der tatsächlichen Nachfrage der Praxis vorbeigingen. Wirtschaftsethik bleibe darum ein »Bindestrich-Fach« oder – in den Worten des Wirtschaftsethikers Birger Priddat– ein Fach »mit Konjunktur, aber ohne Wirkung«.1 Anders, so Plickert, lasse sich die Diskrepanz zwischen der Fülle wirtschaftsethischer Fragestellungen in der öffentlichen Debatte einerseits und der Marginalisierung des Fachs Wirtschaftsethik im akademischen Diskurs im Spannungsfeld von Ökonomie und Philosophie anderseits kaum erklären. Theologie kommt in diesem Zusammenhang erst gar nicht vor. Zwar werden verstärkt Einrichtungen gegründet und Lehrveranstaltungen vor allem in der Ausbildung von Wirtschaftswissenschaftlern zur Wirtschaftsethik angeboten, deren wissenschaftlicher Ertrag im Vergleich zur steigenden Zahl der Veranstaltungen aber im besten Fall stagniert. Mit Blick auf den Beitrag konfessionell ausgerichteter Theologie und Ethik in wirtschaftsethischen Debatten fällt das Urteil des Sozialethikers Wolfgang Nethöfel noch deutlicher aus:

»Diese scheinbare Elendsgestalt protestantischer Wirtschaftsethik erhält ihre Umrisse vor der eindrucksvollen Hintergrundgestalt katholischer Soziallehre. Ein David steht vor Goliath – doch der erweist sich bei näherem Hinsehen als Riese auf tönernen Füßen, unkenntlich im breiten Schatten des Naturrechts. Die lebendige Auseinandersetzung mit biblischen Quellen steuert hier nichts; im Alltagsgeschäft vernünftiger wirtschaftspolitischer Orientierung kann der Bezug auf die christliche Tradition gelegentlich überhaupt institutionell dem Moraltheologen zugewiesen werden. Das Naturrechtsparadigma, das dennoch und statt dessen vom und vor dem Lehramt in Geltung gehalten wird, ist noch weniger kopplungsfähig an neuzeitliche Theorie- und Modellbildung. […] Was faktisch als »natürliche« gute Ordnung des Ökonomischen propagiert wird, ist nicht mehr durch das Paradigma des Naturrechts gesteuert, kaum diszipliniert, sondern erweist sich als reiner Dezisionismus einer rechtlich und sozial sanktionierenden Institution.« 2

Auf protestantischer Seite sei eine akademisch fundierte, theologische Wirtschaftsethik kaum existent, während auf der katholischen Seite hingegen durch den so einseitigen wie lehramtlichen Naturrechtsbezug für die Moderne nur schwer rezipierbar. Den Anschluss an die wissenschaftlichen Fachdiskurse der Moderne verloren zu haben, sei das eigentliche Versagen.

Im Folgenden soll geklärt werden, ob diese theologische Ana­lyse Nethöfels im Besonderen und Plickerts journalistisches Bild eines inhaltlichen Stillstands des Faches im Allgemeinen einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten, eine Frage, die sich führende Fachvertreter verschiedenster Schulen und Fakultäten auf einer gemeinsamen Tagung an der Leuphana Universität Lüneburg im Februar 2012 gestellt haben unter dem Titel: »Wirtschaftsethik – Quo vadis?«.

Wenn Wirtschaftsethik ihren eigenständigen wissenschaftlichen Beitrag und ihre Relevanz nicht hinreichend deutlich ma­chen kann, kommt sie selber in ein Dilemma, das zu strukturieren – wieder ökonomisch gesprochen – ihr Kerngeschäft und Alleinstellungsmerkmal wäre. Vermag Wirtschaftsethik diesen strukturierenden Beitrag nicht zu leisten, hätte Niklas Luhmann am Ende tatsächlich Recht, wenn er vermutet, »daß sie [d. h. die Wirtschaftsethik] zu den Erscheinungen gehört, wie auch die Staatsräson und die englische Küche, die in der Form eines Geheimnisses auftreten, weil sie geheim halten müssen, daß sie gar nicht existieren« 3.

Um diese Annahme zu entkräften, hat der Artikel das Ziel, zunächst den Ist-Stand der Diskussion um die deutschsprachige Wirtschaftsethik seitens der hier marktführenden Ökonomie darzulegen, um dann die theologisch-kirchlichen Beiträge zur Wirtschaftsethik zu reflektieren mit dem Ziel, zum »Soll« eines eigenständigen, dezidiert protestantischen Zu­gangs zur Wirtschaftsethik zu gelangen.

II Ein alte Schuldiskussion um eine ungeklärte Grundsatzfrage


Die deutschsprachige Wirtschaftsethik scheint in einer Schuldis­kussion steckengeblieben, für die seit Ende der 1980er Jahre keine tiefgreifende Weiterentwicklung zu beobachten ist. Auch wenn jüngst die Debatte wieder aufgenommen wurde, so verlaufen noch immer die gleichen Frontstellungen aus den 1980er Jahren, die sich zwischen »zwei grundlegende[n], paradigmatische[n] Theorie­optionen« für die Wirtschaftsethik entfalten lassen.4 Die strittige Frage zwischen der Schule der »ökonomischen Ethik«, die Karl Homann begründete, und der Schule der »Integrativen Wirtschaftsethik«, die auf den St. Galler Wirtschaftsethiker Peter Ulrich zurückgeht, ist diese: Wie lassen sich Ethik und Ökonomie gegeneinander abgrenzen, einander über- bzw. unterordnen oder gegenüberstellen?

Für Homann5 und die meisten seiner Schüler6 ist die Antwort eindeutig: Er geht davon aus, dass Ethik nicht »außerhalb« der Ökonomie und damit als Gegensatz zur Ökonomie konzipiert werden sollte, sondern »innerhalb« der Ökonomie selbst ihren Ort hat. Er verwendet dazu das Bild der »Ökonomik als Ethik mit anderen Mitteln«7. Er versteht darunter, Ethik mit den Mitteln der ökonomischen Theorie zu betreiben, und beschreibt darum seinen An­satz als »Ethik mit ökonomischer Methode«8. Homann stellt dabei primär auf die Bedeutung der Rahmenbedingungen und Rahmenordnungen der Wirtschaft in Form von »Spielregeln« ab.9 Weil ethische Reflexion nur mit der »Anreizlogik der Ökonomik« in unserer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft wirksam werden kann, müsse der systematische Ort der Ethik in der Rahmenordnung des Wirtschaftens verortet werden.10 Wird hingegen »Ethik gegen die Ökonomie« konzipiert, wie er es Peter Ulrich vorwirft, dann handele es sich dabei um einen »dualistischen Ansatz«, der nicht angemessen die konkreten Dilemmastrukturen wirtschaftsethischen Entscheidens (z. B. im Gefangenendilemma) be­rücksichtigt und da­her auf der appellativen Ebene verharrt mit vermeintlichen Umsetzungsschwächen.11

Peter Ulrich12 nimmt seinerseits bei der Frage der Abgrenzung von Ethik und Ökonomie eine Gegenposition zu Karl Homann ein, dem er »ökonomischen Reduktionismus«13 vorwirft. Ulrich geht davon aus, dass man Ethik nicht mit den Mitteln der ökonomischen Theorie betreiben könne, sondern Ethik ein Primat eingeräumt werden müsse gegenüber einer normativ aufgeladenen Ökonomie. Entsprechend viel Energie verwendet Ulrich darauf, den verdeckten normativen Gehalt der ökonomischen Theorie zu rekonstruieren in Form einer ausführlichen »Ökonomismuskritik«14. Dabei verstehen Ulrich und die meisten seiner Schüler15 Wirtschaftsethik in der Tradition Kants als »nachholende Aufklärung«, die als »Vernunftsethik des Wirtschaftens […] vorbehaltlose und allseitige Ideologiekritik« übt, nicht nur, aber vor allem an der Ökonomie, ihren Voraussetzungen und Methoden.16

Ebenso wie Ulrich nahm Peter Koslowski seit den 1980er Jahren eine führende wie kritisch distanzierte Haltung zur ökonomisch dominierten Sicht auf die Welt und den Menschen ein.17 Der studierte Ökonom und Philosoph versuchte dies – zeit seines Wirkens – auf eine genuin eingeständige Weise in Form einer »ethischen Ökonomie«18. Seiner Ansicht nach stellt das homo oeconomicus-Modell, in dem ethische Motivationen ausgeblendet werden, eine Engführung dar.19 Methodisch vollzog er, ähnlich wie dies Thomas Beschorner20 in jüngster Zeit tut, den aus protestantischer Perspektive signifikanten Rekurs auf die Verkürzung von Menschenbildern, die beide in ökonomischen Diskursen richtigerweise identifizieren. Menschliches Handeln lässt sich jedoch nicht nur auf Nutzenmaximierung reduzieren, sondern ist immer auch geprägt von normativen wie kulturellen Orientierungen. Hier kommt so­mit der wichtige Zusammenhang zwischen Wirtschaftsethik und Anthropologie ins Spiel.

