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Ausgabe:

Dezember/2013

Spalte:

1387

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

[Petzoldt, Martin]

Titel/Untertitel:

Im Klang der Wirklichkeit. Musik und Theologie. Martin Petzoldt zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. N. Bolin u. M. Franz.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2011. 544 S. m. 1. Porträt u. Abb. Geb. EUR 38,00. ISBN 978-3-374-02859-7.

Rezensent:

F. N.

Mit dieser Festschrift haben Freunde und Weggefährten den Leipziger Theologen Martin Petzoldt zu seinem 65. Geburtstag geehrt, der wie wohl nur ganz wenige Theologen in seinem Wirken Theologie und Musik verbindet und darin – wie die Festschrift sehr schön herausstellt – sowohl den Klängen des Wortes wie den Klängen der Musik Gehör schenkt und Gehör verschafft. In der Komposition der Festschrift haben es die Herausgeber verstanden, den Autoren Freiraum für durchaus polyphone Festgaben zu gewähren, die sich den jeweils polyphonen Wirklichkeiten der Musik, des Wortes und der Praxis zuwenden.
Die besondere Tiefe der Verbindung von Theologie und Musik wird für mich persönlich in der »Miszelle« von Ulrich Kühn thematisch, der die Kritik Karl Barths an Johann Sebastian Bachs Ausdeutung des Leidensweges Jesu Christi in der Matthäus-Passion erwidert, auf die auch schon der Jubilar reagiert hatte. Während Barth in dem »Wolkenmeer von Seufzern, Klagen und Anklagen, von Anrufen des Entsetzens, des Bedauerns, des Mitleidens« (zitiert von Kühn, 63) eine Trauerode sah, die den Sieg der Auferstehung nicht ins rechte Licht rücke, stellt Kühn heraus, dass das Matthäusevangelium und mit ihm Bach »den Weg Jesu doch zugleich als einen sehr menschlichen Weg« (66) beschreibt. Zudem zeichne Bach mit der Johannes-Passion aber auch noch ein anderes, auf den im Tode errungenen Sieg konzentriertes Christusbild. Und so kommt Bach als polyphoner Interpret der Passion Christi in den Blick.
Solche und viele andere musiko-theologische Reflexionen kann man diesem Band entnehmen: ein wunderbares Lesebuch nicht nur für Insider der Theologie und Musikwissenschaft, sondern für alle Theologie- und Musikliebhaber.