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Ausgabe:

März/2014

Spalte:

348–349

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Jacobi, Friedrich Heinrich

Titel/Untertitel:

Briefwechsel 1785. Nr. 1108–1306. Nachtrag zum Briefwechsel 1764–1784. Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Kommentar begonnen v. M. Brüggen unter Mitwirkung v. A. Mues, G. Schury u. J. Torbi, weitergeführt v. P. Kriegel u. R. Paimann. 2 Bde.

Verlag:

Stuttgart-Bad Cannstatt: frommann-holzboog 2013. LXIX, 625 S. m. 1 Abb. = Friedrich Heinrich Jacobi Briefwechsel – Nachlaß – Dokumente. Briefwechsel. Reihe II: Kommentar, 4/1–2. Lw. EUR 584,00. ISBN 978-3-7228-2272-8.

Rezensent:

Wolfgang Sommer

Im Jahr 2003 erschien im Rahmen des großen und aufwändigen Unternehmens der Edition des Briefwechsels von Friedrich Heinrich Jacobi der Band I, 4, der die Briefe des Jahres 1785 enthält, einem entscheidenden Jahr im Denken J.s (vgl. meine Rezension ThLZ 129 [2004], 1320–1322). Nun ist der Kommentar zu diesen Briefen in zwei Teilbänden erschienen, der für das Verständnis und die geistes­geschichtlichen Zusammenhänge dieser Briefe außerordentlich wichtig ist. Das Jahr 1785 ist deshalb ein so besonders ertragreiches Jahr im Briefwechsel J.s, da im Herbst dieses Jahres sein Werk »Über die Lehre des Spinoza in Briefen an Herrn Moses Mendelssohn« herauskam, das die Spinoza-Debatte im späten 18. Jh. wesentlich be­stimmte und viele bedeutende Zeitgenossen an dieser Debatte beteiligte: Mendelssohn, Goethe, Herder, die Fürstin von Gallitzin und vor allem Hamann. Der Briefwechsel zwischen Johann Georg Hamann und J. im Jahr 1785 ist vollständig überliefert. Er ist einer der großen Brieffreundschaften der Geistesgeschichte im ausgehenden 18. Jh., der uns auch über die Lebensumstände und die persönliche Situation der beiden Briefpartner näheren Aufschluss gibt. So erfahren wir aus den Briefen Hamanns von seiner Arbeit als Packhofverwalter in Königsberg, von den Vorbereitungen zu einer Reise nach Münster, wo er durch Vermittlung von Johann Caspar Lavater seinen Förderer Franz Kaspar Buchholtz traf, einen jungen, vermögenden Mann im Münsterland, »der sich nicht schämt, ein Christ zu seyn« und der ihm »ein ungemein ansehnliches Capital anvertraut« habe (I, 4, Nr. 1123 [44 f.]). Auch Amalia Fürstin von Gallitzin ist eine wichtige Gesprächspartnerin J.s. Ihre Briefe an J. sind jedoch bis auf einen einzigen leider nicht überliefert. Der Inhalt der anderen konnte zum Teil aus Briefen J.s rekonstruiert werden.
Der zweite Teilband enthält auch die Kommentierung des im Briefwechsel J.s enthaltenen »Nachtrags zum Briefwechsel 1764–1784«. Die beigegebene Abbildung zeigt die rätselhafte Tempelaufschrift an die Göttin Isis, auf die Hamann im Brief an J. vom 16.1.1785 aufmerksam macht und die bei der Spinoza-Diskussion eines »Spinozismus ante Spinozam« im Briefwechsel mehrfach erwähnt wird (Kommentar zum Brief Nr. 1115 [21.62 f.]).
Mit Überlieferung, textkritischem Apparat, Berichtigung und Er­läuterung wird eine sehr sorgfältige und inhaltsreiche Kommentierung geboten, in die die Arbeit vieler Jacobi-Forscherinnen und Forscher eingegangen ist. Dass sie erst nach mehr als zehn Jahren nach dem Erscheinen des Briefwechsels 1785 erschienen ist, erklärt sich aus mancherlei Umständen, ist aber bei einem solchen aufwändigen Editionsunternehmen keineswegs ungewöhnlich.
Einleitung, Abkürzungsverzeichnis zu den Bänden I, 4 und II, 4, Verzeichnis der Siglen für die Aufbewahrungsorte der Briefe, Verzeichnis der Literatursiglen und Kurztitel sowie ein umfangreiches Literaturverzeichnis, ein Orts- und Sachverzeichnis und ein Personenverzeichnis zu den Bänden I, 4 und II, 4 sind dem Kommentar in zwei Teilbänden beigegeben.