Ähnlich wie Ulrich stellt sich bei Koslowski allerdings die Frage, wie die signifikanten Probleme bei der Bewältigung wirtschaftlicher Dilemmata und bei der Realisierung von Gerechtigkeitsfragen angesichts der fortschreitenden Ökonomisierung und Globa­lisierung konkret bewältigt werden können. Hier zeigt sich eine gewisse Diskrepanz zwischen anthropologischem Anspruch und ökonomischer Wirklichkeit. So lässt sich für die Position von Koslowski bei der Frage der Zuordnung von Ethik und Ökonomie keine vollständige Synthese konstatieren, womit im Schulstreit zwischen den zwei Polen noch keine grundsätzliche Weiterent-wick­lung erreicht wäre.

Zusammenfassend zeigt sich, dass diese prototypischen Positionierungen in der Frage der Zuordnung von Ethik und Ökonomie, wie sie sich im Schulstreit zwischen Ulrich und Homann seit den 1980er Jahren gezeigt haben, in der deutschen Wirtschaftsethik bisher nicht vollständig überwunden werden konnten.21 Auch wenn in jüngster Zeit die Kritik am Homann-Ansatz von Michael Aßländer und Hans Nutzinger22 erneuert und dieser wiederum von Ingo Pies23 fundiert verteidigt wurde, tut man sich schwer, systematisch neue Argumente zu identifizieren. Ein treffendes Fazit dieser Kontroverse über systemische und individuelle Verantwortlichkeiten liefert darum Kurt Röttgers:

»Man kann in der Hoffnung, der Kontrahent werde endlich auch einsehen, was man selbst schon eingesehen hat, unverdrossen auf ihn einreden. Das ge­schieht seit ca. 20 Jahren, ohne dass einer der Kontrahenten der Kapitulation auch nur ein Stück näher gekommen wäre.«24

III Neuere unternehmensethische Forschung und deren Rezeptionsmangel


Wo aber wären Weiterentwicklungen in der neueren wirtschaftsethischen Debatte überhaupt denkbar? Da sich diese wie oben ge­zeigt derzeit weniger im makroökonomisch-konzeptionellen Be­reich bewegen, konzentrieren sich neuere Arbeiten25 auf den mikroökonomisch-unternehmensethischen Bereich und damit weniger auf die Zuordnung von Ethik und Ökonomie als vielmehr in der angelsächsischen Tradition von business ethics auf angewandte Wirtschaftsethik, die zunehmend zu einem Teil des Faches Controlling reduziert zu werden droht, sowie auf Corporate Social Responsibility (CSR) und Sustainability und Corporate Governance – auf Bereiche also, die mittlerweile in fast jedem Jahresbericht börsennotierter Firmen auftauchen.

Entsprechend spezialisieren sich die Homann-Schüler Pies und Suchanek vermehrt auf Fragen der Unternehmensethik. Pies entwickelt die Homann-Schule unter dem Begriff »Ordonomik« konzeptionell weiter, indem er substantielle Beiträge im Bereich Corporate Social Responsibility, Corporate Citizenship und New-Governance vorzulegen vermag.26 Suchanek hat unter der Überschrift »ökonomische Ethik«27 ebenfalls eine weithin rezipierte Spezialisierung in Richtung der Unternehmensethik vorgenommen.28 Für die Ulrich-Schule lässt sich ein ähnliches Bild zeichnen.29 Auch andere Vertreter der akademisch etablierten Wirtschaftsethik konzentrieren sich mittlerweile hauptsächlich auf anwendungsorientierte Fragestellungen statt auf Grundlagenreflexion, wie beispielsweise Josef Wieland.30

Das Problem in der Binnenlogik von Anwendungszusammenhängen scheint jedoch zu sein, dass damit eine öffentlich bereits virulente Debatte um das Verhältnis von Wirtschaft und Ethik akademisch kaum vorankommt. Umgekehrt bleibt die Homann-Ulrich-Kontroverse in ihren verschiedenen Spielarten auf der fundamentalethischen Ebene verhaftet, was in der Praxis zu dem Eindruck führt, den der eingangs zitierte Philipp Plickert beschreibt: Man koppelt sich von den praxisrelevanten Diskursen etwa zu den Ursachen von Banken- und Finanzkrisen oder zu neueren Forschungen aus dem Bereich behavioral economics, der Spieltheorie oder ökonomisch-psychologischer Glücksforschung zunehmend ab. Es ist zwar ein deutliches Bemühen zu beobachten, anwendungsorientierte Forschung und Lehre zu betreiben, um mit zahlreichen Anstrengungen Hilfsmittel für normatives und strate­gisches Management zu Verfügung zu stellen. Aber trotz dieser Praxisorientierung herrscht im Bereich Ökonomie und Philosophie ein empfindlicher Rezeptionsmangel, wie Homann selbst zu­gesteht:

»Bei dem enormen Problemdruck, unter dem wir in der gegenwärtigen Weltlage stehen, erwarten nicht wenige einen substantiellen Lösungsbeitrag von der Wirtschaftsethik. Trotz dieser hohen Erwartungen kommt die Wirtschaftsethik im universitären Raum zumindest in Deutschland nur langsam voran. Das hat meiner Einschätzung zufolge vor allem zwei Gründe: zum einen bietet die Wirtschaftsethik weiterhin ein sehr heterogenes Bild, und zum anderen fehlt es ihr – u. a. deswegen – an Akzeptanz in Philosophie und Ökonomik gleichermaßen.«31

Der Grad fehlender Rezeption vor allem seitens der Betriebswirtschaftslehre wird exemplarisch deutlich an der sogenannten Albach-Kontroverse, in welcher der Betriebswirt Horst Albach die etablierte Unternehmensethik schlichtweg als überflüssig ansieht, da diese Aufgabe selbständig von der BWL geleistet werden könne.32 Auch wenn diese pauschale Kritik in zahlreichen Repliken weithin nicht geteilt wurde,33 so gibt doch die darin mitschwingende Ablehnung gegen eine aus der Sicht Albachs rein appellierende Unternehmensethik zu denken.34

So wird gerade von Praktikern immer wieder beklagt, dass man es bei der Wirtschaftsethik – ähnlich der von der Praxis weithin nachgefragten, aber akademisch unzureichend aufgestellten Diakoniewissenschaft – mit einem »Orchideenfach«35 zu tun habe, das durch die Finanzkrise zwar Konjunktur erlebe, aber im Sinne Birger Priddats wenig Wirkung entfalte. Dieser allzu deutliche Rezeptionsmangel lässt sich aber nicht nur in den Wirtschaftswissenschaften beobachten, sondern auch in der Philosophie, wie schon Homann konstatierte.36 Ist eine notwendig interdisziplinär zu betreibende Wirtschaftsethik je­doch nicht in der Lage, präzise mit ökonomisch-philosophischen Begrifflichkeiten zu operieren, dann verfehlt sie ihre ureigene Aufgabe, die darin besteht, ethische Di­lemmata im Bereich von Ökonomie und Wirtschaft zu struk­-turieren, damit Akteure wie Entscheidungsträger, die sich diesen Di­lemmata ausgesetzt sehen, ethisch angemessen mit ihnen umzugehen vermögen. Unterschreitet Wirtschaftsethik jedoch einen notwendigen Rezeptionsgrad in der ökonomischen Praxis, dann droht ihr zentrales Anliegen, nämlich durch die ethische Strukturierung realer wirtschaftlicher Zu­sammenhänge einen analytischen Mehrwert zu pro­duzieren, aus dem Blick zu geraten.

