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Ausgabe:

Februar/2014

Spalte:

201–202

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Lichtenberger, Hermann [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Martin Hengels »Zeloten«. Ihre Bedeutung im Licht von fünfzig Jahren Forschungsgeschichte. M. e. Geleitwort v. R. Deines.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2013. XVII, 185 S. Kart. EUR 24,00. ISBN 978-3-16-152514-8.

Rezensent:

Markus Tiwald

Aus Anlass des 85. Geburtstags von Martin Hengel (* 14.12.1926, † 2.7.2009) und des 50. Jahrestags des Erscheinens seines fundamentalen Werkes »Die Zeloten« (Erstauflage 1961; Zweitauflage 1976; Drittauflage 2011 durch R. Deines und C.-J. Thornton) veranstaltete das Institut für Antikes Judentum und Hellenistische Religionsgeschichte der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen im Dezember 2011 ein Symposium, das die Bedeutung dieses epochemachenden Werkes von M. Hengel im Licht von 50 Jahren Forschungsgeschichte beleuchten will. Die Publikation der Vorträge wurde von Mohr Siebeck übernommen, wo auch die Drittauflage von Hengels »Zeloten« – 2011 als WUNT 283 – erschienen ist. Der insgesamt 185 Seiten starke Band gibt in unterschiedlichsten Beiträgen anregende weiterführende Gedanken zu den Ansätzen Hengels wieder.

Nach einem Vorwort des Herausgebers Hermann Lichtenberger (IX–XI) präsentiert Roland Deines in einem Geleitwort (XIII–XVII) den derzeitigen state of the art der Zelotenforschung und verweist auf die dritte Neuauflage von Hengels Werk, in dem ja auch Deines einen – m. E. sehr gut gelungenen – Beitrag zur einschlägigen Fragestellung beigesteuert hat (dort unter dem Titel »Gab es eine jüdische Freiheitsbewegung? Martin Hengels ›Zeloten‹ nach 50 Jahren«).

Joachim Schapers Beitrag »Das Theologumenon des ›Eifers‹ Gottes in alttestamentlichen Texten, sein Zusammenhang mit dem Bilderverbot und seine Wirkung auf das frühe Judentum« (1–19) stellt anhand des Eifers Gottes und des seiner Vorkämpfer gemeinsam mit J. Assmann (Monotheismus und die Sprache der Gewalt, 2006) die Frage, inwieweit Monotheismus zu Gewalt und Intoleranz neigt.

Anna Maria Schwemer präsentiert in »Die »Eiferer« Elia und Pinchas und ihre Identifikation« (21–80) »die beiden großen ›Eifergestalten‹ des Alten Testaments« (21) und untersucht die hier zugrundeliegenden Traditionen und deren Relektüren im Lauf der Geschichte. Im Liber Antiquitatum Biblicarum werden Elias und Pinchas sogar miteinander gleichgesetzt.

Christian Grappe fokussiert in »Die Zeloten, der historische Jesus und der Jesus der Evangelien« (81–106) auf die eschatologische Grundstimmung und Naherwartung der Heilszeit durch die Zeitgenossen Jesu. Dabei untersucht er neben einschlägigen Bibeltexten auch die Schriften aus Qumran und Erwähnungen von Messiasprätendenten (wie Theudas oder dem »Ägypter«) durch Josephus. Die hier immer wieder greifbar werdende Moses-Typologie kann auch für Jesus in den Evangelien nachgewiesen werden.

Niclas Försters Beitrag ist überschrieben mit »Die zelotische Ablehnung römischer Steuern und Münzen: eine neue patristische Quelle« (107–133). Förster hat bereits in seiner – m. E. sehr gelungenen – Habilitationsschrift (Jesus und die Steuerfrage, WUNT 294, 2012) einen Text von Pseudo-Hieronymus (De haeresibus Judaeorum: Codex Matritensis 80, Fol. 17va–17vb) diplomatisch ediert und mit deutscher Übersetzung versehen. Das aus dem 9. Jh. stammende Manuskript gibt einen Text wieder, der Anfang des 5. Jh.s in Palästina entstanden sein dürfte. Darin werden verschiedene Gruppen jüdischer »Häretiker« aufgelistet, unter anderem die »Galiläer«, als deren Spezifikum der kaiserliche Münzboykott genannt wird. Förster fasst hier Aspekte seiner Ha­bilitationsschrift pointiert zusammen, die er an einigen Stellen noch einmal wei­terführt.

Daniel R. Schwartz stellt in »Zeloten, Martin Hengels Die Zeloten und Dichotomie im antiken Judentum« (135–167) das Werk Hengels in den großen Horizont der Forschungs- und Zeitgeschichte. Besonders die wechselnde Wahrnehmung des Judentums in der christlichen Theologie wird hier thematisiert (Stichwort: vom »Spätjudentum« zum »Frühjudentum«).

Ein Stellenregister (169–176), ein Autorenregister (177–180) und ein Namen- und Sachregister (181–185) runden die Arbeit ab. Der Band bietet neben interessanten weiterführenden Aspekten zu Hengels Werk auch viele neue Aspekte, die alle – relativ eigenständig – um das Thema »Zeloten« kreisen.