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Ausgabe:

März/2014

Spalte:

369–370

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Weigel, Valentin

Titel/Untertitel:

›Vom wahren seligmachenden Glauben‹ – ›Wie der Glaube aus dem Gehör kommt‹ – ›Daß das Wort Gottes in allen Menschen sei‹ und andere Schriften. Hrsg. v. H. Pfefferl.

Verlag:

Stuttgart-Bad Cannstatt: frommann-holzboog 2013. XXXII, 136 S. m. 5 Abb. = Valentin Weigel Sämtliche Schriften. Neue Edition, 5. Lw. EUR 386,00. ISBN 978-3-7728-1844-8.

Rezensent:

Ernst Koch

Neben der bereits von Winfried Zeller herausgegebenen Weigel-Schrift »Vom wahren seligmachenden Glauben« enthält der Band als erstmalige Edition drei im Umfang deutlich kürzere Texte von Weigel: »Daß das Wort Gottes in allen Menschen sei«, »Wie der Glaube aus dem Gehör komme« und »Daß Gott geunehret werde«. Hinzu kommen zwei bisher unbekannte kurze Texte als Anhang, die der Herausgeber in einer Wolfenbütteler Handschrift entdeckt hat und die vom Sakrament des Altars und von der Taufe handeln. Der zweitgenannte bietet noch dazu einen eigenen Anhang »De coena«, dessen Zugehörigkeit zur Theologie Weigels sich für den Herausgeber bestätigt hat, ohne dass er in der Letztzuweisung an Weigel letzte Sicherheit zu erreichen sieht. Die vorgeschlagenen Datierungen für diese Texte sind im Inhaltsverzeichnis enthalten. Die Tatsache, dass nur für einen der hier edierten Texte zwei Handschriften überliefert sind, für die übrigen aber nur eine Handschrift vorliegt, hat einen Teil der editorischen Arbeit er­übrigt, der die Textkollationierung betrifft.
Die Texte bieten instruktive Einblicke in das Wirken Weigels und seine Kontexte, so mit der Widmungszuschrift der Schrift »Vom wahren seligmachenden Glauben« von 1572 an den Vorgesetzen des Autors, den Chemnitzer Superintendenten Georg Langevoith. Hinzuweisen ist auf die ausführliche Anleitung zur Beichte, die die Schrift enthält (55–63). Aufmerksam zu machen ist auch auf die »Re­zension« Weigels zur Erbsündenlehre von Cyriakus Spangenberg, die seine Schrift »Daß Gott geunehret werde« darstellt. Allerdings ergibt sich von den spangenbergischen Be­zugsschriften her die Frage, ob die vorgeschlagene Datierung der »Re­zension« Weigels (zwischen 1572 und 1578) nicht bis mindestens 1580 hin etwas auszuweiten wäre. Für Weigels sakramentstheologische Po­sition bieten die Ausführungen der einschlägigen gebotenen Texte deut liche Einblicke, sofern der Autor in ihnen sozusagen Klartext spricht, ohne auf Einsprüche gefasst sein zu müssen.
Wie die bereits vorliegenden Bände zeigt auch dieser Band die umsichtige Sorgfalt des Herausgebers. Eine deutliche Veränderung in den Maßstäben geht auf eine Festlegung der Kommission für die Valentin-Weigel-Ausgabe vom Jahr 2012 zurück, der der Herausgeber zugestimmt hat: Mit diesem Band wird auf den bisherigen Teil II der editorischen Einleitung zu den aufgenommenen Schriften verzichtet, der bisher eine Darstellung sowohl der Entstehungs- als auch der Forschungsgeschichte bot und auf Schwerpunkte weigelscher Theologie im Lichte des vorgelegten Textes und andere Bereiche hinwies, die bereits Ansätze zu weiterer Forschung erkennen ließen, und die Beschreibung und Be­gründung der Edition in einem gesonderten Teil III überließ.
Auf einzelne Aspekte wie etwa Datierungsfragen wird künftig nicht ersatzlos verzichtet, jedoch erscheinen sie – möglicherweise in verknappter Gestalt – in dem neuen Teil II, der nun die speziellen Eigenheiten der Edition der Texte bietet. Dies hat eine deut­-liche Verringerung des Umfangs des Bandes zur Folge. Mag der Wegfall des bisherigen Teils II zu bedauern sein, so scheint er doch wohl der Rücksicht auf die steigenden Kosten geschuldet zu sein. Es ist allerdings für die Zukunft dringend zu wünschen, dass der veränderten Konzeption nicht Informationen zum Opfer fallen, die einen deutlichen Verlust von Aspekten bedeuten, die bisher den hohen Wert der Weigel-Edition ausgemacht haben.
Wenn nicht alles täuscht, so stellt sich im vorliegenden Band noch an einem weiteren Bereich ein Verzicht auf die Darbietung von Informationen im Anmerkungsapparat ein, sofern beispielsweise in erhöhtem Maße Parallelausführungen Weigels in anderen Texten nicht mehr zitiert werden, sondern auf die betreffenden Stellen in anderen bisher vorliegenden Bänden der Edition hingewiesen wird – ein Umstand, der die Benutzung der Texte zur Weiterarbeit erschweren dürfte. Das ist insofern zu bedauern, als die Weigel-Ausgabe nach wie vor als mustergültige Textedition in einer Zeit zu beurteilen ist, die auf schnellen Gewinn von Ergebnissen orientiert und dazu neigt, Grundlagenforschung geringzuschätzen. Noch immer kann sich die kirchenhistorische Forschung glücklich schätzen, auf die Weigel-Ausgabe zurückgreifen zu können, die auch für die ihr benachbarten Disziplinen von großem Wert ist. Dem Herausgeber ist nach wie vor für seinen Einsatz zu danken.
Auf ein Versehen ist hinzuweisen: Die im Apparat von S. 100–101, 105 und 109 zitierten Schriften von Cyriakus Spangenberg sind sämtlich in Mansfeld erschienen.