IV Konfessionell geprägte Wirtschaftsethik


Wendet man nun das von Trutz Rendtorff formulierte Diktum, dass Ethik »Begleitwissen« und kein »Bescheidwissen« zur Verfügung stelle,37 konsequent auf das Feld der Wirtschaftsethik an, dann könnte Theologie, so sie willens und vor allem in der Lage ist, sich der Ökonomie als deren Begleitwissenschaft auf Augenhöhe zu stellen, beinahe ideal aufgestellt sein, um einen Beitrag in der wirtschaftsethischen Debatte zu leisten, der den fundamental-ethischen Dissens von Homann und Ulrich mit ihrer Anwendung im Mikrobereich zu vermitteln und anthropologisch weiterzuentwi­ckeln vermag.

Denn anders als die Wirtschaftswissenschaften stellt theolo­gische Reflexion die heuristisch-semantische wie inhaltlich-an­thropologische Kompetenz zur Verfügung, um sich sachgerecht mit ethischen wie anthropologischen Kernthemen zu Fragen von Gerechtigkeit, Gemeinwohl und Menschenwürde auseinanderzusetzen. Denn sie versucht nicht nur zu verstehen, wie Menschen handeln, sondern warum diese so handeln, wie sie handeln. Andererseits hat sie historisch wie konfessionell unter Beweis gestellt, dass sie sich den Wirtschaftswissenschaften methodisch wie ideengeschichtlich erfolgreicher zu nähern vermag, als dies vielen ökonomischen Nachfolgern des Moralphilosophen Adam Smith zu ge­lingen scheint. Wer sich etwa fragt, warum die Katholische Soziallehre mit Protagonisten wie Oswald von Nell-Breuning oder Josef Kardinal Höffner die Soziale Marktwirtschaft in ihrer Entstehungsgeschichte nicht nur zu begleiten, sondern substantiell zu prägen vermochte, der wird feststellen, dass etwa die genannten Theologen ausgebildete Ökonomen bzw. Mathematiker waren, bei denen sich eine Schere zwischen Begleit- und Be­scheidwissenschaft kaum aufzutun vermochte. Hinzu kam, dass deren wissenschaft­liche Beratung zu Fragen von Subsidiarität und Solidarität auf ökonomisch fruchtbaren Boden fielen. So wie Alfred Müller-Armack und zahlreiche seiner Mitstreiter genug von Theologie verstanden, um soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsstil auf der von ihm vertretenen christlichen Perspektive vom Menschen zu fundieren, 38 so begründeten auch andere Väter der Sozialen Marktwirtschaft wie Walter Eucken oder Ludwig Erhard das Konzept dahingehend ethisch, dass sie jeder von Menschen be­stimmten Wettbewerbsordnung immer auch eine ethische Qualität beimaßen. Es bedurfte darum keiner von außen kommenden Wirtschaftsethik, um das ethische Fundament auf dem Prinzip der Reziprozität, der Subsidiarität, der Solidarität und dem Primat der Würde des Einzelnen zu verankern, da diese vier Pfeiler ihrerseits theologisch fundierbar und anschlussfähig waren. So waren etwa Gewerkschaften nicht nur eine politische, sondern aus Sicht Nell-Breunings immer auch eine ethisch zentrale Größe, denn deren Aufgabe war und ist es, ein bestehendes, systembedingtes Machtgefälle zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern auszugleichen.

Und etwas Entscheidendes kam und kommt auf katholischer Seite hinzu, was protestantischerseits gewollt fehlte: Ein mit päpstlicher Autorität versehenes Lehramt. Die lehramtliche Berücksich­-tigung sozialer Bemühungen erfolgte bereits im Jahre 1891 mit der Enzyklika Rerum novarum, in der sich Leo XIII. mit der Arbeiter-­frage, dem Bevölkerungswachstum, dem Kommunismus und Wirtschaftsliberalismus kritisch auseinandersetzte. Diese Enzyklika sollte eine beachtliche Wirkungsgeschichte entfalten. So nahm Johannes Paul II. seine Enzyklika Centesimus annus zum Anlass, Rerum novarum 100 Jahre später für die Gegenwart neu zu lesen. 1931 erschien auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise die Enzyk-lika Quadragesimo anno, in der sich Pius XI. mit dem Sozialstaat, dem Begriff der Subsidiarität und dem Eigentumsbegriff (privat vs. kollektiv) mit dem Anliegen auseinandersetzt, den Aquinschen Gerechtigkeitsbegriff für seine Beschreibung der kritischen sozialen und politischen Lage in Europa nutzbar zu machen. Mit dieser auf dem Aquinschen Naturrechtsverständnis fußenden Enzyklika wurden Solidarität, Subsidiarität und Personalität lehramtliche Grundlage dessen, was von H. Pesch, O. von Nell-Breuning und anderen als »Soziallehre« auf dem Boden des Naturrechts entworfen wurde und was später für den Aufbau der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland programmatisch bedeutsam werden sollte.

Auch Protestanten hatten an diesem Aufbau entscheidenden Anteil, wie die Arbeiten von Brakelmann und Jähnichen eindrucks­voll belegen39 – ein Anteil, der allerdings naturgemäß aus keiner evangelischen Soziallehre heraus generiert wurde. Entsprechend nüchtern stellt sich der Befund auf protestantischer Seite dar: Ob des fehlenden Lehramtes kann es keine »evangelische Soziallehre« geben, sondern nur eine Sozialethik, was freilich nicht bedeutet, dass keine prägende Wirtschafts- und Sozialethik betrieben worden wäre. Zwar legte etwa Karl Barth keine eigene Wirtschaftsethik vor, beschäftigte sich aber intensiv mit Ernst Troeltschs Soziallehren und las die Gewerkschaftliche Rundschau bis hin zur Zeitschrift Textilarbeiter, verbunden mit dem Bedauern, »daß ich mich auf der Universität u. auch in Genf so wenig um diese Dinge gekümmert habe.«40 Die Ergebnisse seiner Überlegungen fasste Barth in einer mit reichem Datenmaterial unterlegten Materialsammlung zur Arbeiterfrage bereits 1913/14 zusammen.41 Das Bemerkenswerte an Barths Ausarbeitung ist die Tatsache, dass er trotz aller Kritik an der Ausbeutung des modernen Industriearbeiters in Anknüpfung an seine Lektüre nationalökonomischer Literatur Heinrich Herkners Differenzierung aufgreift, dass nicht nur Arbeiter, sondern auch Unternehmer verschiedene Formen von Risiken treffen, die beide in anerkennenswerter Weise zu tragen bereit sind:

»Der Arbeiter engagiert im Arb[eits]vertrag seine Person, der Unternehmer engagiert (u. riskiert!) seine Sachen […]. Natürlich: gute Arbeiter werden unter diesen Nachteilen des A[rbeits-]V[ertrags] nicht leiden, die Unternehmer haben ein Interesse daran, sie zu halten u. gut zu halten[,] während schlechte Arbeiter für den Unternehmer Risiko u. Verlust bedeuten.«42

Entscheidend ist jedoch, dass für Barth in seiner Kirchlichen Dogmatik Arbeit und Beruf nicht primär sozialpolitisch, sondern theologisch dahingehend problematisiert werden, wie sie das Verhältnis des Menschen zu Gott verändern.

