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Ausgabe:

Dezember/2013

Spalte:

1346–1347

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Bucer, Martin

Titel/Untertitel:

Briefwechsel/Correspondance, Bd. VII (Okto­-ber 1531 – März 1532). Hrsg. u. bearb. v. B. Hamm, R. Friedrich u. W. Simon in Zusammenarbeit m. M. Arnold.

Verlag:

Leiden u. a.: Brill 2008. CXXVIII, 568 S. = Studies in Medieval and Reformation Traditions, 136. Geb. EUR 166,00. ISBN 978-90-04-17132-9.

Rezensent:

Herman Selderhuis

Die Edition des Briefwechsels des Straßburger Reformators Martin Bucer schreitet mit diesem 7. Band weiter voran. In Zeiten von Sparmaßnahmen kann nur gelobt werden, dass eine solche Edition sich durchsetzt und Förderung findet. Die hohe Kompetenz der Herausgeber und Bearbeiter, die sich in der Qualität der Bände widerspiegelt, sowie der Inhalt der Korrespondenz selbst rechtfertigen es, dass eine solche Reihe vollständig zum Abschluss gebracht wird. Es gibt kaum eine Edition, die so informativ und so aufschlussreich ist wie diese.
Die Struktur der Bände ist immer dieselbe: Es beginnt mit einem thematischen Überblick über die in den Briefen behandelten Themen. Dabei werden zugleich die Hauptakteure sowie die Schauplätze der Briefe vorgestellt. Nach dieser deutschsprachigen Einführung folgt eine Zusammenfassung auf Französisch, denn die Edition entstand in Kooperation mit der Universität Straßburg. Dann folgen eine chronologische Auflistung der Briefe, eine alphabetische Liste der Korrespondenten, eine Übersicht der nicht er­mittelten Briefe sowie ein Abkürzungs- und ein Literaturverzeichnis. Letzteres dokumentiert, wie gründlich die Bearbeiter ihre Forschungen durchgeführt haben. Mit diesem einführenden Teil ist der Benutzer genau informiert über die Biographie Bucers und die europäischen Ereignisse im jeweiligen Zeitraum des Bandes.
Bei der eigentlichen Edition der Stücke wird zunächst jeder Brief durch ein französisches und ein deutsches Regest zu­sam­mengefasst. Die Textpräsentation wird begleitet von einem notwendig ausführlichen Kommentar in den Fußnoten. Die Register von Bibelstellen, Orten und Sachen werden in jedem Band bereichert durch einen Personenindex, der Kurzbiographien zu den in den Briefen vorkommenden Personen bietet. Dieser Index entlas­tet den Anmerkungsapparat und erhöht die Benutzerfreundlichkeit des Editionswerks. Mit dem von Band 7 abgedeckten histo­-rischen Zeitraum sind in ihnen besonders die Niederlage der Protestanten bei Kappel und die Bedeutung sowie die Deutung des Todes Zwinglis wichtige Themen. Im Zentrum stehen die Be­mühungen nach dem Tode Zwinglis, Luther zu einem Konsens im Abendmahlsstreit zu bewegen. Bucer zeigt sich als unermüdlicher Vermittler, der davon ausgeht, dass der Streit lösbar ist, weil es sich dabei hauptsächlich um eine ›Logomachia‹, also eine Diskussion über Wörter handelt, während man in der Sache doch einig sei. Parallel verlaufend und direkt damit verbunden sind die politischen Entwicklungen im Reich. Es ist die Zeit, in der Kaiser und Protestanten über einen Waffenstillstand verhandeln. Bucer nutzt diese Lage, um die Oberdeutschen nicht in ein theologisches und politisches Abseits geraten zu lassen. Von der lutherischen Seite wird dieses Verhalten Bucers als Hinwendung zu ihnen wahrgenommen, während sich den Schweizern das Gefühl vermittelt, dass man sie im Stich lässt.
Die in diesem Band präsentierten Briefe dokumentieren, wie spannungsvoll und komplex die Lage in Kirche und Politik war und wie viel Persönliches in die Sachdiskussionen hineinspielte. Für die Kenntnis der tiefgreifenden Entwicklungen des 16. Jh.s und deren Nachwirkungen bis heute ist gerade der Briefwechsel Bucers von eminenter Bedeutung. Auch deshalb ist es mehr als erfreulich, dass diese Editionsreihe in so hoher Qualität beständig fortschreitet.