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Ausgabe:

Februar/2014

Spalte:

189–190

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Ben Zvi, Ehud, and Christoph Levin [Eds.]

Titel/Untertitel:

Remembering and Forgetting in Early Second Temple Judah.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2012. XIV, 360 S. = Forschungen zum Alten Testament, 85. Lw. EUR 99,00. ISBN 978-3-16-151909-3.

Rezensent:

B. E.

Der Band publiziert 19 Beiträge, die auf einen Workshop an der Ludwig-Maximilians-Universität München vom 27. bis 29. Juli 2011 zurückgehen. Die Aufsätze sind insgesamt in den derzeit aktuellen Forschungsdiskurs zum »Collective Memory« eingebunden. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf Überlieferungen aus der Frühzeit der Epoche des Zweiten Tempels, die ja für die Literaturbildung des Alten Israel und daher auch für die Konstruktion eines kollektiven Gedächtnisses von vorrangiger Bedeutung ist. Zur Eingrenzung dieses weiten Bereiches wurde eine Fokussierung auf die Thematik »Erinnern und Vergessen« gelegt.

Nach einer allgemeinen Einführung und einer methodischen Grundlegung zum Forschungsfeld eines »Collective Memory« von Ehud Zvi, der sich auch durch andere Publikationen und Projekte in diesem Feld einen Namen gemacht hat, folgen zunächst verschiedene Aufsätze zur Prophetie (Jörg Jeremias zum Thema der Falschprophetie; Sonya Kostama zur Begegnung von Ahaz und Jesaja in der Darstellung des DtrG bzw. der Chronik; Friedhelm Hartenstein zur Neuschöpfung in Deutero-Jesaja; Christina Ehring zur Vorstellung der Rückkehr JHWHs in Jes 40,1–11* und 52,7–10; Christoph Levin zu Jeremia sowie William Morrow zu »memory and socialization« in Mal 2,17–3,5 und 3,13–21). Weitere Beiträge untersuchen die Thematik in anderen Textbereichen (Kåre Berge, »The Anti-Hero as a Figure of Memory and Didacticism in Exodus. The Case of Pharaoh and Moses«; Diana Edelman zum Exodus und Passa; Urmas Nõmmik zu Genesis 18,22b–33; Michael Hundley zu P; Hermann-Josef Stipp zur Interpretation der Josianischen Reform in DtrG; Juha Pakkala zu 2Kön 11 und 2Chr 22,10–23,21; Zhenhua (Jeremiah) Meng zum Ahnenkult in Yehud und der chinesischen Familie Gao Huan; Judith Gärtner zu Psalm 78; Bob Becking zu Ps 137; Reinhard Müller zu den Exilsklagen; James R. Linville zu den Klageliedern). Ein Beitrag von Francis Landy mit dem Titel »Notes Towards a Poetics of Memory in Ancient Israel«, der nach der Reflexion der biblischen Texte über das Erinnern fragt, beschließt die interessante Sammlung.

Der aufschlussreiche Band gibt einen hervorragenden Einblick in die vielfältigen Optionen eines »Collective Memory«-Diskurses und in seine theoretischen und methodischen Grundlagen.