So wird verständlich, warum nach Ansicht des Autors der ersten explizit evangelischen Wirtschaftsethik, Georg Wünsch, von Seiten der dialektischen Theologie keine systematische Wirtschaftsethik erwartet werden konnte. Darum unternimmt Wünsch als christlicher Sozialethiker zunächst 1925 in seinem Aufsatz Religion und Wirtschaft in Anknüpfung an den gleichnamigen Aufsatz von Ernst Troeltsch und zwei Jahre später in seiner Evangelischen Wirtschaftsethik den Versuch, eine pointiert wertphilosophisch unterlegte Beziehungsbeschreibung von Wirtschaft und Gesellschaft zu verfassen.43 Während der später für Heidegger so problematische Begriff des »Wertes« für Wünsch noch eine zentrale Rolle einnimmt, kommt der Begriff »Gerechtigkeit« im Sachregister seiner Evangelischen Wirtschaftsethik gar nicht vor. G. Wünsch geht es methodisch vielmehr darum,

»Teile eines großen Themas zu bewältigen, vor dem der Protestantismus im­mer wieder zurückgeschreckt ist in dem Gefühl der Unzulänglichkeit, beide Sachgebiete, Religion und Wirtschaft, zu einer einheitlichen sittlichen Zielsetzung zusammenzudrängen.«44

Die Krise der Wertphilosophie in der zweiten Hälfte des 20. Jh.s führte jedoch dazu, dass erst in den 1980er Jahren die nächste große Wirtschaftsethik des vom religiösen Sozialisten Leonhard Ragaz geprägten Arthur Rich vorgelegt wird, wodurch das Thema in der evangelischen Ethik in der Folge bei Martin Honecker, Trutz Rendtorff, Karl-Wilhelm Dahm oder Eilert Herms präsent wurde, wobei Letzterer seine Wissenschaft spezifisch als Anbieterin von Orientierungswissen auf Grundlage einer theologischen Gesellschaftstheorie wirtschaftsethisch profilieren will. 45

Arthur Richs Bestreben war es, den Begriff des »Menschengerechten« ins Zentrum seines Denkens zu rücken. Auf Grundlage dieses Begriffs sei es möglich, Christen und Nicht-Christen über Ökonomie ins Gespräch zu bringen. Mit seiner Wirtschaftsethik in zwei Bänden legte Rich 60 Jahre nach G. Wünsch die zweite, prononciert evangelische Wirtschaftsethik vor, ohne allerdings wie Wünsch das Attribut »evangelisch« im Titel zu verwenden. Im ersten Band beschäftigt sich Rich, den Faden Wünschs wieder aufnehmend, mit der methodischen Grundlegung einer Wirtschaftsethik aus protestantischer Perspektive, während er im zweiten Band sein Konzept des »Lebensdienlichen« und des »Sachgemäßen« auf wirtschaftsethische Sachfragen anwendet – von der Wahl einer menschengerechten Wirtschaftsordnung bis hin zu einer möglichst humanen Gestaltung des Welthandels. 46 Für Rich ist Wirtschaftsethik keine Tugend- oder Wertelehre, sondern ein Spezialfach der Sozialethik, welches sich mit der Beschaffenheit und der ethischen Einordnung und Bewertung von ökonomischen Strukturen und Institutionen auseinandersetzt. Das »Sachgemäße« und das »Menschengerechte« werden dabei als Leitbegriffe und Maßstab seiner Wirtschaftsethik eingeführt.47 Nach Richs prägender Arbeit und deren theologischen Ablegern in den 1970er und 1980er Jahren folgt in den 1990er Jahren Günther Meckenstocks Wirtschaftsethik, die das Thema als Gesamtdarstellung in Form einer theologisch-ideengeschichtlichen Auseinandersetzung mit den Wirtschaftswissenschaften in einer makroökonomisch rezipierbaren Weise aufgreift.48

Im Vergleich zum eingangs beschriebenen wirtschaftsethischen Schulstreit innerhalb der Ökonomie und einer lehramtlich-naturrechtlich unterlegten katholischen Soziallehre fallen protestantischerseits bemerkenswerte Parallelen, aber auch signifikante Unterschiede auf: Komplette Wirtschaftsethiken werden nur wenige vorgelegt, die ihrerseits nur bedingt ökonomisch rezipiert werden. Nach den Gesamtentwürfen eines Arthur Rich oder Günther Meckenstock folgten in den 1990er und 2000er Jahren Aufsätze und Sammelbände, etwa von Eilert Herms49 oder Wolfgang Huber,50 zu einzelnen wirtschaftsethisch relevanten Themen, aber fast keine Ge­samtdarstellungen. Mit einer Ausnahme: Protestantisch ge­prägte, sozialethische Beiträge finden sich profiliert auch in dem 1999 von der Görres-Gesellschaft in vier Bänden herausgegebenen »Handbuch der Wirtschaftsethik« wieder, das jedoch bewusst den Charakter eines Nachschlagewerkes und Kompendiums hat, welches Schulen und deren Positionen interdisziplinär abbildet.51 Dennoch spiegelt das protestantische Profil der Wirtschaftsethik die vermeintliche Zerfaserung der ökonomischen Wirtschaftsethik in den 1990er Jahren, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass jeder »Schulstreit« protestantischerseits systematisch gewollt und erwartbar ist, denn »die protestantische Wirtschaftsethik« gibt es nicht, ja sie kann es nicht geben, da diese zwar genauso wertphilosophisch wie naturrechtlich, religiös sozialistisch oder auch utilitaristisch unterlegt werden kann, aber aufgrund des fehlenden Lehramts niemals verbindlich in eine Richtung. So hat aus evangelischer Sicht das Naturrecht denselben Status wie andere ethische Theorien, ist aber gerade nicht lehramtlich normiert. D.h. es kann einbezogen werden, wenn es sich als plausibel er­weist, aber auch nur dann.

Wie aber kann umgekehrt evangelische Wirtschaftsethik an Profil verlieren, wenn etwa die Zahl der Denkschriften zu wirtschaftsethischen Themen steigt? Die Antwort gibt eine theolo­gische Analyse solcher kirchlichen Stellungnahmen/Sozialworte der Jahre 1997, 2008 und 2014. Denn bemerkenswerterweise werden die offenkundigen Stärken der Katholischen Soziallehre, nämlich deren Eindeutigkeit in den lehramtlich autorisierte Ergebnisse sowie deren gesellschaftliche Debatten prägenden Be­grifflichkeiten wie »Subsi diarität«, scheinbar vorbehaltlos ge­teilt, ohne auf evangelischer Seite zu bemerken, welche normativen und anthropologischen Konzepte einer darauf fußenden »Social-Lehre« zugrunde liegen.52 Als Beispiel dafür mag die Genese des in seiner Intention positiv zu be­wertenden, wenn auch außerhalb der Kirchen nur unzureichend rezipierten Papiers des Rates der EKD gelten, das 1997 zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz als gemeinsames Wort der Kirchen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland unter dem Titel Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit veröffentlicht wurde.53 In diesem Papier werden »Perspektiven und Impulse aus dem christlichen Glauben« bei der Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft benannt.54 Nach der Betonung des doppelten Liebesgebotes und der vorrangigen Op­tion für Arme und Benachteiligte in der biblischen Überlieferung nehmen die Kirchen zum Gerechtigkeitsbegriff Stellung, um da­nach zum Subsidiaritäts- und Solidaritätsprinzip zu kommen.55 Dargelegt wird im Wesentlichen das aristotelisch-thomistische Verständnis des Gerechtigkeitsbegriffs, ohne ein solches Verständnis allerdings konfessionell zu differenzieren. Zudem setzt man sich weniger sozialethisch als sozialpolitisch mit Problemen wie Massenarbeitslosigkeit, Mindestlohn oder der Struktur sozialer Sicherungssysteme in Deutschland auseinander. So gesehen handelt es sich um eine so anspruchsvolle wie im konkreten Fall theologisch problematische Gratwanderung. Denn zum einen sollten EKD-Denkschriften vermeiden, durch die unkritische Reflexion naturrechtlich unterlegter Begrifflichkeiten die Orientierung am biblisch-reformatorischen Verständnis des Menschen zu verlieren. Zum anderen sind ökonomisch kaum fundierte Appelle und normative Handlungsempfehlungen an Politik und Wirtschaft mit Vorsicht zu gebrauchen, wollen sie sich nicht der Kritik der mangelnden Sachkenntnis aussetzen und dadurch selbst entwerten.

Ein Beispiel, bei dem der Inhalt hinreichend mit den Vertretern des zu begleitenden Anwendungsbereichs, also Unternehmern wie Ökonomen, abgestimmt, aber die kirchliche Binnenkommunikation zum eigentlichen Problem wurde, ist die sogenannte »Unternehmerdenkschrift« der EKD56 aus dem Jahre 2008. Sie musste im Kontext der damaligen Bremer Synode vom Ratsvorsitzenden und in der Folge von Heinrich Bedford-Strohm gegen das Papier »Frieden mit dem Kapital?« verteidigt werden.57 Einer von zahlreichen Vorwürfen darin lautete, die Denkschrift sei das »Dokument einer neoliberalen Wende der EKD, die sich ›der mächtigsten Klasse des herrschenden Systems‹ anbiedere.«58 In Frage gestellt wird dabei so Grundsätzliches wie die Bejahung unternehmerischen Handelns als unverzichtbare Produktivkraft einer Gesellschaft und das System der Marktwirtschaft insgesamt. Dass dies so kontrovers innerhalb einer EKD-Synode diskutiert wird, erklärt gleichzeitig, warum derlei Diskurse außerhalb kirchlicher Räume als kaum rezipierbar erscheinen. Defizitär erscheint umgekehrt die systematisch-theologische Profilierung einer Wirtschaftsethik, während die katholische Soziallehre auch im Lichte der 2009 veröffentlichten Enzyklika Caritas in veritate nach wie vor auf dem Fundament des Naturrechts fußt.59 Evangelische Wirtschaftsethik vermag zwar wirtschaftsethische Studien mit akademisch ausgewiesenen Mittelpositionen vorzulegen,60 aber anders als die ka­tholische Seite keine eigenen, kirchlich-pro­testantisch profilierten Entwürfe, wie der weithin unkenntliche evangelische Beitrag im Ge­meinsamen Pa­pier aus dem Jahre 1997 belegt. So formuliert W. Nethöfel:

»Das ist vielleicht noch die freundliche Version. Man könnte härter erzählen von den desaströsen Folgen eines sich blähenden Provinzialismus. Die Mischung von Ignoranz und Arroganz ist heute noch ablesbar an der Ausblendung ganzer Wirklichkeitsbereiche im theologischen Mainstream, vom Ausfall ganzer Nachwuchsgenerationen für die kontinuierliche Bearbeitung neuer materialethischer Themenfelder auf internationalem Niveau. Es wäre auch zu erzählen von den korrespondierenden Verdrängungen, Verzerrungen und Verschiebungen, die das auf der anderen Seite produziert hat, […] von der jedenfalls hierzulande weit verbreiteten theoretischen Rückständigkeit einer ganzen theologischen Zwischengeneration, nicht nur im Umgang mit ökonomischen Theorien, sondern auch im eigenen theologischen Paradigma, […] von der Quittung, die der deutschsprachige Protestantismus gegenwärtig dafür zahlt.« 61

Wie aber kann angesichts dieses Befundes eine protestantische Wirtschaftsethik künftig aussehen, die das schafft, was ihr selbst auch zu vermeintlich goldenen Zeiten Arthur Richs nur bedingt gelungen ist – nämlich außerhalb evangelischer Theologie wahrgenommen und aktiv rezipiert zu werden? Was wäre ihr Proprium und ihre theologische Mitte?

V Perspektiven einer Protestantischen Wirtschaftsethik auf Basis ihrer Perspektivität

Als anthropologische »Begleitwissenschaft« im Rendtorffschen Sinne Ökonomie aus christlicher Perspektivität wissenschaftlich zu strukturieren, was als Aufgabenbeschreibung selbstverständlich klingt, ist es nicht. Hierzu das aktuellste Beispiel:

Im jüngsten Gemeinsamen Wort der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz »Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft« [Februar 2014] fällt bereits einleitend sprachlich auf, dass dort »das Kapital global agiert«, als sei diesem eine Moralfähigkeit inhärent.62 So allgemein wie pauschal wird danach konstatiert, »die christliche Wirtschaftsethik« habe stets kritisiert, dass wirtschaftliche Aktivität kein Selbstzweck sei. Inhaltlich ist dies sicherlich so richtig, wie es von verschiedenster Seite immer wieder repetiert worden ist: »Der Markt ist für den Menschen da und nicht umgekehrt.« Nur wird mit einer solchen Formulierung theologisch insinuiert, es gäbe eine solche »christliche Wirtschaftsethik« als einheitliche, überkonfessionelle Entität oder eine einheitliche kirch­- liche Lehrmeinung zu wirtschaftsethischen Themen, was freilich nicht der Fall ist. So wie die politischen Meinungen zum Renten­eintrittsalter oder Mindestlohn divergieren, so tun dies in einer Kirche ohne verbindliches Lehramt naturgemäß auch die theolo­gischen Positionen dazu – eine Pluralität, die das Papier aus protes­tantischer Sicht nicht abbildet, wenn Aussagen zum Renteneintrittsalter einerseits verbindlich oder gar einseitig getroffen werden, es aber andererseits an theologischen Begründungen dafür konkret fehlt, ja aus dogmatischer Sicht fehlen muss. Ein Beispiel: Ein Managergehalt wird nicht dadurch kategorisch gerecht oder ungerecht, dass es zehn-, hundert- oder dreihundertmal so hoch angesetzt wird wie das Gehalt eines einfachen Angestellten, sondern dadurch, dass es eine erbrachte Leistung in Form einer monetären Gegenleistung angemessen, d. h. leistungsgerecht remuneriert oder eben nicht – und erst so die Begründung zu liefern vermag, wie statt eines Bonus auch ein Malus wirtschaftsethisch le­gitim sein kann.

Dieses Defizit, solch konkrete Forderungen nach Limitierung der Managerbesoldung oder umgekehrt nach einem Mindestlohn als Ausdruck der Würde von Arbeit nicht hinreichend theologisch fundieren zu können, durchzieht das Gemeinsame Sozialwort der Kirchen (2014).

Stattdessen werden dort als wesentliche Auslöser der Finanzmarktkrise »Maßlosigkeit«, »bis ins Kriminelle gesteigerte Selbstherrlichkeit« und »Gier« identifiziert.63 Dass anthropologisch die Annahme mindestens fragwürdig erscheint, ein Jakob Fugger sei mehr oder weniger gierig, maßlos oder selbstherrlich gewesen als heutige Marktakteure, bedarf historisch keiner näheren Erläuterung. Jedoch ist der ökonomisch zentrale Punkt vielmehr der, dass einem unter anderem von Martin Luther massiv kritisierten Fugger und auch früheren Generationen im Vergleich zur heutigen Finanzwirtschaft schlicht die Hebelungsmöglichkeiten fehlten, um mit ihren Geschäften ganze Volkswirtschaften zu gefährden. Jakob Fuggers im Vergleich zu modernen Banken enorm hohe, vom Rohstoffabbau gespeiste Eigenkapitalquote aus seinen Minen in Ungarn und Tirol bedeutete immer auch ein Mehr an persönlicher Haftung. Die Konsequenz: Wer eigenes Geld riskiert, agiert in aller Regel vorsich tiger. Eben dies und nicht ein unterschiedliches Maß an Gier un-terscheidet ökonomisch einen Bankier von einem Banker, während »das Kapital« ohne haftbare Akteure genauso wenig mo­ralfähig ist, wie es die christliche Wirtschaftsethik oder die kirchliche Position zu Bankenregulierung, Mindestlohn oder Renteneinstiegsalter geben kann, wie gemeinsame Sozialworte der Kirchen in Deutschland (1997 wie 2014) überkonfessionell zu suggerieren scheinen.

Denn eine wirtschaftsethische Position aus christlicher Perspektive wird nicht durch ihre soziopolitischen Forderungen, sondern primär durch ihre theologische Fundierung zu einer solchen. Hier ist das Gemeinsame Papier der Kirchen aus dem Jahr 2014 noch deutlich dünner als sein Vorgänger aus dem Jahre 1997: So finden sich 2014 im Abschnitt »Orientierung aus christlicher Verantwortung« kaum fünf Seiten mit wenig explizierten, pauschalen Verweisen auf das Gebot der Nächstenliebe, auf die Bergpredigt und die »Option für die Armen«. 64 – Was aber wäre die Alternative? Wie eine solche pointiert theologische Begründung in einem explizit kirchlichen, weit kapitalismuskritischeren Papier (»Diese Wirtschaft tötet«) gelingen kann, zeigt ein Blick in das klar südameri-kanisch kontextualisierte, aber theologisch weit anspruchsvollere Sendschreiben Evangelii Gaudium von Papst Franziskus, der im ausführlichen Rekurs auf die naturrechtlich-scholastischen Grundlagen der katholischen Soziallehre durchgehend eine biblisch-theologische Begründung für seine Aussagen zu formulieren vermag, um sie erst dann mit konkreten Forderungen zu verbinden.65

Auch wenn sich Franziskus an eine andere Leserschaft wendet: Für evangelische Theologie problematisch bleibt jedenfalls die den katholischen Positionen zugrunde liegende, naturrechtliche Fundierung, wie das Eingangszitat von Nethöfel hinreichend verdeutlicht. Was aber macht dann eine protestantische Wirtschaftsethik konkret protestantisch? Weder kann es ihr lehramtlicher Anspruch noch ihre Uniformität sein. Protestantisch wird diese, indem sie ethische Grundfragen theologisch strukturiert, wie etwa die Beob achtung, dass es abstrakt keine Systemverantwortung und damit keine Haftung geben kann, da »die Deutsche Bank« oder »die Bundesrepublik« genauso wenig moralfähig sind wie »das Kapital« oder »die Klasse der Arbeiter und Bauern«, sondern nur die in ihr und für sie auftretenden natürlichen Personen. Dabei ist die da­hinterliegende Systemfrage hochrelevant, nur kann man Systeme in der Regel nicht auf Anklagebänke setzen, sondern nur deren Vertreter.

Ein konkretes Beispiel aus der Finanz- und Bankenkrise, die für die Notwendigkeit eines solchen protestantischen Perspektivenwechsels spricht, bietet eine Studie, die der Vf. 2012 unter dem Titel »Tod eines Investmentbankers. Eine Sittengeschichte der Finanzbranche« auf Grundlage der Analyse von Primärquellen zur Karriere des ersten Amerikaners im Vorstand der Deutschen Bank, dem im Jahr 2000 tödlich verunglückten Edson Mitchell, veröffentlicht hat. Gegenstand dieser biographischen Fallstudie ist eine Dokumentation und Einordnung der Karriere Mitchells auf Grundlage von Interviews und anderen Primärquellen. Der entscheidende Punkt an dieser Stelle ist, dass nicht etwa ein namenloses, nicht haftbar zu machendes System oder eine anonyme Institution mit der Etablierung des Investmentbanking innerhalb der Deutschen Bank betraut war, sondern identifizierbare Personen, die die dazu nötigen Strukturen und Teams analog eines Konquistadors des 16. Jh.s im Alleingang etabliert hat. Damit war ein Edson Mitchell einerseits für die größten Gewinne der Bank in den 1990er Jahren verantwortlich, etablierte aber gleichzeitig eine Struktur in der Bank, die heute zur Too big to fail/too big to jail-Thematik des Instituts entscheidend beitrug und so die wirtschaftsethisch wie makroökonomisch problematische Rolle des Instituts geschaffen hat.

Wenn nun die aktuelle Bankenkrise von einigen Beobachtern als großes systemisches Scheitern fast wie ein Naturereignis kommentiert wird, wäre die spezifisch protestantische Kritik vor dem Hintergrund ihres Freiheits- und Berufsbegriffs die, individuell zurechenbare Handlungen nicht als Ergebnis naturgegebener Strukturen zu interpretieren und damit kollektiv zu nivellieren, sondern aus einer spezifisch christlichen Perspektivität der Wirklichkeit heraus die Bankenkrise als individuell verantwortbar bzw. unverantwortlich zu beschreiben. Auch wird protestantische Wirtschaftsethik keinen lehramtlich verbindlichen Anspruch erheben können oder wollen. Protestantisch an einer so verstandenen Wirtschaftsethik wäre letztlich ihre Anthropologie, und genau damit kann sie sich von einem Schulstreit wie im Falle Homann-Ulrich fundamentalethisch genauso abheben, wie von jeder kleinteiligen Unternehmensethik als degradierter Teilbereich des Controlling oder auch von unternehmerischen CSR-Katalogen aus einer rein deskriptiven Betrachterperspektive ohne hinreichend fundamentalethische Fundierung. Sie wird auch nicht der Versuchung erliegen, »das christliche Menschenbild«, »die christliche Wirtschaftstethik« oder im Sinne Georg Wünschs pauschal gar eine Hierarchisierung »der christlichen Werte« zu propagieren, sondern vor allem eines anstreben: Sie wird der Ökonomie und denen an Märkten agierenden Individuen und Gruppen vermitteln, dass es verschiedene Perspektiven auf Marktteilnehmer gibt, von denen, ihre, die christliche, eine ist, die ermöglichen kann, Menschen in Märkten nicht nur als Subjekt oder Objekt von Regeln und Normen wahrzunehmen, sondern als individuelle, ethisch verantwortliche Ak­teure. Sie wird Legitimität jenseits der Frage nach reiner Legalität zu begründen versuchen: Reicht es etwa, wenn ein Kaufmann nach Strafgesetzbuch ehrlich ist, oder darf man von ihm erwarten, ehrbar zu sein, d. h. hält er nur die Gesetze ein oder beurteilt er sein individuelles Handeln nach dessen ethischer Qualität?

Protestantisch wäre an dieser Stelle zudem der unzweideutig formulierte Hinweis, dass der einzelne Akteur im Rahmen seiner Freiheitsausübung stets eine Verantwortung trägt, die er nicht an »die Märkte« abstrakt delegieren oder auf Sachzwänge von »Spielregeln«, Gesetzen oder Befehlsnotständen abwälzen kann. »Zur Freiheit hat uns Christus befreit« (Gal 5,1) – zur Freiheit eines Chris­tenmenschen gehört die Bereitschaft, jene undelegierbare Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Aufgabe einer auf einem so verstandenen, freiheitlichen Fundament fußenden pro-tes­tantischen Wirtschaftsethik wäre es also nicht, etwa einen Ho­mann-Ulrich Schulstreit als Schiedsrichter zu entscheiden, sondern allen denjenigen, die sich mit den diesem zugrunde liegenden, fundamentalethischen Fragen beschäftigen, zu kommunizieren, dass kein System und keine Institution/Markt/Gesellschaft/Staat diese individuelle Verantwortung kollektiv übernehmen kann oder darf. Gerade die beschriebene Komplexität der ak­tuellen Probleme an den Finanzmärkten wie die Krise des Naturrechts, die eben nicht einfach »universale Sittengesetze« zu postulieren, geschweige denn durchzusetzen vermochte, sondern diese Po­sitionen allgemein plausibel machen sollte, führt zu einer der zentralen Aufgaben theolo­gischer Wirtschaftsethik: nämlich aufzuzeigen, un­ter welchen Bedingungen Menschen verantwortliche Marktteilnehmer sein können und sollen. Im Ergebnis werden das nur Markt-bedingungen sein, die das Wohl der anderen Teilnehmer im Blick haben, die gerecht und fair sind, die andere und besonders die schwächsten Marktteilnehmer nicht übervorteilen. Und eine Wirtschaftsethik, die kommunziert, dass es nicht »das Unternehmen« oder »der Fiskus« sein kann, der sich abstrakt unfair verhält oder Regeln von good governance verletzt, sondern dass nur die für das Unternehmen oder den Staat konkret handelnden Akteure moralfähig sind.

Abstract


The article evaluates current discussions about business ethics from a theological perspective. Those discussions are predominantly shaped by economists, while Protestant and Catholic positions are facing an increasing lack of non-theological reception. This seems to be paradoxical as a particular strength of Catholic theo-logy in the 19/20th century was its emphasis on social teaching combined with economic expertise, while Protestant theologians are able to put forward an anthropological approach emphasizing personal responsibility within markets rather than an abstract emphasis on system failure which holds no one responsible. Therefore, it seems promising to re-define the core of anthropological contributions within Christian ethics based on terms like »freedom« and »justice« – while enriching it with a greater insight into markets and economic debates. The fathers of Catholic social teach-ing such as Oswald von Nell-Breuning are proof that innovative theological attempts can shape how people and societies do business and think about it in terms of ethics. A comparable Prostestant contribution in this discourse is still missing.

Fussnoten:

1) P. Plickert, Ein Bindestrich-Fach, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18.02.2012.
2) W. Nethöfel, Der wirtschaftsethische Beitrag des Protestantismus, in: Globalisierung und Wirtschaftsethik: Markt und soziale Verantwortung, epd-Do­kumentation 43, Frankfurt am Main 2001, in: www.uni-marburg.de/ fb05/ fachgebiete/sozialethik/personal/nethoefel/publikationen, abgerufen am 12.08.2013.
3) N. Luhmann, Wirtschaftsethik – als Ethik?, in: J. Wieland (Hrsg.), Wirtschaftsethik und Theorie der Gesellschaft, Frankfurt am Main 1993, 134.
4) K. Homann, Theoriestrategien der Wirtschaftsethik, Diskussionspapier Nr. 2012-4, Wittenberg-Zentrum für globale Ethik, Wittenberg 2012, 4.
5) K. Homann/C. Lütge, Einführung in die Wirtschaftsethik, Berlin 2013; K. Homann/A. Suchanek, Ökonomik – Eine Einführung, Tübingen 2004.
6) Homann hat mit seinem prägenden Ansatz einige Schüler hervorgebracht, welche seine Grundidee in unterschiedlichen Facetten weiterführen. Darunter u. a. folgende Personen mit Literatur (in Auszügen): Ingo Pies (I. Pies [Hrsg.], Das weite Feld der Ökonomik. Von der Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik bis zur politischen Ökonomik und Wirtschaftsethik, Stuttgart 2013; I. Pies [Hrsg.], Moral als Produktionsfaktor. Ordonomische Schriften zur Unternehmensethik, Berlin 2009); Andreas Suchanek (A. Suchanek, Ökonomische Ethik, Tübingen 2007); Christoph Lütge (C. Lütge, Wirtschaftsethik ohne Illusionen. Ordnungstheoretische Reflexionen, Tübingen 2012).
7) K. Homann, Wirtschaftsethik. Angewandte Ethik oder Ethik mit ökonomischer Methode, in: Zeitschrift für Politik 43 (1996), 180.
8) Homann 2012, 9.
9) K. Homann, Ethik in der Marktwirtschaft, Roman-Herzog-Institut Positionspapier Nr. 3, München 2007, 11.
10) Homann 2007, 13 f.
11) Homann 2012, 4 ff.
12) P. Ulrich, Zivilisierte Marktwirtschaft. Eine wirtschaftsethische Orientierung, Bern 2010; ders., Integrative Wirtschaftsethik. Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, Bern 2008.
13) P. Ulrich, Integrative Wirtschaftsethik. Versuch einer (Selbst-)Einschätzung des Entwicklungs- und Diskussionsstands, in: T. Beschorner et al. (Hrsg.), Wirtschafts- und Unternehmensethik: Rückblick – Ausblick – Perspektiven, München 2005, 237.
14) Ulrich 2008, 141 ff.
15) Dem Ansatz von Peter Ulrich folgen inhaltlich einige Schüler mit je eigenen Ausformungen. Darunter u. a. (in Auszügen): Ulrich Thielemann (U. Thielemann, Das Prinzip Markt. Kritik an der ökonomischen Tauschlogik, Bern 1996; ders., System error. Warum der Markt zu Unfreiheit führt, Frankfurt am Main 2009); Florian Wettstein (F. Wettstein, Morality Meet Politics, Politics Meet Morality. Exploring the Political in Political Responsibility, in: Business Ethics Journal Review 1/9 (2013), 57–62; ders., Multinational Corporations and Global Justice. Human Rights Obligations of a Quasi-Governmental Institution, Stanford 2009); Thomas Maak (T. Maak/P. Ulrich, Integre Unternehmensführung. Ethisches Orientierungswissen für die Wirtschaftspraxis, Stuttgart 2007).
16) Ulrich 2008, 14.
17) P. Koslowski, Wirtschaft als Kultur. Wirtschaftskultur und Wirtschaftsethik in der Postmoderne, Wien 1989.
18) P. Koslowski, Prinzipien der Ethischen Ökonomie. Grundlegung der Wirtschaftsethik und der auf die Ökonomie bezogenen Ethik, Tübingen 1988.
19) P. Koslowski, Der homo oeconomicus und die Wirtschaftsethik, in: P. Koslowski (Hrsg.), Neuere Entwicklungen in der Wirtschaftsethik und Wirtschaftsphilosophie, Heidelberg 1992, 73–92.
20) Beschorner ist mit Recht der Auffassung, dass Ökonomie selbst zutiefst von ihren kulturellen Voraussetzungen und Ideengeschichte geprägt sei, weshalb er einer »kulturellen Ökonomie« das Wort redet. Vgl. T. Beschorner/T. Hajduk, From Body of Knowledge to Ways of Thinking: Theoretical Implications of Sector-specific CR in Europe, in: T. Beschorner/T. Hajduk/S. Simeonov (Hrsg.), Corporate Responsibility in Europe. Government Involvement in Secotr-specific Initiatives, Gütersloh 2013, 283–296; T. Beschorner/D. Fischer/R. Pfriem/G. Ul­rich, Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung – zur Heranführung, in: FUGO Forschungsgruppe Unternehmen und gesellschaftliche Organisation, Universität Oldenburg (Hrsg.), Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung, Marburg 2004, 9–64.
21) Der Sachstand der Diskussion mit Beiträgen der Protagonisten findet sich in: T. Beschorner et al. (Hrsg.), Wirtschafts- und Unternehmensethik: Rückblick – Ausblick –Perspektiven, München 2005.
22) M. Assländer/H. G. Nutzinger, Der systematische Ort der Moral ist die Ethik. Eine kritische Anmerkung zur ökonomischen Ethik Karl Homanns, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik 11/3 (2010), 226–248.
23) I. Pies, Karl Homanns Programm einer ökonomischen Ethik – »A View From Inside« in zehn Thesen, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik 11/3 (2010), 249–261.
24) K. Röttgers, Wirtschaftsphilosophische Durchblicke. Koreferat zu den Beiträgen von Karl Homann, Andreas Georg Scherer, Peter Ulrich und Josef Wieland, in: Beschorner et al. 2005.
25) Vgl. u. a. R. Hahn et al. (Hrsg.), Die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens. Hintergründe, Schwerpunkte und Zukunftsperspektiven, Stuttgart 2012; A. Hardtke/A. Kleinfeld (Hrsg.), Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Von der Idee der Corporate Social Responsibility zur erfolgreichen Umsetzung, Wiesbaden 2010; M. Schmidt/T. Beschorner (Hrsg.), Corporate social responsibility und corporate citizenship, München 2008; D. Dietzfelbinger (Hrsg.), Praxisleitfaden Unternehmensethik. Kennzahlen, In­strumente, Handlungsempfehlungen, Wiesbaden 2008.
26) I. Pies, Die Entwicklung der Unternehmensethik – Retrospektive und prospektive Betrachtung aus Sicht der Ordonomik, in: Ders. (Hrsg.), Moral als Produktionsfaktor. Ordonomische Schriften zur Unternehmensethik, Berlin 2009, 13.
27) Suchanek 2007.
28) Vgl. neben zahlreichen Publikationen in diesem Bereich: A. Suchanek, Unternehmensethik. In Vertrauen investieren, Tübingen (im Erscheinen).
29) Bspw. U. Thielemann/P. Ulrich, Standards guter Unternehmensführung. Zwölf internationale Initiativen und ihr normativer Orientierungsgehalt, Bern 2009.
30) Wieland entfaltet unter Rückgriff auf Luhmanns Systemtheorie und die Neuere Instituionenökonomik eine eigenständige Unternehmensethik als »Governanceethik«. Siehe: J. Wieland, Ethik der Governance, Marburg 2007.
31) Homann 2012, 3.
32) H. Albach, Betriebswirtschaftslehre ohne Unternehmensethik!, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 75/9 (2005), 809–829.
33) U. Thielemann/J. Weibler, Betriebswirtschaftslehre ohne Unternehmensethik? Vom Scheitern einer Ethik ohne Moral, in: Zeitschrift für Be­triebswirtschaftslehre 77/2 (2007), 179–194; H. Albacht, Betriebswirtschafts-lehre ohne Unternehmensethik – Eine Erwiderung, in: Zeitschrift für Be­triebswirtschaftslehre 77/2 (2007), 195–206; U. Thielemann/J. Weibler, Integre Unternehmensführung – Eine Antwort auf die Replik von Horst Albach, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaftslehre 77/2 (2007), 207–210.
34) A. G. Scherer/A. Picot, Unternehmensethik und Corporate Social Re­sponsibility – Herausforderungen an die Betriebswirtschaftslehre, in: Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, Sonderheft 58/08 (2008), 1–25.
35) K. Kirchgessner, Die guten Manager: Diakoniewissenschaft ist ein Or­chideenfach, in: DIE ZEIT vom 11.10.2007.
36) Vgl. Homann 2012, 3.
37) T. Rendtorff, Ethik für die Wissenschaft – Bescheidwissen oder Begleitwissen?, in: Freiheit und Programm in Natur und Gesellschaft. Gaterslebener Begegnung 324/2001 (2002), 177–189.
38) D. Dietzfelbinger, Soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsstil. Alfred Müller-Armacks Lebenswerk, Gütersloh 1998.
39) G. Brakelmann; T. Jähnichen [Hgg.], Die Protestantischen Wurzeln der Sozialen Marktwirtschaft. Ein Quellenband, Gütersloh 1994.
40) K. Barth, Gesamtausgabe III. Vorträge und kleinere Arbeiten 1909–1914, hrsg. von H.-A. Drewes/H. Stoevesandt i. V. m. H. Helms/F.-W. Marquardt, Zürich 1993, 576.
41) K. Barth 1993, 573–682.
42) K. Barth 1993, 581. Hervorhebungen im Original.
43) G. Wünsch, Religion und Wirtschaft, Tübingen 1925; ders., Evange­lische Wirtschaftsethik, Tübingen 1927.
44) G. Wünsch 1925, V.
45) E. Herms, Das neue Paradigma. Wirtschaftsethik als Herausforderung für die Theologie und die Wirtschaftswissenschaft, in: J. Wieland (Hrsg.), Wirtschaftsethik und Theorie der Gesellschaft, Frankfurt am Main 1993, 148–71 (149); Tübingen 2004; vgl. auch die das Fach »Theologische Wirtschaftsethik« prägende und von Eilert Herms mitherausgegebene Reihe der „Loccumer Protokolle«: Theologische Aspekte der Wirtschaftsethik, Mainz; Loccum 1986 ff.
46) A. Rich, Wirtschaftsethik. Bd. 1. Grundlagen in theologischer Perspek­tive, Gütersloh 1984; ders., Wirtschaftsethik. Bd. 2. Marktwirtschaft, Planwirtschaft, Weltwirtschaft aus sozialethischer Sicht, Gütersloh 1990. Zur Einordnung und Kritik des Richschen Ansatzes siehe auch: S. Edel, Wirtschaftsethik im Dialog. Der Beitrag Arthur Richs zur Verständigung zwischen Theologie und Ökonomik, Stuttgart 1998.
47) Rich 1984, 72 f.
48) G. Meckenstock, Wirtschaftsethik, Berlin 1997.
49) E. Herms, Die Wirtschaft des Menschen. Beiträge zur Wirtschaftsethik, Tübingen 2004.
50) W. Huber, Kirche und Finanzen. Die theologische Dimension des Geldes, in: epd-Dokumentation 28/29, 2011, 25–29; ders., Soziale Verantwortung und unternehmerisches Handeln. Eine evangelische Perspektive, in: epd-Dokumentation, 8.04.2008, 17–27; ders., Zukunftsfähigkeit. Zehn Thesen zur Wirtschaftsethik, in: W. Thierse (Hrsg.), Ist die Politik noch zu retten? Standpunkte am Ende des 20. Jahrhunderts, Berlin 1996, 311–319.
51) W. Korff et al. (Hrsg.), Handbuch der Wirtschaftsethik. Band 1–4, Gütersloh 1999.
52) Zur Analyse des Papiers »Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit« vgl. N. O. Oermann, Anständig Geld verdienen? Eine protestantische Wirtschaftsethik unter den Bedingungen globaler Märkte, Gütersloh 2007, 171–176, und die dort aufgeführte Literatur.
53) Kirchenamt der EKD (Hrsg.), Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit. Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland, Hannover 1997.
54) Kirchenamt der EKD 1997, 39.
55) Kirchenamt der EKD 1997, 45–49.
56) Rat der EKD (Hrsg.), Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive. Eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Gütersloh 2008.
57) Die innerkirchliche Kritik äußerte sich etwa in Form eines Aufrufes in der Zeitschrift »Publik-Forum« unter dem Titel »Frieden mit dem Kapital?« (vgl. U. Duchrow/F. Segbers [Hrsg.], Frieden mit dem Kapital? Wider die Anpassung der evangelischen Kirche an die Macht der Wirtschaft, Oberursel 2008), welcher Heinrich Bedford-Strohm als Mitglied der Kammer für Soziale Ordnung der EKD zu einer Replik herausforderte (H. Bedford-Strohm, Angriff auf ein Zerrbild. Zum Aufruf »Frieden mit dem Kapital?« gegen die Unternehmerdenkschrift der EKD, 30.10.2008, in: www.ekd.de/aktuell/081030 _bedford_ strohm_publikforum.html, abgerufen am 12.08.2013).
58) Bedford-Storm 2008.
59) In der 2009 veröffentlichten Enzyklika Caritas in veritate erklärt Benedikt XVI.: »In allen Kulturen gibt es besondere und vielfältige ethische Übereinstimmungen, die Ausdruck derselben menschlichen, vom Schöpfer gewollten Natur sind und die von der ethischen Weisheit der Menschheit Naturrecht genannt wird [sic]. Ein solches universales Sittengesetz ist die feste Grundlage eines jeden kulturellen, religiösen und politischen Dialogs […]« (Nr. 59).
60) A. Dietz, Der homo oeconomicus. Theologische und wirtschaftsethische Perspektiven auf ein ökonomisches Modell. Gütersloh 2005; T. Jähnichen, Auf der Suche nach einer gerechten Ordnung der Weltwirtschaft. Welche globalen Regeln brauchen die internationalen Finanzmärkte? in: J. Rehm/J. Twisselmann (Hrsg.), Wirtschaft um des Menschen willen. Stichworte für eine erneuerte Soziale Marktwirtschaft, Nürnberg 2010; W. Stierle, Chancen einer ökumenischen Wirtschaftsethik. Kirche und Ökonomie vor den Herausforderungen der Globalisierung, Frankfurt am Main 2001.
61) W. Nethöfel, Der wirtschaftsethische Beitrag des Protestantismus, in: Globalisierung und Wirtschaftsethik. Markt und soziale Verantwortung, epd-Dokumentation 43, Frankfurt am Main 2001, in: www.uni-marburg.de/fb05/fachgebiete/sozialethik/personal/nethoefel/publikationen, abgerufen am 12.08.2013.
62) Evangelische Kirche in Deutschland; Deutsche Bischofskonferenz [Hrsg.], Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft, Gemeinsame Texte 22, Hannover 2014, 7.
63) Evangelische Kirche in Deutschland; Deutsche Bischofskonferenz [Hrsg.], Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft, Gemeinsame Texte 22, Hannover 2014, 16.24.
64) Evangelische Kirche in Deutschland; Deutsche Bischofskonferenz [Hrsg.], Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft, Gemeinsame Texte 22, Hannover 2014, 11–14.
65) Papst Franziskus, Die Freude des Evangeliums. Das Apostolische Schreiben Evangelii Gaudium über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute, Freiburg i. Br. 2013.